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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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»Eine Woche später wärst du pleite.«
    Ian lächelte wieder sein dünnes Lächeln. »Was ist mit dir, Jenn?«
    Sie nippte an ihrem Martini, zog eine Olive vom Zahnstocher und kaute genussvoll darauf herum. »Ich würde reisen.«
    »Und wohin?«, fragte Mitch und beugte sich vor.
    »Überallhin. Ich würde die ganzen Reisen machen, die ich sonst nur für andere Leute buche. Nach Paris. Nach St. Petersburg. Oder in die Karibik. Ja, vielleicht erst mal in die Karibik. Eine kleine Hütte am Strand, am besten mit Wänden aus Schilf, und im Hintergrund das Meeresrauschen … Drinks in Kokosnussschalen, und den ganzen Tag im Badeanzug herumhängen.« Jenn hörte sich selbst reden – ein merkwürdiges Gefühl, als würde sie einen lang gehegten Traum in Worte fassen. Dabei hatte sie gar nicht gewusst, was sie sagen würde, bevor sie losgelegt hatte.
    »Klingt schön«, meinte Mitch.
    »Klingt sterbenslangweilig«, meinte Ian. »Ich würde nach spätestens einer Woche durchdrehen.«
    »Dann nehm ich dich eben nicht mit. Was ist mit euch?« Ihr Blick wanderte von Alex zu Mitch. »Fliegt ihr mit mir in die Karibik?«
    »Wie? Um all das hier zurückzulassen?« Alex lachte, schnappte sich ein Geschirrtuch und fing an, die Theke zu polieren. Sein Hemd war bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt, die Muskeln seiner Unterarme traten hervor wie verknotete Seile. »Wenn ich noch zwanzig Jahre so weitermache, bringe ich es noch zum vollwertigen Manager. In nur zwanzig Jahren! Übrigens, wenn ihr wollt, könnt ihr mich dann gerne erschießen. Ich wäre euch dankbar.«
    »Warum hörst du nicht einfach auf?«, fragte Mitch.
    »Und du? Du könntest doch auch aufhören.«
    »Ich … Schon okay. Man muss halt arbeiten, was?«
    Alex nickte langsam. »Du sagst es. Man muss halt arbeiten.« Er blickte die Theke hinunter auf einen feisten, braun gebrannten Typen; der Kerl krümmte einen Finger, an dem ein protziger Ring blitzte. »Apropos Arbeit.« Alex ließ das Geschirrtuch fallen und machte sich auf den Weg.
    Für einen Moment wurde es still, bis Ian das Glas hob. »Scheiß auf die Arbeit.«
    Die drei lachten und stießen an, und Jenn lehnte sich zurück. Sie fühlte sich gut, fast ein bisschen wie früher. Endlich spürte sie wieder die unberechenbare Energie, die sie so lange vermisst hatte – als könnte dieser Abend noch ungeahnte Wendungen nehmen, womöglich in einem echten Abenteuer münden. Ian hatte bereits die nächste Runde Fertig-los gestartet: Was würden sie nie, niemals tun? Gab es etwas? Fertig, los! Jenn ließ sich mitreißen, sie ließ den Abend geschehen.
    Nein, Mitch war nicht betrunken. Ein bisschen beschwipst vielleicht, aber nicht betrunken. Bevor die anderen gekommen waren, hatte er mit Alex ein paar Schnäpse gekippt, und seitdem waren drei, vier Glas Bier dazugekommen. Eine ganze Menge für zwei Stunden, aber er hatte ja auch einen langen Tag hinter sich.
    Am Alkohol lag es also nicht, dass er dermaßen angefressen war. Zumindest nicht nur. Nein, er wusste ganz genau, woran es lag: Endlich war sein Moment gekommen, und ausgerechnet dann war dieses Arschloch aufgetaucht.
    Der Typ, der Alex zu sich gewinkt hatte. Mitch kannte ihn nicht, aber offensichtlich war er eine große Nummer – Alex hatte pausenlos genickt und war schließlich im Hinterzimmer verschwunden, und dort war er seitdem auch geblieben. Was Mitch nur recht sein konnte, denn ein paar Minuten später hatte sich auch Ian entschuldigt, um eine seiner legendär langen Pinkelpausen einzulegen; Alex, Jenn und Mitch scherzten immer, er würde die Papierspender zwanghaft mit frischen Rollen auffüllen. Und auf einmal war er mit Jenn allein gewesen.
    Sie hatten ein paar Minuten Small Talk gemacht, währenddessen Mitch in Gedanken noch immer am perfekten Spruch feilte. Als ihre Unterhaltung versiegt war, hatte er sein Bier geleert und sich vorgebeugt. Jetzt oder nie.
    »Weißt du was …«, fing er an. Sosehr er sich auch bemühte, er wagte nicht, ihr in die Augen zu schauen. Stattdessen ließ er sein leeres Bierglas auf der Kante rollen. »Wir könnten doch mal …«
    »Hallo, schöne Unbekannte.« Schon der öligen Stimme war anzuhören, dass ihr Besitzer in der Regel bekam, was er wollte. »Wie kann es sein, dass ich dich hier noch nie gesehen habe?«
    Als er aufblickte, sah er nur den Rücken des Typen, denn er hatte sich direkt zwischen Jenn und ihn geschoben – als wäre Mitch gar nicht da. Dazu ein schimmerndes Seidenhemd und der Duft eines scharfen Eau

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