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Der Ausflug

Titel: Der Ausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dorrestein
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als er alles auf den Tisch stellte.
    »Vielen Dank, äh ...«, sagte Gwen mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck, als versuche sie sich an etwas zu erinnern. Dann begann sie, Pudding und Kirschen auszuteilen.
    »Mam, was ist ein Leasing-Kind?«
    »Ach, Liebes«, antwortete Gwen, während sie etwas Pudding vom Daumen ableckte, »woher soll ich denn immer alles wissen?«
    »Ich muss gleich noch mal zu den Bienen. Wie lange sitzen wir hier noch, Gwen?«
    »Ich sagte doch gerade, Timo, woher soll ich immer alles wissen?«
    »Warum ist Onkel Frank eigentlich nicht hier?«, fragte eine der Engel, Marleen, ihrem Kinn nach zu urteilen.
    »Weil er nicht mehr mit mir verheiratet ist«, antwortete Beatrijs geduldig. Das hatten sie gestern bereits durchgenommen, aber gut, erziehen hieß wiederholen, oder andersherum. Sie dachte: Obwohl der Sex bis zuletzt fantastisch war. Himmelherrgott, wie kam sie denn jetzt darauf?
    »Bobbie ist auch nicht da«, entdeckte Marise. Sie legte die Hände zu einer Flüstertüte zusammen. »Boo-biii!«, brüllte sie in Richtung Sommerhaus.
    »Schieb ab mit deiner Schreierei«, rief Marleen und gab ihrer Schwester einen Schubs, sodass Marise vom Stuhl purzelte. Im Fallen schlug sie Leander den Löffel aus der Hand. Der Pudding spritzte ihm aufs Hemd. Einen Augenblick lang blieb er stocksteif sitzen. Von seinem verwitterten Gesicht mit den hohen Wangenknochen war keinerlei Regung abzulesen. Dann griff er wortlos zu seiner Serviette.
    »Mädchen, Mädchen!«, warnte Timo. Es schien, als könne er nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken.
    Von dem Tumult war Laurens’ Jüngster aufgeschreckt.
    Schlaftrunken schaute er um sich, bis sein Blick bei Klaar und Karianne hängen blieb, die sich gegenseitig mit Kirschkernen bespuckten. Sofort hellwach griff er in die Schüssel mit den Kirschen. Aber Beatrijs kam ihm zuvor. Sie schnappte ihm die Kirschen aus der Hand, es waren Paare, und hängte sie sich blitzschnell über die Ohren. »Schau mal! Ohrringe!« Hauptsache, Leander hatte nicht gemerkt, dass auch sie gesehen hatte, was passiert war.
    »Boo-oob!«, brüllte Marleen weiter. »Wo bleibt sie denn, die Dusseline!«
    »Ihr könnt ja auch einfach mal zu ihr rübergehen«, regte Timo in aller Gemütsruhe an.
    »Mam, warum ist Bobbie nicht da?«
    Laut sagte Yaja: »Vermutlich, weil mein Vater heute Mittag so’n Bullshit zu ihr gesagt hat.« Aus ihren Kajalhöhlen heraus blickte sie einmal reihum.
    Beatrijs kam sich eigentümlicher Weise plötzlich völlig porös vor, so als könnte sie jeden Augenblick in Einzelteile auseinander fallen. Nur wenn sie mit beiden Fäusten auf den Tisch hämmern würde, ganz laut und ganz lange, wäre sie vielleicht noch zu retten.
    Gwen sagte: »Bobbie wollte vielleicht einfach mal in aller Ruhe essen, anstatt immer mit wilden Tieren am Tisch sitzen zu müssen. Los, geht mir aus den Augen, ihr. Es reicht für heute.«
    Die Kinder dopsten von ihren Stühlen. Johlend, schnatternd und rangelnd rannten sie in den Garten hinein und waren im Nu nicht mehr zu sehen.
    Erst jetzt wagte Beatrijs, Leander wieder anzusehen. Er fuhr mit seinen langen, feinfühligen Fingern über Gegenstände auf dem Tisch. Er betastete den Rand eines Tellers, den Saum einer Serviette, die Krümmung einer Gabel. Mochte der Himmel wissen, was er in all diesen Dingen las und welche fürchterlichenInformationen über ihre Freunde er daraus zusammentrug.
    »War das jetzt klug, Gwen, sie vom Tisch wegzuschicken?«, fragte Laurens verdutzt. »Jetzt müssen wir sie noch einmal zusammentrommeln und sauber kriegen.«
    »Ich wollte nur, dass wir es ein bisschen gemütlich haben!« Gwen erhob sich. Sie sah plötzlich verärgert aus. Sie nahm Yaja das Baby vom Schoß, murmelte etwas von stillen und ging ins Haus.
    »Tut mir Leid, Leute, aber wenn ich mich jetzt nicht um meine Bienen kümmere...« Und weg war auch Timo.
    Beatrijs rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. Da saßen sie nun, mit Laurens. Sosehr sie sich auch das Hirn zermarterte, ihr fiel kein einziges Gesprächsthema ein.
    Yaja schon. »Laurens«, raunte sie, und es klang fast, als wollte sie mit ihm flirten , sofern eine, die aussah, als besuche sie am liebsten frisch ausgehobene Gräber, das überhaupt konnte , »wir sind uns doch einig, dass mein Vater, dieser Loser, heute Mittag schwer danebenlag, oder?«
    Laurens fing an, mit großer Sorgfalt seine Serviette zusammenzurollen.
    Dafür, dass er nicht auf Yaja einging, war Beatrijs ihm so dankbar, dass

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