Der Ball spielende Hund
meinem Mann ab.»
«Aber was ist Ihre Ansicht, Madame?»
Mrs Tanios zog die Stirn in Falten und antwortete langsam: «Ich bin nicht sehr dafür. Es sieht so – es gehört sich eigentlich nicht.»
«Finden Sie, Madame?»
«Ja – da Tante Emily ihre Familie nun einmal enterbt hat, müssen wir uns wohl damit abfinden.»
«Sie tragen es ihr also nicht nach?»
«Oh, doch!» Ihr Gesicht rötete sich. «Ich halte es für sehr ungerecht. Höchst ungerecht! Und es kam so unerwartet, es sah Tante Emily gar nicht ähnlich. Und es ist so hart gegen die Kinder.»
«Sie hätten es von Miss Emily Arundell nicht erwartet, wie?»
«Nicht im entferntesten.»
«Wäre es mithin nicht möglich, dass sie nicht aus freiem Willen handelte? Halten Sie es für denkbar, dass sie beeinflusst wurde?»
Mrs Tanios runzelte wieder die Stirn und antwortete fast widerwillig: «Ich kann mir Tante Emily unter irgendeinem fremden Einfluss einfach gar nicht vorstellen. Sie war eine so energische alte Dame.»
Poirot nickte. «Das ist wahr. Und Miss Lawson lässt sich schwerlich als energischer Charakter bezeichnen.»
«Nein, sie ist eine nette Person, ziemlich einfältig, aber sehr, sehr lieb. Auch deshalb fühlte ich mich nicht – nicht – »
«Nun, Madame?», drängte Poirot sanft, als sie abbrach.
Mrs Tanios spielte nervös mit den Fingern. «Nun ja, ich meine, es wäre unrecht, das Testament anzufechten. Ich habe das sichere Gefühl, dass es nicht Miss Lawsons Werk war. Sie ist bestimmt nicht imstande, Ränke zu schmieden und zu intrigieren – »
«Ich bin vollkommen Ihrer Ansicht, Madame.»
«Und deshalb halte ich eine Klage für – für würdelos und rachsüchtig. Überdies kommt so etwas sicher sehr teuer, nicht wahr?»
«Ja, es kostet Geld.»
«Und hat wahrscheinlich keinen Zweck. Aber Sie müssen mit meinem Mann darüber sprechen. Er versteht Geschäftssachen viel besser als ich.»
Nach einer Weile fragte Poirot: «Was war Ihrer Ansicht nach der Grund für die Abänderung des Testaments?»
Jähe Röte stieg in Mrs Tanios’ Wangen. «Ich habe nicht die leiseste Ahnung», murmelte sie.
«Madame, ich bin, wie gesagt, kein Anwalt. Sie haben mich aber nicht gefragt, was ich bin.»
Sie sah ihn fragend an.
«Ich bin Detektiv. Kurz vor ihrem Tod schrieb mir Miss Emily Arundell.»
Mrs Tanios beugte sich mit zusammengepressten Händen vor. «Sie schrieb Ihnen? Über meinen Mann?»
Poirot ließ sie nicht aus den Augen und erwiderte langsam: «Leider darf ich diese Frage nicht beantworten.»
«Also doch über meinen Mann!», rief sie. «Was schrieb sie? Ich versichere Ihnen, Mr – eh, wie ist der Name?»
«Poirot. Hercule Poirot.»
«Ich versichere Ihnen, dass alles, was sie vielleicht gegen meinen Mann sagte, vollkommen unwahr ist! Ich kann mir denken, von wem dieser Brief ausging. Und auch das ist ein Grund, warum ich mit Theresa und Charles nicht das Geringste gemeinsam unternehmen will. Theresa hat meinen Mann nie leiden können! Sie hat ihn angeschwärzt! Ich weiß, dass sie das getan hat! Tante Emily war gegen meinen Mann eingenommen, weil er kein Engländer ist, und glaubte daher, was Theresa ihr über ihn sagte. Aber es ist nicht wahr, Mr Poirot, ich gebe Ihnen mein Wort!»
«Mutti, mein Brief ist fertig!»
Mrs Tanios wandte sich schnell um. Zärtlich lächelnd nahm sie den Brief, den das kleine Mädchen ihr reichte. «Hübsch, Liebling, wirklich sehr hübsch. Und die Mickymaus ist allerliebst gezeichnet.»
«Was soll ich jetzt machen, Mutti?»
«Möchtest du nicht eine schöne Ansichtskarte kaufen? Hier hast du Geld. Geh zu dem Mann in der Halle und such dir eine aus, die kannst du Selim schicken.»
Das Kind ging. Charles Arundell hatte Recht gehabt. Mrs Tanios war allem Anschein nach eine fürsorgliche Gattin und Mutter. Auch die Ähnlichkeit mit einem Ohrwurm stimmte.
«Ihr einziges Kind, Madame?»
«Nein, ich habe auch einen Jungen. Er ist mit seinem Vater ausgegangen.»
«Die Kinder kamen nicht mit Ihnen zu Besuch nach Basing?»
«Doch, manchmal. Aber Tante Emily war schon alt, und Kinder waren ihr lästig. Sie war jedoch immer gut zu ihnen und schickte ihnen schöne Weihnachtsgeschenke.»
«Wann sahen Sie Miss Emily Arundell zum letzten Mal?»
«Ich glaube, zehn Tage vor ihrem Tod.»
«Sie, Ihr Mann und Miss Theresa mit ihrem Bruder waren alle gleichzeitig in Littlegreen House, nicht wahr?»
«O nein, das war die Woche vorher – zu Ostern.»
«Aber Sie und Ihr Mann fuhren auch am Wochenende
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