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Der Bann Der Magie

Der Bann Der Magie

Titel: Der Bann Der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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davon - nicht einmal Molin. Ich war äußerst vorsichtig. Er wird sich völlig sicher wähnen, und das wird er auch sein, bis ich irgendeinem Orakel etwas flüstere. An dem Tag kann Freistatt sich Gedanken um seine Mauer machen.«
    »Gut«, sagte Harran. »Da ist nur noch eines. Was ist mit Tyr? Sie ist in der Hölle. Nach allem, was ich gehört habe, kann niemand mehr dorthin.«
    »Aber heraus kann man noch«, entgegnete Siveni. »Sie gehört zu uns. Wohin wir gehen, kann auch sie gehen, wenn sie will.«
    So war es vermutlich auch. »Jedenfalls«, sagte Siveni, »werde ich nicht warten, bis die Mauer fertig ist. Alle Arbeit, die ich selbst tun mußte, ist erledigt. Besorgen wir alles, was wir brauchen, und verschwinden morgen abend. Nein, nicht den Alraunenzauber, Harran, sondern den älteren, für den du das letztemal die Zutaten nicht hattest - den, für den man Brot und Wein und Götterblut benötigt. Diesmal wird es kein Mißgeschick geben. Wir stürmen den Himmel und bleiben für immer dort. Dieses Seuchenloch überlassen wir sich selbst.«
    Harran schauderte kurz.
    Mriga seufzte und streckte sich wieder im Bett aus. »Kommt und ruht euch aus«, rief sie.
    »Na gut«, murmelte Siveni. Sie blickte die beiden mit freundlicherer Miene an. Es wurde offensichtlich, daß sie plötzlich an etwas anderes dachte, als sich auszuruhen.
    Harrans ironisches Gesicht entspannte sich ebenfalls. Er schlüpfte unter die Decke und sagte: »Da es meine letzte Nacht auf der Erde ist.«
    Siveni warf ihr Hemd über seinen Kopf und blies die Kerzen aus.
    Der alte Tempel von Siveni Grauaugen nahe dem oberen Ende der Tempelallee war nicht mehr wie einst. Die Tür, die seine erzürnte Göttin mit dem Speer aus den Angeln gehoben hatte, war fortgeschafft und ihr Messing zur anderweitigen Verwendung eingeschmolzen worden. Seine alten Lagerräume waren ausgeräumt worden, anfangs von seinem letzten Priester, dann von Freistättern, die einer offenen Tür nicht widerstehen konnten. Sogar die große Siveni-Statue aus Gold und Elfenbein in prächtiger Rüstung und Bewaffnung hatte man gestohlen. Glas von den zerbrochenen hohen Fenstern lag in bunten Scherben auf dem schmutzigen Fußboden; Spinnen webten fleißig ihre Netze in allen Ecken, und Ratten huschten dahin und dorthin. In den Ecken fanden sich Brand- und Rußflecken von Feuern Obdachloser, und die abgenagten Knochen von darauf gegrillten Tauben und Katzen lagen herum.
    Immer noch hier und im gedämpften Licht ihrer abgeblendeten Laterne zu erkennen war ein alter, mit etwas Schwarzem gezogener Kreis - Erdpech, nach den Kratzspuren zahlloser Füße, die im Lauf eines Jahres dagegen gescharrt hatten, zu schließen. Innerhalb des Kreises waren jetzt verschmierte, seltsame Zeichen und Lettern und Zahlen in alten Sprachen gekritzelt, und in der Mitte befand sich ein bräunlicher Fleck auf dem weißen Marmor wie von Blut. Harran stellte die Laterne ab, vergewisserte sich, daß die Blende um kaum mehr als eine Haaresbreite hochgezogen und von der Straßenseite abgewandt war. »Ich wollte, die Tür wäre noch hier«, murmelte er.
    Siveni rümpfte die Nase und stellte den Beutel ab, den sie getragen hatte. »Dazu ist es jetzt zu spät. Gehen wir's an, es wird ohnehin eine ziemliche Zeit dauern.«
    Mriga kam hinter ihnen herbei und setzte ebenfalls einen Beutel ab und kramte in ihm. »Der Wein war ein Problem«, sagte sie. »Siveni, du schuldest mir zwei Silberstücke.«
    »Wa-as?«
    »Ich dachte, wir drei würden diese Ausgaben zu gleichen Teilen tragen.«
    Obwohl es bei diesem Licht schwer zu sehen war, gelang es Siveni, ihren Unwillen zu zeigen. »Du Gans! Wir brauchen kein Geld, „wohin wir gehen! Ich baue dir ein Haus aus purem Silber, wenn wir erst dort sind.«
    »Geizkragen!«
    Harran mußte lachen. »Hört auf. Was hast du für einen bekommen?«
    »Roten Hexenwall«, antwortete sie. »Je eine halbe Flasche vom Jahrgang unseres Alters. Ist das genug?«
    »Reichlich. Hat der Weinhändler etwas gesagt?«
    »Ich habe ihm erzählt, daß er für eine Geburtstagsfeier ist. Was ist mit dem Brot?«
    »Es ist aufgegangen. Wegen der Hefe hättest du dir keine Gedanken zu machen brauchen. Das schwierigste war, das verdammte Zeug zu mahlen. Ich fürchte, es wird Körnchen von den Feuersteinen drinhaben.«
    Die Gongs eines Tempels weiter unten auf der Allee schlugen Mitternacht. Es war ein düsterer Klang, der in der Stille der Sommernacht hallte. Kein Windhauch rührte sich, und die Hitze schien nach

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