Der Azteken-Götze
Öffnungen. Tatsächlich, es klappte. Kalt bekam er es nicht, so duschte Abe lauwarm und vergaß zum erstenmal seit langem die Sorgen des Einsatzes. Das Wasser tat ihm gut, er seifte sich ein und schaute danach dem Schaum nach, der am Körper entlangrann, um wirbelnd im Abfluß zu verschwinden. Es war ihm auch egal, ob man die Geräusche im gesamten Hotel hörte, er hatte diese Erfrischung einfach dringend nötig gehabt.
Das Handtuch war dünn wie ein Lappen. Noch halb naß zog er seine Shorts über und legte sich auf das Bett. Er war müde. Ihm machte die schlechte Matratze nichts mehr aus. Abe blieb auf dem Rücken liegen. Die Augenlider nahmen an Schwere zu. Der Tag war verflucht hart gewesen, und Abe hatte immer auf dem Sprung sein müssen. Bevor er ins Reich der Träume glitt, tauchte ein Bild wie ein böses Omen vor seinen Augen auf.
Es war das Gesicht des Killers!
Jedoch verunstaltet, blutig, mit einem verzerrten Maul, aber einem bösen Versprechen in den Augen…
***
Auf einmal war es wie im Kino!
Auch in den Filmen wird der Held, der im tiefen Schlaf gelegen hatte, durch ein plötzliches Geräusch wach, und Abe Douglas erging es in diesem Fall nicht anders.
Er schlug die Augen auf – und blieb liegen! Was hatte ihn geweckt?
Zunächst bekam er seine Gedanken nicht in die Reihe. Er wußte nicht einmal, wo er sich befand.
Lange jedoch konnte er nicht geschlafen haben, denn die Morgendämmerung hatte die Dunkelheit noch nicht vertrieben. Die ungewöhnliche Stille erzeugte in ihm ein beklemmendes Gefühl. Was hatte ihn geweckt?
Abe Douglas gehörte zu den Menschen, die in ihrem Job bisher nur deshalb überlebt hatten, weil sie mit einem besonderen Instinkt für Gefahren ausgestattet waren. Daß er so schnell aufgewacht war und im Moment noch unmotiviert, zeugte davon, daß sich in seiner Nähe eine Gefahr zusammenbraute.
Er schaute gegen die Wand, dann richtete er seinen Blick nach links, wo sich die Öffnung zur Dusche hin befand und bunte Perlenschnüre den Durchgang markierten.
Sie bewegten sich.
Es war möglicherweise das leise Klirren gewesen, aber das hatte er auch zuvor gehört.
Es mußte etwas anderes sein.
Douglas richtete sich auf. Er warf einen Blick nach links. Seine Uhr lag auf dem Nachttisch, so daß er das Leuchtzifferblatt erkennen konnte. Es war halb vier.
Sehr lange hatte er wirklich nicht geschlafen.
Er dachte an seine Waffe. Sie lag zu weit von ihm entfernt, an der anderen Seite des Betts, auf dem klapprigen Stuhl, verborgen unter der Kleidung.
Aber war überhaupt jemand im Raum?
Jetzt klirrten die Perlen wieder. Sie lenkten den Blick des G-man in ihre Richtung.
War dort etwas?
Ja, eine Gestalt. In Umrissen sah er sie. Es mußte ein Mensch sein, noch im Dunkeln verborgen, dann ging er einen Schritt vor, erreichte den Vorhang, drückte die Schnüre zur Seite, schaffte sich so eine Lücke, und im nächsten Augenblick erlebte der G-man etwas, das er mit seinem Verstand nicht erfassen konnte.
Es war eine Frau. Er kannte sie sogar. In der Halle hatte er sie im Schaukelstuhl gesehen.
Inez hieß sie.
Und sie war da, und sie war es wiederum nicht, denn ihr Körper veränderte sich von innen her.
Auf den G-man machte es den Eindruck, als hätte jemand unter der Haut mehrere grüne Lampen eingeschaltet, die ihr ebenfalls grünes Licht so verteilten, daß sie jeden Winkel und jeden Zoll des Körpers genau ausleuchteten.
Sie war kein Mensch mehr, sie war ein Gespenst. Von den Zehen bis zu den Haaren leuchtete sie in einem unheimlichen, grünen Schein, und selbst ihre Adern und Venen waren unter der Haut nicht mehr als grüne Schläuche.
Sie kam näher.
Ihr Ziel war das Bett.
Und der FBI-Agent glaubte noch immer an einen bösen Traum, an eine gespenstische Erscheinung.
Plötzlich klirrten die Perlen heftiger, denn das Gespenst war vorgesprungen. Gleichzeitig mit diesem Sprung schwang ihr rechter Arm hoch und nach vorn.
Aus ihrer zur Hand geballten Faust stach etwas Langes, Dunkles hervor, das spitz zulief.
Ein Messer.
Die Klinge war nicht grün, sondern dunkel. Und das Gehirn des Agenten schaltete auf Alarm. Er reagierte, als die Person wieder nach vorn sprang.
Diesmal hätte sie ihn erwischt, wenn es ihm nicht gelungen wäre, sich zur Seite zu werfen. Nicht weit genug, um an seine Waffe zu kommen, das wollte er vorerst nicht. Es hätte zuviel Zeit gekostet. Die Klinge hieb wie ein Schwert neben ihm durch das Laken und stach tief in die Matratze hinein.
Abe nutzte die
Weitere Kostenlose Bücher