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Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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klarkommen. Dies war der einzige Weg, um es zu verarbeiten. Als die Stunde um war, waren die schon zerlegten Peds noch deutlicher zerlegt, und ich fühlte mich besser, wenn auch nicht vollkommen befriedigt.
    »Mann, Megaton!« Vinny trat gegen einen fußballgroßen Klumpen, der einmal ein komplettes Gyroped gewesen war. »Hast die Energie heute ein bisschen hochgedreht, was?«
    »Nur auf sechzig«, antwortete ich. Eigentlich zweiundsechzig, aber Vinny konnte kein Unterschallheulen wahrnehmen.
    »Nächsten Donnerstag, selbe Zeit?«
    Ich ließ ein paar Budgetkalkulationen durchlaufen. Vom Schmieren Vinnys bis zum zusätzlichen Saftverbrauch kosteten mich diese Therapiesitzungen ein kleines Vermögen. Das störte mich nicht annähernd so wie der Gedanke, dass der Erfolg nicht mehr so groß war wie früher. Doch mir fiel auch nichts anderes ein.
    »Ja, Vinny.« Ich schnappte mir einen Hoverskid-Kotflügel und verbog ihn zu einer Brezel. »Ich werde da sein.«
    Ich ging nicht bowlen.
    Gyropeds zu zertrümmern hatte meinen Zeitplan verschoben. Ich hätte den Omnibus nehmen können, aber ich wollte die sieben Cent Fahrpreis nicht rauswerfen. Außerdem hatte ich bei meinen Prügelübungen genug Saft verbraucht, dass mir nicht danach war, noch mehr Energie damit zu verschwenden, mit Bürgern zu interagieren. Ich wollte nach Hause, meinen Stromverbrauch auf ein Minimum senken und dem Summen meines Kühlschranks lauschen. Nur dass mein Kühlschrank nicht summte, weil ich die kleine Lady ausgesteckt hatte, damit mehr Saft für mich blieb. Das waren gute Entschuldigungen, aber keine besonders tollen. Jung und den Jungs wäre es egal gewesen, wenn ich zu spät gekommen wäre. Eine Fünf-Kilo-Kugel zu werfen würde nicht viel Energie verbrauchen. So knapp war mein Budget für Stromrechnungen nun auch wieder nicht.
    Ich hatte nur eben heute keine Lust zu versuchen, nett zu sein. Andererseits tat ich das nie.
    Das war der wesentliche Punkt. Positive gemeinschaftliche Stimulation und verbesserte gesellschaftliche Anpassung, wie Doktor Mujahid gelegentlich gesagt hatte. Sie war eine kluge Lady und wusste verdammt viel mehr über Robopsychologie als ich. Ich sagte mir, ich würde beim nächsten Mal hingehen, und da mein Gehör nicht auf Unterschallpfeifen ausgelegt war, konnte ich mir den Luxus leisten zu denken, ich könnte vielleicht sogar die Wahrheit sagen.
    Auf dem Weg zu meiner Wohnung hielt ich im Hausflur für einen Moment vor Julies Tür an. Ich überlegte, ob ich klopfen sollte, aber die Vernunft sagte mir, ich solle mich lieber nicht noch mehr in ihr Leben einmischen. Ich folgte der Vernunft und ging weiter. Dabei fühlte ich mich wie ein Auspuffstutzen, aber man muss als Bot auch auf das eigene unzerstörbare Gehäuse achten.
    Ich hatte das automatische Licht in meiner Wohnung aus demselben Grund ausgeschaltet, wie ich den Kühlschrank ausgesteckt hatte. Die Wohnung war stockdunkel, denn sie besaß kein Fenster oder sonstiges Licht. Nicht mal genug für meine Umgebungsverstärker. Ich kam gut zurecht, weil meine narrensichere Speichermatrix mir sagte, wo ich zuletzt alles hingelegt hatte. Es gab eine Fehlerspanne von vier Elftel Millimetern, aber ich kam klar.
    Ich ging zum Kühlschrank, holte Aprils Buntstiftkritzelei zusammen mit einem Magneten in Bananenform aus meiner Tasche und hängte sie an die Tür. Der Anrufbeantworter meines Telefons blinkte. Auf den zweieinhalb Metern Entfernung, die ich durchqueren musste, stieß ich an etwas. Mein sensorisches Netz versicherte mir, es sei nur mein Tisch, um gut sieben Zentimeter verschoben. Ich schrieb es meinem Vermieter zu, der sicher wieder herumgeschnüffelt hatte, wie er es mindestens dreimal die Woche tat. Mein Nachbar unter mir beschwerte sich, dass ich beim Gehen so viel Krach machte. (Niemand hatte mir je eine Alternative genannt, wie ich mich in meiner Wohnung bewegen konnte, die nichts mit Gehen zu tun hatte.) Der Vermieter nahm diese Beschwerde sehr ernst und war jetzt überzeugt, ich wartete nur auf den richtigen Moment, um die Wohnung zu verwüsten. Das waren die Bürden, die eine Vernichtungsmaschine zu tragen hatte, die über einem griesgrämigen Hausmitbewohner funktionierte.
    Die Nachricht war von Jung. Er sagte etwas von Bowling schwänzen. Dann erwähnte er, ein paar der Jungs dächten daran, nächste Woche wieder hinzugehen und ich solle sie anrufen, wenn ich mitkommen wolle.
    Ich mochte Jung. Traurig, dass er mein bester Freund war, obwohl wir kaum je

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