Der Azteken-Götze
die Haut, sah dahinter die Knochen, die grinsenden Zähne, dann ihr Gehirn, auch den Wirrwarr der Äderchen und hörte che leisen, zischend gesprochenen Worte. »Wir holen uns das Blut. Wir werden es uns holen, und niemand wird uns daran hindern.«
Douglas verstand die Welt nicht mehr. Obwohl erdie Waffe noch hielt, kam er sich unterlegen vor, und tief in seinem Innern, da breitete sich bereits die Furcht vor einem geheimnisvollen Götzen aus, den Inez so intensiv erwähnt hatte.
Ein Azteken-Götze!
Douglas wußte, daß vor Hunderten von Jahren die Azteken, Mayas und Toteken das Land Mexiko bewohnt hatten, zusammen mit anderen Stämmen, dann aber waren die Weißen aus Europa erschienen und hatten Spuren des Todes und des Grauens hinterlassen. Die Spanier waren es vor allen Dingen gewesen, die an dem Gold der Azteken interessiert gewesen waren, man hatte das Volk brutal niedergemacht, und das war nicht vergessen worden. Er wußte auch, daß die Azteken ein sehr intelligentes Volk gewesen waren. Sie hatten vieles erfunden und standen unter dem Schutz mächtiger Götter.
Seine Gedanken irrten ab. Es hatte jetzt keinen Sinn, darüber nachzudenken, viel wichtiger war die Frau vor ihm.
»Ich hätte dich töten können«, sagte sie, noch immer grün im Gesicht und unter der Haut. »Ich habe es nicht getan, weil ich dir noch eine letzte Chance geben wollte. Du bist fremd hier, du kennst die Verhältnisse nicht, aber der morgige Tag wird nicht mehr so sein, wie all die anderen zuvor, das verspreche ich dir. Dieser Ort wird im Blut ersticken, denn am Ende des Tages wird der mächtige Götze erscheinen und furchtbare Rache an denjenigen nehmen, die nicht auf seiner Seite stehen. Und du gehörst dazu.«
Mehr sagte sie nicht. Auch dann nicht, als er nachhakte. Sie ignorierte auch seine Waffe und richtete sich auf.
»Ich könnte dich einsperren!«
»Versuche es!«
Wieder verunsicherte ihn der Klang der Stimme. Inez hatte sich so angehört, als hielte sie die Trümpfe in der Hand und nicht er mit seiner Waffe.
Sie drehte sich herum und stand auf.
Ihre Bewegungen waren geschmeidig, sie schüttelte ihr Haar und ging zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um.
»Packe deine Sachen zusammen und flieh aus dieser Stadt. Bei Anbruch der Dunkelheit wird sie im Blut ersticken, das solltest du nicht vergessen.«
Und dann ging sie weg.
Leise fiel die Tür hinter ihr ins Schloß, während der G-man auf dem Bett hockenblieb und er sich einen Idioten nannte, weil er diese Person so einfach hatte weglaufen lassen.
Natürlich dachte er über ihre Worte nach, und immer wieder sah er ihre grünliche Gestalt vor seinen Augen.
Das war gespenstisch gewesen, unheimlich, basierte auch auf keinem Trick, es war magisch, geisterhaft.
Plötzlich stutzte er.
Geisterhaft…?
Ihm fiel etwas ein. Ein Name prangte plötzlich in seinem Gedächtnis: Geisterjäger John Sinclair.
Er, Suko und auch Abe Douglas hatten schon manch heißes Eisen aus dem Feuer gerissen. Ob es gegen Zombies in New York oder gegen einen mächtigen Dämon namens Jericho gewesen war, sie hatten sich immer gut geschlagen.
War das ein Fall für John?
Er stand auf. Er war nervös, er schwitzte, er dachte nach, er schaute in die Dunkelheit, die noch wie blauschwarz gefärbtes Blei über dem Land lag.
Zu sehen war nichts.
Keine grünen Gespenster, keine tanzenden Geister. War alles nur Bluff gewesen?
Er glaubte nicht daran, denn das Messer sprach genau vom Gegenteil. Er hob es auf und schaltete das Licht ein, um die Waffe genauer betrachten zu können.
Die Klinge bestand nicht aus Stahl, wie er zunächst geglaubt hatte, sondern aus einem besonderen Gestein, aus Obsidian. Ein Obsidianmesser, dachte er und spürte den kalten Hauch auf seinem Rücken.
Das Opfermesser!
Er wußte, daß diese Waffen bei Opferungen benutzt wurden, um die Klingen in die Leiber der Tiere oder Menschen zu stoßen. Je nachdem, welches Ritual durchgeführt wurde.
Und mit einem derartigen Messer hatte er getötet werden sollen. Das Material gab bei ihm den Ausschlag. Er würde versuchen, John Sinclair zu erreichen. Noch in dieser Nacht, und John mußte so rasch wie möglich rüberkommen.
Die Concorde war schnell. Am nächsten Abend konnte er in Border Town sein und brachte hoffentlich auch seinen Freund und Kollegen Suko mit. Jedenfalls zählte jede Sekunde.
Dennoch nahm er sich die Zeit, seine Kleidung überzustreifen, bevor er das Zimmer verließ.
Im Gang traf er auf einen hochgewachsenen
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