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Der Augensammler

Der Augensammler

Titel: Der Augensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Vieraugengespräch aufs Revier bringen, und dabei inoffiziell mit einem Auge gezwinkert.
    Ich nutzte den Moment, in dem Scholle mir den Rücken zukehrte, um mich nach dem Notausgang umzusehen, den eine Großraumküche haben musste, doch Scholle hatte das Licht nicht ohne Grund ausgelassen. Alles, was ich erkennen konnte, waren vier kleine Oberlichter, die ich niemals erreichen würde, bevor der fette Ermittler sich auf mich warf. Unter normalen Umständen wäre er kein ernstzunehmender Gegner für mich gewesen. Anders als ich kannte er Boxkämpfe nur vom Fernsehen. Weder Größe noch Masse konnten jahrelanges Training kompensieren. Die Fesseln um meine Hände hingegen schon. »Lass mich gehen, Scholle. Noch ist es nicht zu spät.« »Sicher doch.«
    Er sah kurz auf seine Armbanduhr und seufzte. »Die Zeit rennt, also sparen wir uns ab sofort den Smalltalk und machen einen ganz simplen Deal: Ich sage dir alles, was ich weiß, und dann erzählst du mir, was ich hören will, okay?«
    »Du machst einen großen Fehler, Scholle ...« »Also abgemacht, ich fang an. Wir haben das Fahrzeug gefunden, mit dem du die Kinder transportiert hast. Eine Streife hat es in Köpenick etwa zehn Autominuten von hier auf dem Parkplatz eines verlassenen Recyclinghofs entdeckt.«
    Er tippte mit den Fingern auf das rechte untere Drittel der Karte.
    »Ich bin der Falsche«, sagte ich.
    »Im Kofferraum fanden sich eindeutige Beweise. Haare, Fasern, abgebrochene Fingernägel.«
    »Mag ja sein, aber ich habe das Auto dort nicht abgestellt.«
    Er hörte mir gar nicht zu. »Stoya ist bereits vor Ort. Derzeit durchkämmen acht Hundeführer die Gegend, aber wie du selbst siehst, ist es ein verdammt großes Industriegebiet.«
    Sein Unterkiefer stampfte wütend beim Sprechen, als müsse er seine Worte kauen, bevor er sie mir an den Kopf schleuderte. »Viel zu groß, um es innerhalb der verbleibenden Zeit noch zu schaffen. Daher bin ich jetzt auf deine Kooperation angewiesen.« »Scholle, bitte ...«
    »Also, das war's von meiner Seite. Jetzt bist du dran. Sag mir, wo sie sind.« »Ich weiß es nicht.«
    »Wo ist das Versteck, in dem du die Kinder ertränkst?«
    Ertränkst?
    »Ich schwöre es. Ich suche den Dreckskerl doch genauso wie du.«
    Er schüttelte den Kopf und sah mich an wie ein Vater, der langsam die Geduld mit seinem störrischen Kind verliert. »Na schön«, sagte er und faltete den Stadtplan wieder zusammen. »Wenigstens gibt es hier unten noch Strom.« Ich hörte ein Knacken, dann ein elektrostatisches Geräusch, als hätte jemand einen alten Fernseher eingeschaltet. Gleichzeitig leuchtete eine rote Lampe auf der Vorderseite des Küchenblocks auf.
    Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Zuerst spürte ich einen Windhauch, dann schoss mir ein Schmerz durch den Nacken, und ich konnte den Kopf nicht mehr bewegen, ohne das Gefühl zu haben, mein Genick würde brechen. Scholles Oberarm presste mir die Luft ab, so dass ich noch nicht einmal schreien konnte, als er mich mit aller Gewalt zum Küchenblock riss, dessen Kochfelder bereits schwach glühten.
    Dann trat er mir direkt vor die Beine, und ich sackte ein. Meine Knie schlugen hart auf den Bodenfliesen auf, als es plötzlich hell wurde.
    Zuerst dachte ich, der Schmerz projiziere seine grellen Blitze direkt auf meine Netzhaut, doch dann flackerten die Neonstrahler über meinem Kopf, und ich begriff, dass jemand das Licht eingeschaltet haben musste. Stoya?, dachte ich und betete, dass Scholle sich in der Einschätzung seines Partners getäuscht hatte. Dann aber sah ich ein Paar verdreckte Stiefel in der Tür zum Kücheneingang auftauchen, und meine allerletzte Hoffnung, der Folter doch noch zu entgehen, war gestorben.

19. Kapitel
    Ich habe doch gesagt, ich will nicht gestört ...« Scholle lockerte seinen Griff und lachte erstaunt auf. »Na sieh mal einer an.«
    Er stieß mich zur Seite und ließ mich keuchend vor dem Küchenblock liegen.
    »Ich wollte mir gerade oben im Foyer einen Kaffee ziehen, als sie sich beim Pförtner nach Zorbachs Mutter erkundigte«, hörte ich einen der beiden Polizisten sagen. Scheiße, Alina. Du solltest doch im Auto warten, bis ich zurückkomme.
    »Du hast vorhin von ihr erzählt, da dachte ich, du willst vielleicht auch mit ihr sprechen, Scholle.« Im Augenblick schmerzte mein gequetschter Kehlkopf zu sehr, und ich benötigte all meine Kraft, um wieder frische Luft in meine Lungen zu pumpen, daher dauerte es eine Weile, bis ich den Kopf heben konnte. Aber

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