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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ehrlich, dieser Mann!
    Sie bahnte sich einen Weg durch die Novizinnen, verärgert, dass sie ihre Aufmerksamkeit erregen musste, damit sie ihr den Weg frei machten. Natürlich machten sie Platz, sobald sie eine Schwester kommen sahen, aber sie waren so abgelenkt, dass es Mühe kostete, sie dazu zu bewegen. Ein paar von ihnen rügte sie, weil sie ihre Pflichten vernachlässigten. Wo steckte Tiana? Sie hätte dafür sorgen müssen, dass sich die Mädchen wieder an die Arbeit begaben. Und wenn Rand al'Thor höchstpersönlich im Lager erschienen wäre, die Novizinnen hatten mit ihrem Unterricht fortzufahren!
    In der Nähe des Pavilloneingangs stieß sie endlich auf die Frau, die sie gesucht hatte. Als Egwenes Behüterin der Chroniken durfte Sheriam den Saal ohne die Amyrlin nicht betreten. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als draußen zu warten. Aber vermutlich war das besser, als allein in ihrem Zelt zu schmoren.
    In den vergangenen Wochen hatte die Frau mit dem Feuerhaar eine ordentliche Portion ihres Specks verloren. Sie musste sich wirklich ein paar neue Kleider besorgen; die alten fingen an, an ihrem Körper herunterzuhängen. Wenigstens schien sie etwas von ihrer Ruhe wiedergefunden zu haben, erschien weniger fahrig. Vielleicht hatte sich das erledigt, was ihr zu schaffen gemacht hatte. Sie hatte ja immer darauf beharrt, dass ihr nichts fehlte.
    »Fischscheiße«, knurrte Siuan, als eine Novizin ihr zufällig den Ellbogen in den Leib rammte. Sie starrte das Mädchen böse an, das in sich zusammensackte und forteilte, zögernd begleitet von ihrer Novizinnenfamilie. Siuan wandte sich Sheriam zu. »Also, was ist es? Hat sich einer der Pferdeburschen als der König von Tear entpuppt?«
    Sheriam hob eine Braue. »Elaida kann Reisen.«
    »Was?« Siuan warf einen Blick ins Zelt. Die Sitze waren mit Aes Sedai gefüllt, und die schlanke Ashmanaille von den Grauen sprach gerade. Warum war diese Zusammenkunft nicht Versiegelt worden?
    Sheriam nickte. »Wir haben es herausgefunden, als Ashmanaille ausgesandt wurde, um in Kandor den Tribut zu holen.« Tribute waren eine der Haupteinnahmequellen von Egwenes Aes Sedai. Viele Jahrhunderte lang hatte jedes Königreich derartige Zuwendungen nach Tar Valon geschickt. Die Weiße Burg war nicht länger auf dieses Einkommen angewiesen - ihr standen viel bessere Möglichkeiten zur Verfügung, sich zu finanzieren, Möglichkeiten, die nicht von der Großzügigkeit anderer abhängig waren. Dennoch lehnte man solche Zuwendungen nicht ab, und viele Königreiche in den Grenzlanden folgten noch immer den alten Bräuchen.
    Vor der Spaltung der Weißen Burg hatte eine von Ashmanailles Pflichten darin bestanden, diese Spenden zu verwalten und im Namen der Amyrlin monatliche Dankschreiben zu versenden. Die Spaltung und die Entdeckung des Reisens hatten es für Egwenes Aes Sedai sehr einfach gemacht, Delegationen zu schicken und die Tribute persönlich abzuholen. Dem Schatzmeister der Kandori war es egal, welche der beiden Parteien er unterstützte, solange der Tribut nur geschickt wurde, und er hatte das Geld auch gern Ashmanaille persönlich ausgehändigt.
    Die Belagerung von Tar Valon hatte es vereinfacht, dieses Geld von den Tributen abzuzweigen, die sonst an Elaida gegangen wären, und man hatte damit Brynes Soldaten bezahlt. Eine hübsche Wendung des Schicksals. Aber kein Meer blieb ewig ruhig.
    »Der Schatzmeister war sehr aufgebracht«, berichtete Ashmanaille in ihrem sachlichen Tonfall. »›Ich habe diesen Monat bereits gezahlt‹, sagte er zu mir. ›Das Geld habe ich dieser Frau gegeben, die erst gestern kam. Die Frau hatte einen Brief von der Amyrlin, der das rechtmäßige Siegel trug und mich anwies, das Geld nur einer Angehörigen der Roten Ajah auszuhändigen‹.«
    »Das besagt nicht mit Sicherheit, dass Elaida Reisen kann«, meinte Romanda im Inneren des Zeltes. »Die Rote Schwester könnte auch auf andere Weise nach Kandor gekommen sein.«
    Ashmanaille schüttelte den Kopf. »Sie haben das Wegetor gesehen. Der Schatzmeister entdeckte einen Rechenfehler und schickte Elaidas Delegation einen Schreiber hinterher, um ihnen ein paar zusätzliche Münzen zu geben. Der Mann beschrieb perfekt, was er dort sah. Die Pferde ritten durch ein schwarzes Loch in der Luft. Es hat ihn so sehr verwirrt, dass er die Wache rief - aber da waren Elaidas Leute schon fort. Ich habe ihn selbst befragt.«
    »Ich halte nichts davon, sich auf das Wort eines einzigen Mannes zu verlassen«, meinte Moria,

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