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Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Aprils Zeichnung hatte, wenn auch angekohlt, das Massaker irgendwie überlebt. Ich hob sie auf und schüttelte den Staub ein wenig ab. Meine Optiken scannten etwas auf der Rückseite.
    Zwei Worte: FINDE UNS
     

VIER
     
    Es gibt nichts Besseres als eine Explosion, um einem den Tag zu verkomplizieren. Mein Vermieter war stocksauer. Er starrte mich die ganze Zeit an, als hätte ich etwas falsch gemacht, als hätte ich es mir ausgesucht, gegen mörderische Drohnen zu kämpfen und meine Wohnung in die Luft jagen zu lassen.
    Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich nichts gegen die Drohnen hatte. Schrott zertrümmern machte Spaß, mich aber in einem wirklichen Kampf zu erproben, in einer echten Schlacht, das hatte mir eine Erleichterung verschafft, die ich nie zuvor erleben durfte. Das war das, wofür ich gemacht war: kein Alteisen pulverisieren, sondern die Kunst des Kampfes üben. Während ich darauf wartete, befragt zu werden, spielte ich das Ganze in Gedanken immer wieder durch, Sekunde um Sekunde. Ich hatte mich gut geschlagen, aber ein paar Sachen hätte ich doch besser machen können. Kleine Fehler, die ich nicht wieder zulassen würde. Ich hatte einhundertvier Sekunden gebraucht, um alle Drohnen auszuschalten. Mein Kampfrevisionsanalysierer versicherte mir, ich könnte es unter exakt denselben Umständen jetzt in neunzig schaffen. Das Problem mit dem wirklichen Leben war jedoch, dass die Umstände selten exakt dieselben waren. Dennoch schnappte meine lernfähige, sich ständig weiterentwickelnde Programmierung ein paar Tricks auf.
    Der Vorteil eines komplexen elektronischen Gehirns bestand darin, dass ich mehrere fixe Ideen gleichzeitig haben konnte. Während ich den Kampf in der Hoffnung, ein paar Sekunden wegstutzen zu können, durch meinen Analysierer laufen ließ, spielte ich gleichzeitig den Morgen mit Julies Familie, Vierarm und seiner Strahlenkanone durch; April und ihre Zeichnung sowie die Nachricht, die mit Buntstift auf die Rückseite gekritzelt war.
    Wenn ich sie nur gescannt hätte! Wenn ich nur hingesehen hätte! Wenn sie nur etwas gesagt hätte! Sie hatte es gewusst. Sie hatte mit schimmernden violetten Augen ihre Zukunft gesehen, und sie hatte mich gehen lassen. Wusste sie denn nicht, dass nicht alle Leute hellsichtig waren? Hatte sie nicht genug Verstand, um mir einen verdammten Tipp zu geben? Da sie schon hellsehen konnte, musste sie dann nicht wissen, dass ich es nicht lesen würde, bis es zu spät war?
    »Verflixtes Kind!«
    Das war das Problem. April war nur ein Kind. Hellsehen zu können änderte daran nichts.
    Ein Mutant unterbrach meine Grübeleien. Nicht, dass ich nicht die rechnerischen Fähigkeiten gehabt hätte, um gleichzeitig mit ihm zu sprechen, mit meinen Schuldzuweisungen fortzufahren und meine Schlachtfeldtechniken zu analysieren. Er verschaffte mir eine gute Entschuldigung, um die Datei zu schließen, also nahm ich sie an.
    Er war sechsundneunzig Zentimeter groß, mit weißem Fell bedeckt, und ein rosa Schwanz ragte aus der Kehrseite seiner Hose. Er hatte kleine Ohren, glänzende schwarze Augen und eine spitze Schnauze. Sein Name war Alfredo Sanchez, und er war ein Cop. Sein Dezernat war die Einheit für Hochwissenschaftliche Verbrechen, spezialisiert auf den verbrecherischen Missbrauch von Technologie. Wir hatten eine gemeinsame Vorgeschichte. Zu kompliziert, um es jetzt näher zu erklären. Ich hatte mal sein Leben gerettet. Er hatte meines gerettet. Sein Name war nach dem von Doc Mujahid der zweite auf dieser Liste von Leuten, die meine Bewährungsfrist durchgeboxt hatten. Doch wir waren nicht befreundet. Aber er hatte Partei für mich ergriffen, und da lag etwas in seinem Blick, ein vager Unmut, der mir das Gefühl gab, ich hätte etwas falsch gemacht.
    Er aktivierte eine Drohne in seiner Jackentasche. Sie schwebte zu seinen Lippen, steckte eine Zigarette in seinen Mund, zündete sie an und kehrte in ihre Tasche zurück. »Harte Nacht gehabt, Mack?«
    »Ich hatte schon bessere.«
    Meine Legierung hatte bis dahin die meisten Dellen ausgebeult, aber die Brandwunden und Dutzende von Schmutzflecken mussten immer noch wegpoliert werden. Ich war so nackt wie am Tag meiner Aktivierung. Kleidung brauchte ich keine, aber ich hatte mich daran gewöhnt, welche zu tragen. Eine weitere dieser seltsamen Angewohnheiten, die sich ein Robo in einer Welt voller Biologischer aneignen kann.
    Sanchez blies einen Rauchring. Beeindruckend, wenn man die Form seiner Nagerschnauze bedachte. »Willst du

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