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Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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vorbeikam, daß er beinahe deren Gefährt berührte.
    Keuchend und schnaufend zogen die Männer den Krakon in die Nähe des über die See hinausragenden Ladebaums und hoben ihn mit der gleichen Methode aus dem Wasser wie den ersten. Diesmal hatten sie ein besonders großes Biest erwischt, denn der Ladebaum knarrte bedrohlich, und der Pflanzenboden am Rande der Plattform begann sich zu senken. Fünfundsechzig Männer schafften es schließlich, das Ungeheuer in die Höhe zu hieven. Der Ladebaum schwang zurück, und der Krakon schwang über die Plattform. Man band seine Schaufeln zusammen und ließ ihn herunter. Erneut drängten sich die Neugierigen vor. Sie lachten und schrien zwar vor Begeisterung, zeigten aber nicht mehr die barbarische Wut, mit der sie gegen den ersten vorgegangen waren.
    Hämmer und Meißel traten in Aktion. Man entfernte die Turmhaut des Krakons und zerstörte seine Nervenbahnen. Fasereimer wurden herangeschleppt, die Körperflüssigkeiten des Riesenfisches gesammelt und zu den Lagerfässern gebracht.
    Sklar Hast hatte sich die ganze Aktion aus der Ferne angesehen. Diesmal hatten sie wirklich ein großes Biest erwischt, denn der Krakon war mindestens so groß gewesen wie der König, als er zum ersten Mal im Gebiet der Altplattformen aufgetaucht war – das mußte etwa hundertfünfzig Jahre her sein. Da man mit diesem Geschöpf ohne große Komplikationen fertig geworden war, gab es von nun an keinen Grund mehr, sich vor anderen zu fürchten – ausgenommen natürlich vor dem König selbst. Was ihn anging, war die Situation noch ungewiß, das mußte selbst Sklar Hast zugeben. Kein Ladebaum konnte sein Gewicht aus dem Wasser heben, das war klar. Und ebensowenig gab es ein Seil, das seine Schaufeln daran hindern konnte, sich zu bewegen. Keine Plattform konnte sein Gewicht tragen. Verglichen mit König Krakon war das große Biest, das sie jetzt gefangen hatten, nichts anderes als ein Zwerg …
    Hinter sich hörte er eiliges Trippeln von Füßen. Eine Frau packte seinen Ellenbogen und schnappte verzweifelt nach Luft. Sklar Hast war einigermaßen überrascht, denn ein kurzer Rundblick überzeugte ihn davon, daß es auf der gesamten Plattform nichts gab, was sie derart in Aufregung versetzt haben könnte. Schließlich riß die Frau sich zusammen und stieß aufgeregt hervor: »Barquan Blasdel ist geflohen! Er ist verschwunden!«
    »Was?« schrie Sklar Hast.

 
     
13
     
     
    Barquan Blasdel, seine Gattin, seine beiden ältesten Töchter und deren Galane waren zusammen mit Luke Robinet und Vidal Reach ebenso verschwunden wie ein tragfähiges Weidenrutenboot. Alles deutete darauf hin, daß sie ihren Fluchtplan bereits Wochen vorher ausgearbeitet hatten, denn sie hatten Vorräte gehamstert und in einem unzugänglichen Gebiet der Plattform – in der Nähe von Meril Rohans Schule – versteckt.
    Sie hatten sich unbemerkt Ruder geschnitzt sowie einen Mast mit Segeln hergestellt und die Chance genutzt: In dem Augenblick, als die Bevölkerung durch den Fang des zweiten Krakons abgelenkt wurde, waren sie klammheimlich ausgerissen.
    Das Boot selbst war von den beiden jungen Männern, die um die Gunst der Blasdel-Töchter buhlten, entwendet worden, da es sogar in dem allgemeinen Durcheinander noch aufgefallen wäre, hätte sich ein Fürbitter daran zu schaffen gemacht. Sie hatten es von den Leinen gelöst und waren in südlicher Richtung um die Plattform herumgerudert, wo die anderen eingestiegen waren und die Ladung eingeladen hatten, bevor das Boot Neuheim verließ. Es war pures Glück gewesen, daß man sie dabei beobachtet hatte, als sie gerade Aufschrei umrundeten; eine Frau, die aufgrund starker Schwangerschaftsschmerzen nicht an dem allgemeinen Freudentanz teilnahm, hatte sie verschwinden sehen.
    Phyral Berwick schickte auf der Stelle zehn Boote zur Verfolgung aus, aber bis dahin war es bereits Abend geworden und ein starker Wind war aufgezogen. Aber selbst unter Zuhilfenahme der Segel und allen rudernden Männern gab es angesichts der vielen kleinen Plattformen, zwischen denen man sich verstecken konnte, nur eine geringe Chance, die Flüchtlinge wieder aufzuspüren. Vielleicht hatte Barquan Blasdel sogar den Plan gefaßt, nach Norden oder Süden zu gehen, um etwaige Verfolger irrezuführen.
    Die Suchboote blieben die ganze Nacht auf dem Wasser. Acht umrundeten die einzelnen Plattformen und bewegten sich im Licht der Sterne ziellos hin und her; zwei jagten, so schnell die Umstände und die Kräfte der

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