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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Ärmel aufgerollt und entblößten dunkles Haar auf strammen Armen, als sie Hammer oder Spitzhacke schwangen und auf die uralten Steine einschlugen. Ihr Schweiß tropfte auf den Felsen oder ins Wasser unter ihnen, als sie die Fundamente der Kette freigruben, die den Wasserweg in die Stadt behinderte. Die Hälfte dieser Kette bestand nun aus unzerstörbarem Cuendillar, das manche auch als Herzstein bezeichneten. Es war eine erschöpfende Plackerei, sie herauszureißen und den Zugang zur Stadt wieder zu ermöglichen; die prächtigen und widerstandsfähigen Hafenanlagen waren mit der Einen Macht geformt worden und nur eines der auffälligeren Opfer des stummen Krieges zwischen den Rebellen und den Aes Sedai, die die Burg hielten.
    Der Wind blies durch den Hafen, in dem Träger müßig zusahen, wie Arbeiter einen Stein nach dem anderen zu Splittern zerlegten und grauweißen Staub produzierten, der auf der Wasseroberfläche trieb. Die mit zu viel Verstand - oder vielleicht auch zu wenig - flüsterten, dass solche Vorzeichen nur eines bedeuten konnten. Tarmon Gai'don, die Letzte Schlacht, musste bald kommen.
    Der Wind tanzte von den Docks fort und passierte die hohen weißen Molen, die auch als die Leuchtenden Mauern bekannt waren. Hier konnte man endlich Sauberkeit und Aufmerksamkeit bei der Burgwache finden, die mit ihren Bogen Wache hielt. Glatt rasiert und mit ihren weißen fleckenlosen Wappenröcken bekleidet, spähten die Bogenschützen mit der gefährlichen Anspannung von gleich zubeißenden Schlangen über ihre Stellungen. Diese Soldaten hatten nicht die Absicht, Tar Valon während ihrer Schicht erobern zu lassen. Tar Valon hatte jeden Feind abgewehrt. Trollocs hatten die Stadtmauer durchbrochen, waren aber in den Straßen der Stadt besiegt worden. Artur Falkenflügel hatte Tar Valon nicht einnehmen können. Nicht einmal die schwarz verschleierten Aiel, die während des Aiel-Krieges das Umland verwüstet hatten, hatten die Stadt erobern können. Viele hatten das als großen Sieg betrachtet. Andere hatten sich gefragt, was wohl geschehen wäre, hätten die Aiel tatsächlich in die Stadt gewollt.
    Der Wind passierte die westliche Gabelung des Erinin und ließ die Insel Tar Valon hinter sich zurück, passierte rechts die hohe Alindaer-Brücke, als wollte er die Feinde höhnisch herausfordern, sie zu überqueren und zu sterben. Hinter der Brücke fuhr der Wind nach Alindaer hinein, eines der vielen Dörfer im Umkreis von Tar Valon. Es war ein größtenteils entvölkertes Dorf, da die meisten Familien über die Brücke geflohen waren, um Zuflucht in der Stadt zu finden. Das feindliche Heer war ohne jede Vorwarnung erschienen, wie vom Sturm gebracht. Das wunderte nur wenige. Das Rebellenheer wurde von Aes Sedai angeführt, und jene, die im Schatten der Weißen Burg lebten, wetteten nur selten auf das, was Aes Sedai erreichen konnten und was nicht.
    Das Rebellenheer stand bereit, war sich aber unsicher. Über fünfzigtausend Mann stark lagerte es in einem dichten Zeltring um das kleinere Lager der Aes Sedai. Zwischen dem inneren und äußeren Lager gab es eine deutliche Grenze, die erst kürzlich verstärkt worden war, um Männer fernzuhalten, vor allem jene, die Saidin lenken konnten.
    Man hätte beinahe glauben können, dass dieses Rebellenlager für die Ewigkeit errichtet worden war. Seinen Abläufen haftete eine gewisse Alltäglichkeit an. Gestalten in Weiß eilten umher, manche in formeller Novizinnentracht, viele andere in ähnlicher Kleidung. Wenn man genau hinsah, konnte man sehen, dass viele von ihnen alles andere als jung waren. Manche von ihnen hatten schon graue Haare. Aber man sprach sie als »Kinder« an, und gehorsam waren sie, während sie unter den unbewegten Blicken von Aes Sedai Kleider wuschen, Teppiche ausklopften und Zeltplanen schrubbten. Und falls diese Aes Sedai ungewöhnlich oft zu dem nagelähnlichen Profil der Weißen Burg schauten, hätte man daraus den falschen Eindruck gewinnen können, nämlich dass sie nervös oder voller Unbehagen waren. Aes Sedai hatten alles unter Kontrolle. Immer. Selbst jetzt, wo sie eine unbestreitbare Niederlage erlitten hatten: Egwene al'Vere, Amyrlin-Sitz der Rebellen, war Gefangene der Weißen Burg.
    Der Wind zupfte an ein paar Kleidern, riss Wäsche von ihren Leinen und eilte dann weiter nach Westen. Nach Westen, vorbei am gewaltigen Drachenberg mit seinem zerschmetterten und rauchenden Gipfel. Über die Schwarzen Hügel und die Caralain-Steppe. Hier klebten

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