Der Automatische Detektiv
Empire kannte. Jedes Mal, wenn ich sie scannte, war ich froh, dass ich meine ursprüngliche Programmierung aufgegeben hatte und keine Roboterarmee anführte.
Sie erwartete mich immer schon, und meist sah sie mir bereits mit einem Lächeln und einem freundlichen Wort entgegen. Heute nicht. Keine große Sache, dachte ich. Wahrscheinlich war sie nur beschäftigt. Die zwei Kinder hielten sie manchmal ganz schön auf Trab. Und ihr Ehemann war dabei nicht gerade eine große Hilfe.
Ich klopfte an die Tür. Keine Antwort. Mein innerer Chronometer zählte sechzig Sekunden herunter, bevor ich noch mal klopfte. Es dauerte wieder dreißig Sekunden, bevor die Tür aufglitt und Julie ihren Kopf herausstreckte. Da fing mein Intuitionssimulator an zu klingeln. Wenn dieses leise Klingeln in meinem rechten Audiosensor losging, bedeutete das normalerweise Ärger. Ich konnte das verdammte Ding nicht abstellen, also tat ich mein Bestes, es zu ignorieren.
»Mack.« Sie sah überrascht aus, mich zu sehen. »Oh, Mack, es tut mir leid. Ich hab's vergessen!«
Sie zog die Tür weit genug auf, um herauszutreten und sie wieder zu schließen, bevor ich einen Blick hineinwerfen konnte. Sie schnappte die Fliege aus meinen großen Metallhänden und begann schon, sie zu knoten. Sie fingerte etwas ungeschickt herum und warf einen Blick zurück auf ihre geschlossene Wohnungstür.
»Alles in Ordnung, Jules?«, fragte ich, obwohl ich es längst besser wusste.
Sie versuchte, ihr Lachen sorglos klingen zu lassen, aber es kam ängstlich heraus. »Oh, alles in Ordnung, Mack. Nett, dass du fragst.«
Ich war ziemlich gut im Lesen von Menschen. Ich besaß eine schicke kleine Stimmen- und Körpersprachen-Analysierungssubroutine, die selten versagte. Doch in diesem Fall brauchte ich sie gar nicht, weil Julie eine schlechte Lügnerin war.
Ich hatte meinen Teil getan. Ich hatte gefragt. Jetzt ging es mich nichts mehr an. Vermutlich war sowieso nichts Gravierendes. Stress ist Stress. Der biologische Körper reagiert immer gleich, egal, was der Auslöser ist, ob er von einem Bären gejagt wird oder in einem Ehekrach steckt. Julie und ihr Mann stritten oft.
Aber Julie lächelte mich immer an. Immer. Jetzt lächelte sie auch, aber es war trotzdem nicht dasselbe. Mein Analyseprogramm machte sich zwar nicht die Mühe, es mir genau zu erklären, ließ das Pfeifen in meinem Ohr aber lauter werden.
»So, fertig, Mack. Entschuldige, sie ist ein bisschen krumm, aber ich hab im Augenblick ziemlich viel zu tun.«
»Kein Problem, Jules. Danke.«
»Gern geschehen.« Ein weiterer flüchtiger Blick zur Tür. »Ich wünsch dir einen schönen Tag.«
Ich wollte ihren freundlichen Wunsch gerade erwidern, als sie in ihrer Wohnung verschwand, ohne mir die Chance dazu zu geben.
»Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten, Mack«, sagte ich.
Selbstgespräche waren eine meiner schlechten Eigenschaften. Sie würden sich über die betriebsfremden Verhaltensweisen wundern, die sich in Ihrer Persönlichkeitsmaske einnisten, wenn Sie mit Biologischen rumhängen. Meine Intuition hatte den Hinweis aber offenbar verstanden, denn sie hörte auf zu klingeln.
Ich rückte meine Fliege zurecht, ganz vorsichtig, um sie nicht zu lockern. Sonst hätte ich noch einmal klopfen müssen. Ich bin nicht für List konstruiert worden, und das seltsame gelbliche Metall, das sie in den billigeren Apartmentkomplexen als Bodenbelag benutzen, quietscht, wenn ich darauf gehe. Trotz des Lärms und des unerschütterlichen Gelöbnisses, meine Nase nicht in fremde Angelegenheiten zu stecken (was nicht schwerfallen sollte, da ich gar keine Nase besaß), hörte ich in Julies Wohnung etwas zerbrechen. Einen Teller oder ein Glas, das von einem Tisch fiel. Nichts Ernstes.
Ich blieb stehen und stellte mein Gehör auf Maximum. Mein Audiobereich ist nicht viel besser als das menschliche Gehör, aber immerhin besitze ich ein Richtmikro. Es dringt allerdings nicht durch Stahltüren. Alles in Empire, selbst die Türen, war aus Metall.
Gedämpfte Stimmen. Julie. Gavin, ihr Mann. Holt eines der Kinder. Noch jemand, den ich nicht kannte. Eine weitere Runde zersplitterndes Glas. Und noch eine. Dann ein erstickter Schrei. Das nasse Geräusch von Fleisch, das auf Fleisch klatscht, jemand wurde geschlagen. Weinen.
Mein Intuitionssimulator schaltete sich nicht wieder ein. Nicht nötig. Ich brauchte kein Klingeln, um zu wissen, dass es hier ein Problem gab.
Das Bewusstsein ist ein Sumpf, ob es nun in matschigem
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