Der Autor und sein Werk
entspinnt sich ein angeregtes Gespräch. Aus ersten höflichen Worten wird eine Unterhaltung über die Gegenwartsliteratur und schließlich eine Diskussion über europäische Politik. Audienzen dieser Art dauern für gewöhnlich zwanzig Minuten. Doch diesmal vergessen Österreichs Bundespräsident und Heinz G. Konsalik die Zeit. Der Bestsellerautor hat die Gelegenheit, über eine Stunde bei Dr. Kirchschläger zu sein.
Jetzt wäre es schön, diesen Höhepunkt der Tournee auszukosten, zu feiern.
Keine Zeit dafür.
Nach einem Blitzbesuch in der berühmten Spanischen Hofreitschule noch ein gemeinsames Essen mit österreichischen Vertriebsfachleuten. Dann ist es an der Zeit, Wien Aufwiedersehen zu sagen. Auch in den Bundesländern warten die Leser auf Konsalik.
Erste Station ist die uralte historische Stadt Klosterneuburg in Niederösterreich. Heinz G. Konsalik ist hier persönlicher Gast des Bürgermeisters und des Chorherrnstiftes. Er ist Gast in den Kaiserzimmern, darf die öffentlich nicht zugängliche Schatzkammer des Stiftes und die Bibliothek besichtigen und wird abends im Festsaal des Rathauses als Ehrengast der Stadt im Rahmen eines Festaktes gefeiert. Eine Laudatio wird gehalten, aus den Werken Konsaliks liest der Wiener Schauspieler Michael Herbe. Und wieder wird Konsalik mit einer unerwarteten Überraschung konfrontiert. Jugendliche Leserfans marschieren auf und tragen moderne T-Shirts, die das Konterfei Konsaliks und sein Autogramm ziert. Österreich hat damit dem Bestsellerautor ein sehr spezielles Geschenk gemacht. Und von diesem Tag an gehen die Konsalik-T-Shirts in alle Welt hinaus, überall dorthin, wo Konsalik-Bücher gelesen werden.
Einen Tag genehmigen die Verantwortlichen der Konsalik-Tournee dem Autor, damit er die Wachau besuchen und Krems, Göttweig, Melk und Dürnstein kennenlernen kann, damit er einen echten österreichischen Heurigenbesuch erlebt und Kraft für die weitere Reise schöpft.
Denn 24 Stunden später geht es im Auto schon wieder weiter: Nach einer erfolgreichen Signierstunde in Baden bei Wien wird Konsalik in den Bundeshauptstädten Graz, Linz und Innsbruck wie ein König empfangen. In den Warenhäusern und Buchhandlungen stehen die Menschen Schlange, um sich in einen Konsalik-Band ein Autogramm oder eine Widmung des verehrten Schriftstellers schreiben zu lassen.
Im Forum-Kaufhaus in Linz drängen sich die Leser. Konsalik blickt immer wieder auf. Er wundert und freut sich: Mehr und mehr bekennen sich junge Leute zu ihm, Jungen und Mädchen, die man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht für Konsalik-Leser halten möchte. Konsalik lehnt sich für Sekunden zurück und überlegt. Er denkt an ein Erlebnis, das er anläßlich seiner Schweiztournee in Zürich hatte. Auch dort schrieb er nonstop Autogramme in einer Buchhandlung. Da plötzlich ertönte Motorenlärm. Vor dem Gebäude hielten Rocker mit ihren schweren Maschinen. Sie nahmen die Helme ab und kamen mit ihren Mädchen in die Buchhandlung. Den Anwesenden stockte der Atem. Sie alle glaubten, daß die Rocker den Laden nun kurz und klein schlagen würden.
Doch es kam ganz anders.
Die Jungens staksten mit schwerfälligen Schritten in ihren Ledermonturen heran, zückten die Geldbörse und kauften Konsalik-Romane, um sich dann vom Autor ein Autogramm in die Bücher geben zu lassen.
Erstaunt blickte Konsalik auf und fragt: »Ich muß euch etwas fragen. Ihr in eurem Alter habt doch sicher andere Interessen und gebt trotzdem Geld für meine Bücher aus? Was findet ihr an meinen Romanen?«
Da bekannte einer der Jugendlichen: »Wir haben so wenig über die jüngste Geschichte nach dem Krieg von unseren Eltern und Lehrern erfahren. Sie vermitteln uns in leicht lesbarer, unterhaltender Art mit Ihren Romanen Informationen über diese Zeit, darüber, wie es damals wirklich war …!«
Heinz G. Konsalik muß an diese Szene aus der Schweiz auch jetzt in Salzburg denken, wo er von Jugendlichen bestürmt und mit Sympathiebezeugungen überhäuft wird. Das führt ihm vor Augen, welch ungeheure Verantwortung er beim Schreiben der modernen Jugend gegenüber trägt.
Konsalik blickt auf einen anstrengenden Tourneeplan zurück, als er in Salzburg alle seine Termine absolviert hat und zu einem festlichen Abschlußabend im Maria-Theresien-Schlößl bei Kerzenlicht und Kammermusik sein letztes Essen im Kreise von Freunden und Verehrern einnimmt. Keine Spur von Müdigkeit, nur ein Anflug von Abschiedssentimentalität. Ohne Zweifel: Die
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