Der Ball spielende Hund
Privatbüro. Als wir Platz genommen hatten, fragte er: «Womit kann ich Ihnen dienen?»
Standhaft begann Poirot von neuem: «Ich wollte eine Beschreibung von Littlegreen House – »
Weiter kam er nicht, denn Mr Gabler übernahm die Führung. «Ah, Littlegreen House – ein Prachtobjekt! Ein Gelegenheitskauf. Wird eben erst angeboten. Ich kann Ihnen verraten, meine Herren, dass wir nur selten ein solches Haus zu diesem Preis an der Hand haben. Heute kehrt man wieder zu solid gebauten Häusern zurück, Häusern mit Stil. Littlegreen House wird uns aus der Hand gerissen werden! Aus der Hand gerissen! Ein Parlamentsmitglied war letzten Samstag hier, um es zu besichtigen, und es gefiel ihm so gut, dass er diesen Samstag nochmals kommt. Es wird bald verkauft sein.»
«Hat es in den letzten Jahren öfters den Besitzer gewechselt?», erkundigte sich Poirot.
«Im Gegenteil! Seit fünfzig Jahren Eigentum der Familie Arundell. Hoch angesehene Familie. Damen vom alten Schlag.» Er stand auf und rief zur Tür hinaus: «Rasch den Prospekt von Littlegreen House, Miss Jenkins!» Dann setzte er sich wieder. Miss Jenkins flitzte mit einem maschinengeschriebenen Blatt herein, das sie vor ihren Chef legte; er entließ sie mit einem Nicken.
«Hier!», sagte Mr Gabler und las mit Windeseile: «Stilvolles Haus; vier Wohn-, acht Schlafzimmer, übliche Nebenräume, große Küche, geräumige Nebengebäude, Ställe usw. Alter Garten, geringe Instandhaltungskosten, 12000 Quadratmeter, zwei Sommerlauben usw. usw. Verhandlungspreis 3000 Pfund.»
«Können Sie mir einen Besichtigungsschein geben?»
«Gewiss, gewiss.» Mr Gabler begann schwungvoll zu schreiben. «Ihr werter Name?»
Zu meiner gelinden Überraschung nannte sich mein Freund Mr Parotti.
«Wir haben noch einige andere Häuser an der Hand, die Sie vielleicht interessieren werden.»
Poirot ließ sich noch zwei andere Anschriften geben und fragte dann: «Wann kann das Haus besichtigt werden?»
«Jederzeit, Sir. Das Personal ist noch dort. Ich werde gleich anrufen. Gehen Sie jetzt hin? Oder nach Tisch?»
«Lieber nach Tisch.»
«Nach Belieben. Ich werde anrufen und veranlassen, dass man Sie gegen zwei erwartet. Passt Ihnen das?»
«Ja, danke. Die Besitzerin des Hauses ist eine Miss Arundell, sagten Sie?»
«Lawson. Miss Lawson heißt die jetzige Besitzerin. Miss Arundell starb leider vor kurzem, sonst würde das Haus nicht zum Verkauf stehen. Es wird uns aus den Händen gerissen werden, und ich kann Ihnen nur den Rat geben, Ihr Angebot möglichst bald zu machen, damit Ihnen niemand zuvorkommt.»
«Miss Lawson möchte das Haus gern los sein?»
Der Vermittler dämpfte vertraulich die Stimme. «Das ist es. Das Haus ist ihr zu groß – sie ist eine alleinstehende, nicht mehr junge Dame und möchte ein Haus in London haben. Begreiflich! Deshalb ist Littlegreen House so lächerlich billig zu kaufen.»
«Miss Arundell starb wohl ganz plötzlich?»
«Möchte ich nicht behaupten. Das Alter, Sir, das Alter. Sie war über siebzig und kränkelte seit Langem. Sie war die Letzte ihrer Familie – kannten Sie die Familie vielleicht?»
«Ich habe Bekannte, die auch so heißen und hier Verwandte haben. Wahrscheinlich ist es dieselbe Familie.»
«Höchstwahrscheinlich. Vier Schwestern waren es. Eine heiratete ziemlich spät, die anderen drei verbrachten ihr ganzes Leben hier. Damen von altem Schrot und Korn. Miss Emily war die letzte von ihnen. Im ganzen Ort hoch angesehen.»
Mr Gabler reichte Poirot den Besichtigungsschein. «Kommen Sie auf einen Sprung vorbei, um mir zu sagen, wie es Ihnen gefällt? Es müsste natürlich dies und das ein bisschen modernisiert werden, aber damit muss man eben rechnen. Was ist schließlich ein neues Badezimmer? Eine Kleinigkeit.»
Als wir uns verabschiedet hatten, hörten wir, wie Miss Jenkins meldete: «Mrs Samuels hat angerufen. Sie sollen sie anläuten – Holland Park 53-91.»
Ich erinnerte mich deutlich, dass dies weder die Nummer war, die Miss Jenkins auf ihren Löschblock gekritzelt hatte, noch die Nummer, auf die man sich schließlich am Telefon geeinigt hatte. Vermutlich war das Miss Jenkins’ Rache, weil sie die Beschreibung von Littlegreen House hatte suchen müssen.
7
Als wir auf den Marktplatz traten, schmunzelte Poirot. «Mr Gabler wird leider eine Enttäuschung an uns erleben.»
«Wir könnten essen gehen», schlug ich vor, «bevor wir nach London zurückfahren. Oder sollen wir unterwegs einkehren?»
«Mein lieber Hastings,
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