Der Ball spielende Hund
eingelassen, nicht wahr, Bella?» Er lächelte ihr zu, und sie erwiderte sein Lächeln – ziemlich mechanisch, wie mir vorkam.
Dann wandte er sich wieder an Poirot. «Ich bin kein Jurist. Aber meiner Meinung nach hat die alte Dame das Testament in einem Zustand gemacht, in dem sie nicht mehr handlungsfähig war. Diese Lawson ist schlau und berechnend.»
Mrs Tanios machte eine abwehrende Bewegung. Poirot sah sie schnell an. «Sie sind nicht dieser Ansicht, Madame?»
Mit etwas schwacher Stimme antwortete sie: «Sie war immer sehr lieb. Schlau möchte ich sie nicht nennen.»
«Zu dir, liebe Bella, war sie immer lieb, weil sie von dir nichts zu fürchten hatte. Du bist so leichtgläubig.»
Er sagte es in gutmütigstem Ton, aber seine Frau errötete.
«Bei mir war das anders», fuhr er fort. «Mich konnte sie nicht leiden und bemühte sich auch nicht, es zu verbergen. Ein Beispiel: Die alte Dame fiel die Treppe hinunter, als wir in Littlegreen House zu Besuch waren. Ich bestand darauf, am nächsten Wochenende wiederzukommen und nachzusehen, wie es ihr ging. Miss Lawson tat ihr Möglichstes, um das zu verhindern. Es gelang ihr nicht, und das nahm sie sichtlich übel. Der Grund war klar: Sie wollte die alte Dame für sich haben.»
Wieder wandte sich Poirot an Mrs Tanios. «Ist das auch Ihr Eindruck, Madame?»
Ihr Mann ließ ihr keine Zeit zur Antwort. «Bella ist zu weichherzig. Sie würde nie jemandem böse Absichten zutrauen. Aber ich bin überzeugt, dass ich Recht habe. Noch eines, Monsieur Poirot! Der Schlüssel zu ihrem Einfluss auf die alte Dame ist der Spiritismus! So wurde das gemacht, verlassen Sie sich drauf!»
«Sie glauben…?»
«Ganz ohne Zweifel. Ich habe schon viele solche Fälle erlebt. Er zieht die Leute in seinen Bann. Sie würden staunen! Besonders in Miss Arundells Alter. Ich möchte schwören, dass das den Anstoß gab. Ein Geist – der tote Vater wahrscheinlich – befahl ihr, das Testament zu ändern und ihr Geld der Lawson zu vermachen. Sie war krank, leicht beeinflussbar – »
Mrs Tanios machte eine zaghafte Gebärde. Poirot wandte sich an sie: «Auch Sie halten es für möglich, ja?»
«Red doch, Bella! Sag uns deine Meinung.» Er sah sie ermutigend an. Sie warf ihm einen seltsamen Blick zu, dann antwortete sie:
«Ich verstehe wenig von solchen Sachen. Du kannst Recht haben, Basil.»
«Ich habe Recht, verlass dich drauf! Nicht wahr, Monsieur Poirot?»
Poirot nickte. «Ja – es könnte sein.» Dann setzte er hinzu: «Sie waren in der Woche vor Miss Arundells Tod in Basing, nicht wahr?»
«Ja, wir waren zu Ostern dort und das Wochenende danach.»
«Nein, nein, ich meinte das übernächste Wochenende – den Sechsundzwanzigsten. Sie waren Sonntag dort, glaube ich.»
«Basil, wirklich?» Mrs Tanios sah ihn mit großen Augen an.
Er wandte sich schnell zu ihr. «Ja. Du erinnerst dich doch? Ich fuhr nachmittags hinaus. Ich habe es dir auch erzählt.»
Poirot und ich sahen Bella Tanios an. Nervös schob sie ihr Hütchen noch weiter nach hinten.
«Du musst dich doch erinnern, Bella? Was für ein elendes Gedächtnis du hast!»
«Natürlich!», entschuldigte sie sich mit schwachem Lächeln. «Ich habe wirklich ein elendes Gedächtnis. Aber es ist schon fast zwei Monate her.»
«Miss Theresa und Mr Charles Arundell waren auch draußen, nicht wahr?»
«Möglich», antwortete Dr. Tanios unbefangen. «Ich begegnete ihnen nicht. Ich blieb nur etwa eine halbe Stunde.»
Poirots durchdringender Blick schien ihn ein wenig in Verlegenheit zu bringen. «Ich will’s lieber gleich gestehen», sagte er, ihm zuzwinkernd. «Ich hoffte auf ein Darlehen – aber es blieb beim Hoffen. Leider war ich der alten Dame nie sehr sympathisch. Schade, denn ich konnte sie gut leiden. Sie war eine lebenslustige alte Dame.»
«Gestatten Sie mir eine offene Frage, Doktor Tanios?»
Täuschte ich mich? Lag für den Bruchteil einer Sekunde nervöse Spannung in den Augen des anderen?
«Gewiss, Monsieur Poirot.»
«Was halten Sie von Charles und Theresa Arundell?»
Der Arzt machte ein erleichtertes Gesicht. «Charles und Theresa?», fragte er, seine Frau liebevoll anlächelnd. «Bellachen, du hast doch nichts dagegen, wenn ich ganz aufrichtig über deine Verwandten rede?»
Sie schüttelte leise lächelnd den Kopf.
«Dann will ich Ihnen sagen, dass sie durch und durch schlecht sind – beide! Komischerweise ist mir Charles lieber. Ein Halunke, aber ein sympathischer. Nicht einen Funken Moral, aber dafür kann
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