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Der Ausflug

Titel: Der Ausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dorrestein
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Väter denn keine Intuition?«, fragte Laurens unsicher.
    Beatrijs dachte: Ich muss ihm die Szene von heute Mittag einfach verzeihen, ich sehe doch, wie unglücklich er ist!
    Als könne er Gedanken lesen, was er natürlich auch wirklich tat, beugte sich Leander vor und sagte: »Jeder Mensch besitzt Intuition, Laurens. Auch du. Jeder kann nämlich...«
    Bedachtsam, wie er war, suchte er kurz nach den richtigen Worten und verschränkte dabei die Finger über seiner Nase. Für einen so großen Mann hatte er auffallend feingliedrige, ausdrucksvolle Hände. Hände, wie von Holbein gemalt.
    Laurens wandte sich schlankweg an Gwen: »Du verstehst also, dass ich mir dachte: Was macht ein Kessel voll Wasser hier, mitten im Gebüsch? Hast du eine Erklärung dafür?«
    Beatrijs schnappte nach Luft. Er hätte genauso gut sagen können: Der Typ da ist Luft für mich. So ging man hier doch nicht miteinander um! Erhitzt dachte sie: Leander hat mehr Recht, hier zu sein, als du, er gehört zu mir , und du gehörst zu niemandem von uns mehr, das hättest du dir ruhig mal überlegen können, anstatt dich uns einfach weiterhin aufzudrängen. Die Heftigkeit ihrer Empfindung brachte sie ein wenig durcheinander. Sie hatte Laurens doch immer so gemocht?
    »Ich habe keine Ahnung, wie der Kessel dort gelandet sein könnte«, erwiderte Gwen. »Vielleicht... ah, da kommt mein Schatz.« Sie streckte die Arme nach dem Baby aus, das Timo auf der Hüfte trug.
    »Darf ich sie auch mal kurz haben?«, rief Yaja, die bis dahin lustlos herumgehangen hatte, plötzlich hellwach.
    »Natürlich«, sagte Timo. Er setzte ihr das Baby auf den Schoß.
    Um Leanders verletzten Gesichtsausdruck nicht ansehen zu müssen, nahm Beatrijs noch etwas Salat. Die gleiche Spannung, die ihr schon das Mittagessen verdorben hatte, befiel sie auch jetzt wieder. So würde es doch hoffentlich nicht bei jeder Mahlzeit zugehen? Die ganze kommende Woche lang? Da hätte sie besser in der Spiegelstraat zwischen ihren Stichen aus dem siebzehnten Jahrhundert bleiben können.
    »Wie schade«, sagte Gwen leise, »dass Vero unser kleines Mädchen nie kennen gelernt hat. Und wie schade, dass es jetztohne Tante Veronica aufwachsen muss. Das ist alles so furchtbar traurig.«
    Es trat eine kurze Stille ein, in der die Erwachsenen allesamt auf das Baby blickten, ein wenig mitleidig, als vereine sich in seinem zwei Monate alten kleinen Leib schon alles Unrecht der Welt. Yaja wiegte die Kleine und gurrte dabei leise vor sich hin.
    »Ja«, pflichtete Timo ihr bei, »das ist jammerschade, Laurens. Ich wollte, ich könnte es besser ausdrücken, Junge, aber...«
    »Jammerschade trifft es genau«, sagte Laurens schnell.
    Beatrijs war ihm dankbar, dass er das nicht ausweitete. Für Leander mussten diese ständigen Emotionen, Reminiszenzen und Reflexionen, die ihn zum Außenseiter abstempelten, höchst unangenehm sein. Er empfand die Dinge so intensiv, er litt so rasch. Manchmal bekam er Migräneanfälle, die ihr eine Heidenangst machten. Auch in seinem Kopf konnte womöglich ein Blutgefäß platzen. Ihr Leben lang hatten sie einander gesucht, und gerade jetzt, da sie sich gefunden hatten...
    »Sie lacht mich an«, sagte Yaja.
    »Ja, sie ist wirklich ein Strahlemädchen«, sagte Timo zärtlich.
    »Passt du auf ihr Köpfchen auf?«, bat Beatrijs. Seit kurzem traute sie Leanders Tochter beängstigende Kräfte zu. Sie war neulich mal mit ihr im Reitstall gewesen, wo das Mädchen ohne die geringste Mühe ein riesiges bockendes Pferd im Zaum gehalten hatte. Mit Hufen wie Kohlenschaufeln und Furcht erregenden Muskelpaketen am Hals. Aber Yaja hatte das Monster betütert, als wäre es ein Zwergkaninchen.
    Beatrijs war von jeher in die Kinder ihrer Freunde vernarrt gewesen. Durch sie wurde ihre eigene Kinderlosigkeit ein wenig kompensiert. Sie hatte erwartet, dass es auch mit Yaja ganz von allein laufen würde. Vielleicht lag es am Alter, dassdas fehlgeschlagen war. Oder vielleicht hatte es etwas mit dem stachligen Hundehalsband zu tun, das das Mädchen um den Hals trug, und den T-Shirts mit den Totenköpfen und Draculas drauf. Gothic nannte man das, wie sie seit kurzem wusste. Dazu gehörten ein weiß getünchtes Gesicht, mit Kohl-Kajal umrandete Augen, schwarz gefärbtes, in der Mitte gescheiteltes glattes Haar und eine kühle Arroganz gegenüber dem Rest der Welt.
    Genau wie dem Pferd flüsterte Yaja nun dem Baby zu: »Kommst du mit? Kommst du mit mir mit?«
    »Das geht nicht, sie gehört nämlich uns«,

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