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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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können.
    Sie hat eine ganze Stadt gefoltert, um sich zu beweisen, flüsterte Lews Therin. Sie hat tausend Männer auf tausend verschiedene Weisen getötet, um zu sehen, wie sich ihre Schreie voneinander unterscheiden würden. Aber sie lügt nur selten. Selten.
    Rand schob die Stimme von sich.
    »Rand«, sagte Min. Ihre Stimme klang jetzt noch leiser.
    Er drehte sich um und sah sie an. Sie war geschmeidig und klein von Statur, und er hatte oft das Gefühl, sie hoch zu überragen. Ihr Haar trug sie in kurzen Locken und dunkel - aber es war nicht so dunkel wie ihre besorgt dreinblickenden Augen. Wie immer hatte sie Mantel und Hosen als Kleidung gewählt. Heute waren sie dunkelgrün, wie die Kiefernnadeln dort draußen. Doch als stünden sie im Widerspruch zu ihrer Wahl, hatte sie die Kombination verändert, damit sie ihre Figur betonte. Die Manschetten waren mit silbernen Blüten bestickt, die darunter zum Vorschein kommenden Ärmel mit Spitze verziert. Sie duftete leicht nach Lavendel, vielleicht von der Seife, die sie in letzter Zeit bevorzugte.
    Warum Hosen wählen, nur um sich dann mit Spitze zu schmücken? Rand hatte schon vor langer Zeit aufgegeben, die Frauen verstehen zu wollen. Sie zu verstehen würde ihm nicht helfen, zum Shayol Ghul zu kommen. Außerdem musste er Frauen auch nicht verstehen, um sie benutzen zu können. Vor allem, wenn sie über Informationen verfügten, die er brauchte.
    Er knirschte mit den Zähnen. Nein, dachte er. Nein, es gibt Grenzen, die ich nicht überschreiten werde. Es gibt Dinge, die nicht einmal ich tun werde.
    »Du denkst wieder an sie!« Es klang beinahe vorwurfsvoll.
    Er fragte sich oft, ob es einen Bund gab, der nur in eine Richtung funktionierte. Er hätte viel dafür gegeben.
    »Rand, sie ist eine Verlorene«, fuhr Min fort. »Sie hätte uns alle ohne zu zögern getötet.«
    »Sie wollte mich nicht töten«, sagte Rand leise, wandte sich wieder von Min ab und schaute aus dem Fenster. »Ich sollte ihr Gefangener werden.«
    Min zuckte zusammen. Schmerz, Sorge. Sie dachte an das grässliche A'dam für Männer, das Semirhage verborgen mitgebracht hatte, als sie die Identität der Tochter der Neun Monde angenommen hatte. Cadsuanes Ter'angreal hatte die Tarnung der Verlorenen zunichtegemacht, darum hatte Rand Semirhage erkennen können. Beziehungsweise hatte es Lews Therin ermöglicht, sie zu erkennen.
    Der Zwischenfall hatte damit geendet, dass Rand eine Hand verlor und dafür eine der Verlorenen als Gefangene gewann. Als er das letzte Mal in einer vergleichbaren Situation gewesen war, hatte es nicht gut geendet. Er wusste noch immer nicht, wohin Asmodean verschwunden war oder warum dieses Wiesel von einem Mann überhaupt geflohen war, aber er vermutete, dass er viel von seinen Plänen und Aktivitäten verraten hatte.
    Hättest ihn töten sollen. Hättest sie alle töten sollen.
    Rand nickte, dann erstarrte er. War das Lews Therins Gedanke gewesen oder sein eigener? Lews Therin, dachte er. Bist du da?
    Er glaubte Gelächter gehört zu haben. Oder war es Schluchzen?
    Sei verflucht!, dachte Rand. Rede mit mir! Der Zeitpunkt nähert sich. Ich muss wissen, was du weißt! Wie hast du das Gefängnis des Dunklen Königs versiegelt? Was ist schiefgegangen, warum war das Gefängnis danach nicht sicher? Rede mit mir!
    Ja, das war definitiv Geschluchze und kein Lachen. Manchmal war das bei Lews Therin schwer auseinanderzuhalten. Rand betrachtete den Toten auch weiterhin als eigenständiges Individuum, ganz egal, was Semirhage gesagt hatte. Er hatte Saidin gereinigt! Der Makel war verschwunden und konnte seinen Verstand nicht länger berühren. Er würde nicht verrückt werden.
    Der Sturz in den echten Wahnsinn kann ... ganz plötzlich erfolgen. Wieder hörte er ihre Worte, die sie laut verkündet hatte, damit auch alle sie hörten. Sein Geheimnis war endlich enthüllt. Aber Min hatte in einer Sicht gesehen, wie er mit einem anderen Mann verschmolz. Musste das nicht bedeuten, dass er und Lews Therin zwei eigenständige Persönlichkeiten waren, zwei Individuen, die in einen Körper gezwungen worden waren?
    Es macht aber keinen Unterschied, dass seine Stimme real ist, hatte Semirhage gesagt. Tatsächlich verschlimmert das seine Situation noch ...
    Rand sah zu, wie eine Gruppe von sechs Soldaten die Pferdeseile inspizierte, die an der rechten Seite des Rasens gespannt waren, zwischen der letzten Zeltreihe und den Bäumen. Sie überprüften einen Huf nach dem anderen.
    Er durfte nicht über

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