Der Autor und sein Werk
Bahn werfen.
Filmen ist nicht ungefährlich. Nicht umsonst lassen sich viele Stars doubeln, denn die verdammten Autoren bringen immer so Szenen herein, die nachher auf der Leinwand die Nerven kitzeln, aber für den Star unrealisierbar sind. Dafür engagiert man Stuntmen … im Filmvorspann nie genannte Sensationsdarsteller, die für mehr oder weniger viel Geld ihren Kopf hinhalten. Sie springen auf fahrende Züge, stürzen Abhänge hinunter, kämpfen auf Flugzeugflügeln, lassen sich von wilden Pferden über Stock und Stein schleifen, drehen Saltos mit schnittigen Autos. Jeder Filmbesucher kennt diese Bilder.
Wir haben bei Filmaufnahmen Tragisches erlebt:
In dem Film ›Strafbataillon 999‹ überrollen sowjetische T 34-Panzer ein brennendes Dorf. Auch hier wurde in Jugoslawien gedreht. Ein ganzes Bataillon half uns. Drei der riesigen T 34 walzten in das vorher aufgebaute, brennende Russendorf, der Panzer Nr. II sollte durch ein Haus rollen, das über ihm zusammenstürzt. Mit drei Kameras wurde gearbeitet … eine vor dem Haus, eine seitlich vom Haus, eine hinter dem Haus. Jede Phase wurde gefilmt: wie der Panzer in das Haus bricht, wie es über ihm zusammenstürzt und wie er aus der Feuerglut wieder herauskommt. Peinliche Genauigkeit: Regie Harald Philipp. Der Panzer rollte an, die Kameras liefen, im Turm saß ein Hauptmann der jugoslawischen Panzertruppen. Und alles klappte vorzüglich … der T 34 durchbrach das flammende Haus … aber als er wieder herauskam, krachte der Turmdeckel hoch und ein Schmerzgebrüll übertönte den Feuerregen: Durch den Sehschlitz des Panzerturms waren die Flammen dem Hauptmann direkt ins Gesicht geschlagen!
Die Versicherung bezahlt bis zum Lebensende eine Rente … Nicht anders war es bei ›Liebesnächte in der Taiga‹. Da wurden dem Stuntman, der, an einer Strickleiter unter einem Hubschrauber hängend, über die phantastischen Wasserfälle der Plitwitzer Seen gezogen wurde, eine paar Finger abgequetscht. Die Szene war mehrmals geprobt worden, immer stimmte die Flughöhe und die Länge der Strickleiter … aber bei der Aufnahme war die Strickleiter einige Zentimeter zu lang.
Man kann es im Film deutlich sehen.
Es gibt so vieles, was im Film geschieht und nicht gefilmt wird: In Athen sollte – wieder diese Autoren! – unser Hauptdarsteller Willy Millowitsch auf der Flucht eine sich öffnende Zugbrücke mit seinem Auto überspringen. Das übernahm natürlich ein Stuntman, obgleich mein Freund Willy ein guter Autofahrer ist. Welch ein Glück – beim Sprung über den freien Raum traf eine unvorhergesehene Windbö das Auto. Es kam auf der anderen Seite der Brücke an, aber nach links gekantet, auf zwei Rädern, die Karosserie flog auseinander, der Stuntman überlebte … ein paar Zentimeter nur noch, und es hätte anders ausgesehen.
Oder auf Rhodos. Willy Millowitsch in der Hand von Geheimagenten. Sie verhören ihn. Da er sich laut Drehbuch sehr dämlich stellt (verantwortlich für diese Szene: ich!), haut ihm der Gegner rechts und links zur Ermunterung eine runter. Willys Kopf soll hin und her fliegen (So etwas schreibt man nur für einen Freund!).
Diese Szene sollte nun ein junger, sehr charmanter griechischer Schauspieler spielen, der einen ungeheuren Respekt vor Millowitsch hatte. Statt die Ohrfeigen auszuteilen, markierte er nur. Er ›streichelte‹ Willy. Nichts von Hin- und Herfliegen des Kopfes.
›Der Arzt von Stalingrad‹
Eva Bartok, O.E. Hasse
O.E. Hasse, Walter Reyer, Mario Adorf, Leonard Steckel
›Der Arzt von Stalingrad‹: O.E. Hasse
O.E. Hasse und Hannes Messemer
›Strafbataillon 999‹: Szene mit Werner Peters
›Strafbataillon 999‹
Werner Peters
›Strafbataillon 999‹
Regisseur F.J. Gottlieb erklärte die Szene noch einmal … wieder das Zögern, wieder kein ›Hammer‹. Der junge Grieche blickte verzweifelt um sich. »Ich kann doch nicht richtig …« stammelte er.
»Jung, knall mir eine!« sagte Millowitsch. Ein Vollblutschauspieler wie er scheut davor nicht zurück. »Isch jeh mit 'n Kopp weg, dat is halb so schlimm!«
Neue Aufnahme. Der charmante Grieche hebt die Hand, fegt los, erstarrt einen Zentimeter vor Willys Wangen, Millowitsch verdreht schon die Augen, will den Kopf zur Seite reißen, so einen richtigen Bums spielen … wieder nichts!
Die Szene ist nie ›in den Kasten‹ gekommen. Der brave griechische Kollege brachte es nicht übers Herz, Millowitsch zu ohrfeigen.
Ich habe das als Millowitschs bester Freund sehr
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