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Der Bann Der Magie

Der Bann Der Magie

Titel: Der Bann Der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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vorsichtig um und flüsterte: »Staub, Herr? Wollt Ihr ein bißchen Staub, Herr?«
    Harran blieb stehen und funkelte den Staubhändler an, der sich unter seinem Blick wand. »Ich will nichts von Sturmbringer. Als ob das Zeug zu gebrauchen wäre - zu gar nichts!« Und er ging weiter zum Leichenhaus.
    Der magenumdrehende Gestank vertrieb plötzlich alles aus seinem Kopf, sogar den Ärger über den Staubhändler. Bauern kamen von weit und breit hierher, um sich von den Dunghaufen zu bedienen, und Barbiere sowie Chirurgen holten sich hier Leichen, an denen sie üben konnten. Harran hatte andere Gründe. Würgend hastete er durch den langen, niedrigen Bau und wünschte sich, seine Nase könnte sich verschließen.
    Er fand Grian am anderen Ende des Hauses, wo die riesigen Beizbottiche standen, in welche die Innereien geworfen wurden, bis man dazu kam, sie zu begraben. Grian hatte früher die Sivenipriester mit Leichen für ihren Anatomieunterricht versorgt, und er kannte Sivenis letzten Priester in Freistatt besser, als Harran zugeben wollte. Er ließ den Blick von Kopf bis Fuß über Harran wandern, bemerkte die Kruke unter einem und das Huhn unter dem anderen Arm, und stumpfe Freude huschte über sein Gesicht. Er warf das Messer auf den Steintisch neben seine momentane Arbeit und rief: »Junge, wo warst du den ganzen Monat? Dachte schon, du wärst gestorben. Wieder.«
    Harran mußte lachen. »Ich bin nicht sicher, ob ich es könnte.«
    Der rothaarige, stämmige Grian ging zu einer Bank, wo Tontöpfe mit gebrauchten Innereien darauf warteten, von Wurstmachern abgeholt zu werden. Er schob die Töpfe zur Seite, bedeutete Harran, Platz zu nehmen, und setzte sich neben ihn. Harran bot ihm die Weinkruke an. Die Henne, die er losgelassen hatte, fiel auf den Boden und begann dort eifrig in dem Stroh zu scharren.
    Sie tranken eine Weile in kameradschaftlichem Schweigen. »Hält dich dein Privatleben auf Trab?« erkundigte Grian sich schließlich.
    »Weniger das als die Arbeit. Es gibt zu viele Kranke in dieser Stadt und außer mir offenbar niemanden, der ihnen hilft.« Er nahm wieder einen Schluck. »Und was ist mit dir?«
    »Die Arbeit wuchs mir über den Kopf.« Grian deutete um sich auf zehn andere, Männer und Frauen, die sich der heutigen Lieferung an Toten annahmen. »Mußte mir Hilfe für den Sommer nehmen und für eine neue Abfall- und Knochengrube sorgen. Die alten sind übergequollen, und die Nachbarn haben sich beschwert.« Grian lachte. Es war ein rauher, fröhlicher Laut, aber Harran fiel auf, daß sein Freund dabei nicht sehr tief atmete. »Die Vobfs spielen sich auf, versuchen wieder hochzukommen. Haben aber kein Glück. Wenn sie jetzt jemand umbringen, fallen die Edlen, die Kaiserlichen, überhaupt alle über sie her. Die Hälfte der Toten, die heute vormittag gebracht wurden, sind Vobfs. Erschossen, erstochen oder sonstwie niedergemacht. Die Leute haben hier genug von ihnen. War auch allmählich Zeit, meine ich.«
    Harran gab ihm recht und reichte ihm die Kruke wieder. Grian trank tief. »Dieser neue Körper«, er stieß Harran freundschaftlich in die Rippen, »ist doch einwandfrei, oder? Wäre interessant, mal einen Blick hineinzuwerfen, um zu sehen, wie er funktioniert.«
    Wieder mußte Harran lachen. Grians Humor wich nie sehr weit von seiner Arbeit ab. »Das frage ich mich manchmal selber.«
    »Persönlich halte ich nicht viel davon«, gestand Grian in fröhlicher Mißbilligung. »Magie, wer braucht die? Hab' gehört, daß sie nicht mehr wirkt. Ist gut, daß wir sie los sind. So viele Magier in dieser Stadt! Man kann ja nicht mal spucken, ohne einen zu treffen. Unnatürlich. Die Stadt hätte schon längst was dagegen tun sollen. Aber das ist ja jetzt nicht mehr nötig, eh? Hat auch so genug Probleme.« Grian setzte die Kruke wieder an, dann blinzelte er hinein. »Sie füllen sie auch nicht mehr wie früher. Deine grauäugige Lady - hab' gehört, daß sie und Molin sich anfreunden. Meine Leute haben heut wieder ein paar Herzanfälle von der Mauer geholt, da haben sie die Lady in seinem feinen Zelt mit ihm Wein trinken sehen.«
    Harrans Herz verkrampfte sich. Keine Eifersucht -natürlich nicht! - aber Besorgnis. Durch die Verbindung zwischen ihnen konnte er allzu häufig spüren, daß sie ihre Aufmerksamkeit klar und kühl auf Molin Fackelhalter richtete und dazu ein Gefühl unendlicher Belustigung und großer Befriedigung. Und Siveni wußte ihren Groll besser zu hegen und zu pflegen als jeder Sterbliche.

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