Der Azteken-Götze
schlug mit den Flügeln um sich, denn er mußte den Fall stoppen. Er durfte einfach nicht mit dieser Geschwindigkeit aufprallen. Es gelang ihm, sich zu drehen.
Das war gut, jetzt konnte er nach unten schauen und fiel mit den Beinen voran.
Die Menschen in der Schlucht schauten hoch, sie erwarteten ihn, und zwischen ihnen lag ein lebloser Frauenkörper in einer ungewöhnlich verrenkten Haltung.
Würde es ihm bald auch so ergehen?
Er fiel die letzten Meter. Noch immer bewegte er seine Flügel, er wollte den Fall abstoppen, und die ersten Zuschauer rannten davon, um bei seiner Landung nicht erwischt zu werden.
Wenig später schlug er auf.
Eine furiose ›Landung‹, begleitet von wild zuckenden Flammen, denn er hatte mit einem Flügel gleich drei Feuerstellen umgerissen. Funken sprühten in die Höhe, als die Fackeln zu Boden fielen. Er selbst spürte den feurigen Hauch nicht, aber er konnte nicht auf seinen Beinen bleiben. Der Eiserne sackte in die Knie, er fiel dabei nach vorn, stützte sich für einen Moment auf seinem Schwert ab und drehte sich dann schwerfällig nach rechts, um auch dort auf die Seite zu fallen. Der Jubelschrei der Götzendiener umbrandete ihn. Der Eiserne lag da wie tot, sie alle sollten ihn für tot halten, einschließlich des Götzen. Und er schwebte heran.
Er sah ihn nicht, er spürte ihn.
Der Götze kam näher.
Seine böse, gefährliche Strahlung drang in das Hirn des Eisernen Engels. Wie damals, dachte er, wie in Atlantis, als sie ebenfalls Kämpfe ausgetragen hatten.
Dann bückte sich der mächtige Götze und streckte den rechten Arm aus. Er rollte den Eisernen herum, wollte in sein Gesicht sehen, fühlte sich schon jetzt trotz des verletzten Flügels von seiner eigenen Macht berauscht.
Darauf hatte der Eiserne Engel gehofft.
Er hatte auf dem Bauch gelegen, aber sein Schwert nicht losgelassen. Mit beiden Händen umklammerte er den Griff, er war davon überzeugt, es noch brauchen zu müssen.
Er lag auf dem Rücken, er sah den Götzen, und er stemmte sein Schwert mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft hoch, wobei er es gegen die Brust des Azteken-Götzen rammte.
Die Klinge fuhr hinein, hindurch, und sie spießte diese mörderische Gestalt auf wie ein Zahnstocher ein Stück Käse.
Blut quoll aus der Wunde, fremdes Blut, und der Götze taumelte zurück. Da der Eiserne Engel seine Waffe nicht losgelassen hatte, wurde sie aus dem Körper gezogen.
Die klaffende Wunde aber blieb, und auch seine Diener sahen sie. Angst erfaßte sie, machte sie stumm, bewegungsunfähig. Xitopec fiel hin.
Es gab einen schweren Schlag, als er zu Boden prallte. Auch aus seinem Mund strömte jetzt Blut und überschwemmte das Gesicht, während sich der Engel auf die Füße quälte.
Noch war er schwach, aber er wußte, daß er bald wieder der alte sein würde.
Er ging auf seinen Feind zu.
Der Azteken-Götze rührte sich nicht mehr. Er war in sich zusammengeschrumpft und verlor sogar seine Federn. Auch die Flügel würden vergehen.
»Und diesmal für immer«, sagte der Eiserne, wobei in seiner Stimme Triumph mitschwang…
***
Aus eigener Kraft konnte Abe Douglas nicht stehen, deshalb mußten wir ihn stützen.
Er hatte einiges abbekommen, er mußte dringend in ärztliche Behandlung, aber er würde überleben, das hatte er uns versprochen, weil Unkraut bekanntlich nicht vergeht.
Wir standen am Rand der Plattform, schauten in die Tiefe, wußten zwar, daß sich der Kampf der beiden Giganten zum Grund der Schlucht hin verlagert hatte, aber wir bekamen nicht mit, wer von den beiden diesen mörderischen Fight gewann.
Es war der Eiserne Engel!
Wir jubelten auf, und selbst der schwache G-man freute sich lautstark mit uns, als die Gestalt des mächtigen Engels in die Höhe glitt, die Plattform erreichte und darauf sicher landete.
»Es gibt ihn nicht mehr!« meldete er, ging zwei, drei Schritte, dann fiel er vor Schwäche hin.
»Was sagst du dazu?« fragte Suko.
Ich hob die Schultern. »Auch Engel sind nur Menschen. Oder etwa nicht…?«
Suko verdrehte die Augen, winkte ab und setzte sich ebenfalls. An der Antwort hatte er bestimmt noch lange zu knacken…
ENDE
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