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Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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er sich nachregeln konnte, zerschmetterte ich ihn, wobei ich noch eine Delle in den Fußboden hämmerte.
    Die überlebenden Drohnen flitzten in meiner Wohnung herum. Ich war nicht schnell genug, um noch eine zu fangen, schnappte aber meinen kaputten Tisch am Bein und schwang ihn herum. Die Sphäroiden sprangen weiterhin aus dem Weg. Nach zwölf Sekunden wirkungslosen Knüppelns gab ich auf. Hätte ich Lungen gehabt, so hätten sie gepfiffen. Stattdessen seufzte ich.
    Das war neu. Ich hatte vorher nie geseufzt. Es gehörte nicht zu meiner ursprünglichen Persönlichkeitsmaske. Vielleicht hatte ich mich zu lange mit Biologischen abgegeben.
    Die Drohnen schossen hin und her. Sie waren nicht ausgefeilt genug, um zu spotten, aber es fühlte sich verflucht noch mal so an. Knisternde Ranken erschienen an ihren Oberseiten. Die Drohne, die mir am nächsten war, schwang ihre wie eine Peitsche. Ich wehrte sie mit dem Tisch ab. Das billige Aluminiummöbelstück wurde in der Hälfte durchgeschnitten. Ein weiterer Hieb verbrannte es. Der dritte Schlag riss an meinen Fingern. Eine überhitzte rote Wunde entstellte meine Knöchel.
    Ich wackelte mit den Fingern, um ihre Funktionstüchtigkeit zu prüfen. »Autsch!« Der reflexartige Ausruf kam auch zum ersten Mal.
    Die Drohnen schlugen weiter auf mich ein. Es schmerzte mehr als die Plasmapfeile, aber weniger als die Klinge. Ich unterdrückte ein Ächzen und wartete auf meine Chance. Ich fing eine elektrisierte Peitsche mit der Hand und schwang den Sphäroiden am anderen Ende auf zwei von seinen Kumpeln. Durch den Schlag löste sich etwas in der Drohne in meiner Hand, und sie ging aus. Die anderen zwei prallten nicht hart genug von der Wand ab, um ihre Gehäuse zu zerbeulen, aber genug, um ihre Gyros durcheinanderzubringen. Sie taumelten außer Rand und Band, und ich brauchte mehrere Stampfversuche, um sie zu vernichten.
    Dann wandte ich mich gegen die letzte Drohne. Sie stand ruhig auf meinem Küchentresen. Ihre Strompeitsche kühlte ab. Sie setzte sich. Der Sphäroid piepte eigenartig.
    »Na, sind dir die Ideen ausgegangen, Junior?«, fragte ich.
    Er piepte wieder, diesmal lauter. Dann noch einmal, noch lauter. Die Piepstöne beschleunigten sich schnell zu einem einzelnen schrillen Ton.
    »O Scheiße!«
    Mein Reflexmuster sprang an. Ich schnappte mir die Drohne, riss meinen Kühlschrank auf, warf den Sphäroiden hinein und knallte die Tür zu, als der Kühlschrank auch schon explodierte. Die Detonation war für meinen Sensorbereich zu viel. Vier Sekunden später lichtete sich die elektrostatische Aufladung. Ich fand mich auf dem Boden wieder, in einem rauchgeschwärzten Raum. Ich hatte vielleicht ein unzerstörbares Gehäuse, aber meine Einbauten konnten bei der Erschütterung beschädigt worden sein, also wartete ich ab, bis mir mein Diagnose-Programm bestätigte, dass alles in Ordnung war, bevor ich mich aufsetzte.
    Die Macht der Explosion musste mich durch die Wand in die Nebenwohnung geschleudert haben. Die Chancen standen gut, dass ich auf jemandem gelandet war, aber ich fühlte nichts Matschiges unter mir. Ich stand auf.
    »Hallo? Jemand da?«
    Niemand antwortete.
    Ich ging zu dem Loch in der Wand und checkte die Trümmer meiner Wohnung. Es gab nicht viel zu sehen. Der Rauch hatte sich nicht gelegt. Aber ich konnte es mir vorstellen. Dieser Tisch war mein einziges Möbelstück gewesen, dieser Kühlschrank mein einziges Gerät. Es gab nicht viel zu zerstören, aber meine Kaution würde ich nicht zurückbekommen.
    Ich wandte mich wieder zurück. »Hallo?«
    Es gab keine leere Wohnung auf diesem Stockwerk, also war wohl niemand zu Hause gewesen. Glück gehabt. Nur um sicherzugehen, bewegte ich mich langsam durch den Dunstschleier auf der Suche nach betäubten oder verletzten Bewohnern. Es gelang mir, gut genug zu scannen, um die Trümmer von Julies Wohnung erkennen zu können. Jemand hätte hier sein müssen. Nicht, dass ich mich beschweren wollte, aber meine Intuition klingelte schon.
    Kerben und Beulen überzogen mein Gehäuse, es war jedoch nichts wirklich Ernstes. Die Hitzewunden würden verblassen. Die Formgedächtnislegierung würde sich selbst wieder in Form bringen. Wer auch immer diese Drohnen geschickt hatte, um mich zu verschrotten, er hatte seine Hausaufgaben nicht gemacht. Ich konnte mir nicht vorstellen, wer einen guten, aufrechten Robo wie mich verschrotten wollte.
    Ich bemerkte meine verbogene und zerbeulte Kühlschranktür auf dem Boden und schob sie zur Seite.

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