Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
ich habe nicht die Absicht, Basing so schnell zu verlassen. Der Zweck unseres Besuchs ist noch nicht erreicht.»
    Ich sah ihn groß an. «Sie werden doch nicht – aber, lieber Poirot, das kann nicht Ihr Ernst sein! Die alte Dame lebt ja nicht mehr.»
    «Eben!»
    Der Ton, in dem er dieses Wort sprach, überraschte mich noch mehr. Allem Anschein nach hatte dieser unzusammenhängende Brief ihm etwas in den Kopf gesetzt. «Aber welchen Zweck soll das haben, Poirot, da sie doch tot ist? Sie kann Ihnen jetzt nichts mehr erklären. Was immer sie beunruhigte, ist jetzt vorbei und erledigt.»
    «Wie leicht, wie gedankenlos Sie die Sache abtun! Nichts ist erledigt, solange Hercule Poirot sich damit beschäftigt!»
    Ich hätte aus Erfahrung wissen sollen, dass es aussichtslos war, mit ihm zu streiten. Trotzdem fuhr ich vorschnell fort: «Aber da sie nun einmal tot ist – »
    «Eben, Hastings. Eben – eben. Mit einer geradezu großartigen Borniertheit wiederholen Sie das Wichtigste immer wieder, ohne die Bedeutung zu gewahren. Sehn Sie denn nicht ein, wie wichtig das ist? Miss Arundell ist tot!»
    «Aber, mein lieber Poirot, ihr Tod erfolgte auf ganz natürliche und alltägliche Weise! Nichts Auffälliges oder Unerklärliches. Mr Gabler hat es selbst gesagt.»
    «Mr Gabler hat auch gesagt, dass Littlegreen House für 3000 Pfund ein Gelegenheitskauf sei. Schwören Sie auch auf das?»
    «Nein, das nicht. Er will das Haus offenbar möglichst bald los sein. Wahrscheinlich muss es von oben bis unten renoviert werden. Ich bin überzeugt, dass er – oder vielmehr seine Auftraggeberin – auf ein viel niedrigeres Angebot eingehen würde. Häuser dieser Art müssen verdammt schwer anzubringen sein.»
    «Na also!», bemerkte Poirot. «Berufen Sie sich nicht auf Gabler, als wäre er ein von Gott erleuchteter Prophet, der nicht lügen kann!»
    Da wir in diesem Augenblick den Gasthof «The George» betraten, schnitt Poirot mit einem eindringlichen «Schscht!» das Gespräch ab.
    Wir wählten einen Tisch in dem menschenleeren Speisesaal, und ein alter Kellner brachte uns ausgezeichnete Hammelkoteletts mit wässerigem Kohl und mehligen Kartoffeln, Eingemachtes, Käse und zwei Tassen mit einer zweifelhaften Flüssigkeit, die sich für Kaffee ausgab.
    Beim Kaffee zog Poirot die Besichtigungsscheine aus der Tasche und fragte den Kellner um Auskunft.
    «Jawohl, Sir, die kenne ich fast alle. Hemel End ist etwa fünf Kilometer von hier – ein kleines Nest. Zu Bissetts Farm ist es zwei Kilometer von hier, hinter King’s Head führt ein Wiesenweg dorthin. Villa Rowena? Nein, die kenne ich nicht. Littlegreen House ist ganz in der Nähe, nur ein paar Minuten.»
    «Ich glaube, ich habe es im Vorbeigehen gesehn. Das kommt wohl am ehesten in Betracht. Ist es gut erhalten?»
    «Gewiss, Sir. Alles in bestem Zustand – Dach, Leitungen und so weiter. Allerdings altmodisch, nie modernisiert worden. Der Garten ist eine Pracht. Miss Arundell liebte ihren Garten sehr.»
    «Das Haus gehört aber einer Miss Lawson.»
    «Jawohl, Sir. Miss Lawson war die Gesellschafterin von Miss Arundell, und als die alte Dame starb, vermachte sie ihr das Haus und alles andere.»
    «So? Sie hatte wohl keine Verwandten?»
    «Doch, Sir. Nichten und Neffen. Aber Miss Lawson war natürlich die ganze Zeit um die alte Dame. Und Miss Arundell war infolge ihres hohen Alters schon ein bisschen – ja – so war das.»
    «Sie hinterließ wahrscheinlich nur das Haus und wenig Geld?»
    Wo eine rundheraus gestellte Frage ihren Zweck nicht erreicht, führt bekanntlich eine falsche Behauptung sogleich zum Ziel und bringt die gewünschte Antwort in Form von Widerspruch.
    «Ganz im Gegenteil, Sir, ganz im Gegenteil! Alle waren platt, dass die alte Dame so viel Geld hinterließ. Die Testamentsbestimmungen, die Summe und so weiter, das alles hat in der Zeitung gestanden. Einige hunderttausend Pfund sind’s gewesen.»
    «Ich bin überrascht», sagte Poirot. «Das klingt wie ein Märchen. Die arme Gesellschafterin wird über Nacht unfassbar reich. Ist Miss Lawson noch jung? Jung genug, meine ich, um ihren plötzlichen Reichtum zu genießen?»
    «O nein, Sir, so in mittlerem Alter.»
    «Die Neffen und Nichten müssen schwer enttäuscht gewesen sein.»
    «Ja, es lässt sich denken, was für ein unerwarteter Schlag das für sie war. Es ist hier im Ort viel darüber geredet worden. Die einen sagen, es ist ein Unrecht, das Geld gehört in die Verwandtschaft. Die andern wieder sagen, jeder kann mit

Weitere Kostenlose Bücher