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Der Autor und sein Werk

Der Autor und sein Werk

Titel: Der Autor und sein Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Theodorakis.
    Pressedienst der Constantin-Film

Konsaliks überlegenen Humor, seine Fähigkeit zu legerer Selbstironie zeigt einmal mehr folgender feuilletonistischer Eigenbeitrag des Autors, in dem es darum geht, die bescheidenen Möglichkeiten des Schriftstellers – des still-konzentrierten Mannes an der Schreibmaschine – in der so ganz anderen Welt der Filmemacher nüchtern, realistisch und ohne alles Selbstmitleid abzuschätzen.
    HEINZ G. KONSALIK
    Das Abenteuer, einen Film zu drehen
    Betrachtungen eines Autors
    Ganz ernsthaft hält sich das Gerücht, daß – wenn drei Männer vom Film zusammenstehen – eine Versammlung von Verrückten stattfindet.
    Das ist natürlich übertrieben … es müssen mindestens sechs sein! Ein ganzes Filmteam allerdings, auf Außenaufnahmen, vielleicht auch noch in fernen fremden Ländern – das bedeutet eine Nervenkraft, die viele nicht vorweisen können. Nicht umsonst heißt es: Beim Film wird pro Tag fünf Stunden gewartet, zwei Stunden gebrüllt … und zehn Minuten gedreht. Nach Beendigung des Films ist der Produktionsleiter sanatoriumsreif, der Herstellungsleiter kämpft mit Zucken im Gesicht, der Regisseur schwört, nie wieder mit diesem Team zu drehen (bis zum nächsten Mal!), und die Hauptdarsteller, die Stars, geben Interviews, in denen sie betonen, wenn der Film gut würde, sei es ihr Verdienst, würde er schlecht, wäre zweifellos der schreckliche Teamgeist schuld.
    Einer fehlt – Sie merken es sicherlich sofort –: der Autor! Der Mann, der den Film geschrieben hat. Entweder als Drehbuchautor oder als Romanschriftsteller, nach dessen Buch man den Film abgekurbelt hat. ›Verfilmung‹ nennt man das. Jeder Schriftsteller ist stolz, wenn er sagen kann: Soundso viele Romane von mir sind verfilmt worden. Aber man sollte einmal dabei in seine Augen blicken: da schwimmt der Weltschmerz einer zerstampften Seele. Es gehört nämlich zu den Absonderlichkeiten der Verfilmungen, daß überall steht: Ein Film nach dem Roman von … aber wenn man dann – nach Lektüre des Romanes – den Film gesehen hat, fragt man sich ratlos, was man eigentlich gelesen hat. Die Handlung da droben auf der Leinwand war jedenfalls etwas anderes, allenfalls die Personennamen stimmten und ein paar Szenchen, an die man sich aus dem Buch erinnern konnte.
    Um es vorweg zu sagen: Der unwichtigste Mann beim Film ist der Autor! Man kauft ihm seinen Stoff ab – und aus! Wehe, wenn er auf die Idee kommt, beim Drehbuch mitzusprechen oder es gar wagt, bei den Filmaufnahmen dabei zu sein und zaghafte Anregungen zu geben. Vom Schreiben mag er ja was verstehen … aber vom Film hat er keine Ahnung. Das wird ihm schnell beigebracht. Beim Film ist alles anders. Film ist Optik. Im Bild eingefangenes Leben! Ist bewegte Szene. Mitzuerlebende Dramatik. Sex zum Angreifen (bei der Nachbarin)! Was ein spinnerter Schriftsteller da so zart geschildert hat, muß über die Leinwand schwappen, dem Publikum um die Ohren hauen; da heißt es nicht: »Ihre Blicke öffneten alle Geheimnisse …«, nein, da sagt man: »Hilde, jetzt wird gebumst!« Das ist filmische Dramatik, das kommt an. Dazu noch Großaufnahme: Nackter Busen hängt drohend über leicht geöffneten Männerlippen. Kameraschwenk: Hurra, jetzt liegen sie aufeinander! – Die Kasse stimmt! Der Film wird ein Erfolg!
    Aber der Autor. O je, dieses Pflaumenmännchen. Zufällig hat er den abgedrehten Streifen als Muster gesehen und wagt zu sagen: »Das habe ich aber nicht geschrieben!«
    »Nee – das steht im Drehbuch! Toll, was?! So was hätten Sie im Roman auch schreiben sollen, da wären noch 100.000 Auflagen mehr drin gewesen. Wir wissen genau, was ankommt!«
    Es gibt nun drei Möglichkeiten: Entweder man tobt … dann ist man ein Idiot ohne Filmgefühl. Oder man resigniert … dann macht man sich mitschuldig. Oder man verbietet ab sofort, weitere Romane von sich zu verfilmen … da bekommt man Krach mit den Buchverlegern, für die eine Buchverfilmung immer die beste Reklame für den Roman ist. Auch wenn Buch und Film weit auseinanderklaffen: der Titel ist wenigstens der gleiche! Man sage jetzt nicht: Der Konsalik versucht sich (zudem noch schlecht) als Satiriker. So etwas gibt es nicht.
    Meine Lieben: Von mir sind acht Romane verfilmt worden.
    Von einem Roman blieb tatsächlich nur der Titel übrig … was über die Leinwand flimmerte, war das geöffnete sexuelle Ventil des Drehbuchautors.
    Die anderen Filme ›lehnten‹ sich an die Romane an, aber was in den

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