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Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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dieses Gefühl hin und wieder auch ein Wermutstropfen, denn die Fähigkeiten, die ihm Stellung, Prestige und Privatinsel eingebracht hatten, reichten dennoch nicht dazu aus, die ungeschriebenen Gesetze der Gesellschaft zu umgehen. Erst an diesem Nachmittag hatte er sich in einen Disput eingelassen, der alle grundsätzlichen Lebensprinzipien der Pflanzenvolk-Gemeinschaft miteinbezogen hatte. Jetzt saß er vor seiner Hütte auf einer Bank, schlürfte einen Becher Wein und sah zu, wie der lavendelblaue Sonnenuntergang über dem Ozean stattfand. Er brütete vor sich hin und dachte über die dickköpfige Sturheit von Meril, Zander Rohans Tochter, nach. Eine Brise versetzte das Wasser in leichte Wellenbewegungen und ließ den Untergrund kaum merklich schwanken. Sklar Hast holte tief Luft und fühlte, wie der Ärger sich löste und zu schwinden begann. Natürlich stand es Meril Rohan frei, zu tun, was sie wollte. Es war töricht, sich damit auseinanderzusetzen, ob sie nun mit ihm, Semm Voiderveg oder irgendeinem anderen eine Beziehung eingehen wollte. Die Dinge lagen nun einmal so und nicht anders, und wenn sich niemand das Maul darüber zerriß, warum sollte ausgerechnet er es tun? Damit war das Problem erledigt. Sklar Hast produzierte ein schwaches, bitteres Lächeln, denn ihm wurde klar, daß es ihm in diesem Fall unmöglich sein würde, seinen Prinzipien hundertprozentig treu zu bleiben …
    Aber der Abend war viel zu lieblich und einschmeichelnd, als daß man jetzt dergleichen Probleme wälzen durfte. Wenn alles seinen richtigen Weg nahm, würden die Dinge ihren vorherbestimmten Verlauf nehmen. Als Sklar Hast auf den Horizont hinaussah, glaubte er in einem klaren Augenblick in die Zukunft zu sehen, die so weitgefächert und einleuchtend war wie das sich träumerisch ausbreitende Meer und der Himmel. Er würde sich einstweilen auf eines der Mädchen konzentrieren, die er gerade prüfte, und für immer der Privatsphäre entsagen, redete er sich sehnsuchtsvoll ein. Es gab keinen Grund zur Eile. Und was den Fall Meril Rohan anging … Aber nein. Sie geisterte nur deswegen in seinen Gedanken herum, weil sie in bezug auf Semm Voiderveg eine für seine Begriffe unnatürliche und starrsinnige Haltung einnahm. Es hatte keinen Sinn, daß er an ihr seine Zeit vergeudete.
    Sklar Hast trank seinen Weinbecher leer. Ihm konnte es schließlich gleichgültig sein. Was sollte er nörgeln? Das Leben war schön. In der Lagune standen die Pfähle, an denen die saftigen, schwammähnlichen Organismen wuchsen, die – wenn man sie gereinigt, gerupft und gekocht hatte – das Hauptnahrungsmittel des Treibenden Volkes darstellten. Die Lagune selbst war voller schmackhafter Fische, die man mit Hilfe eines weitgespannten Netzes von den Raubfischen des Ozeans fernhielt, und es gab Unmengen von weiteren verfügbaren Nahrungsmitteln: die Sporen des Befruchtungsorgans der Seepflanze, die verschiedenartigen Ranken und Knollen und das köstliche Fleisch der Graufische, die die Hochstapler aus dem Ozean holten.
    Sklar Hast genehmigte sich einen weiteren Becher Wein, lehnte sich zurück und sah zu den jetzt allmählich sichtbar werdenden Himmelskonstellationen hinauf. Auf halber Höhe fand er eine Ansammlung von fünfundzwanzig hellen Sternen. Von ihnen, so behauptete die Geschichte, waren einst seine Ahnen auf der Flucht vor größenwahnsinnigen Tyrannen gekommen. Zweihundert Personen, die den unterschiedlichsten Zünften angehörten, war es gelungen, das Weltraumschiff zu verlassen, bevor der unendliche Ozean es verschlungen und hinweggespült hatte. Jetzt, zwölf Generationen später, waren aus den zweihundert über zwanzigtausend geworden, die über mehr als achtzig Kilometer verstreut auf den Blättern der treibenden Seepflanzen lebten. Die Zünfte, so eifersüchtig man auch während der ersten Generationen über ihre Abgrenzung gewacht hatte, waren schließlich miteinander versöhnt worden, und jetzt vermischten sie sich sogar. Es gab kaum etwas, das den angenehmen Fluß des Lebens störte, und schon gar keinen harten oder beunruhigenden Störfaktor – wenn man von König Krakon absah.
    Sklar Hast stand auf und wanderte an den Rand seines Blattes zu der Stelle, wo König Krakon erst vor zwei Tagen drei seiner Schwammpfähle abgerupft hatte. Sein Appetit wuchs von Jahr zu Jahr mit seinem Leibesumfang, und Sklar Hast fragte sich, wie groß er wohl noch werden würde. Ob es für ihn überhaupt eine Wachstumsgrenze gab? Solange er auf der Welt war,

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