Der Bann Der Magie
Fragen zu stellen. O Strick, Ihr seid so weise und so gefühlvoll! Ihr macht Euch so viele Gedanken über andere!«
Wie viele reagierte auch Strick verlegen auf Komplimente; er ging nicht darauf ein. »Kennt Ihr jemanden namens Chenaya?«
»Ja. Uh - nicht sehr gut. Und ich möchte sie auch gar nicht näher kennenlernen.«
»Das möchte anscheinend niemand. Kam gestern her. Forderte als erstes Frax heraus und verhöhnte ihn; dann machte sie Wints ein zweideutiges Angebot, und als er nicht darauf einging, beschimpfte sie ihn, bedachte Avneh mit häßlichen Ausdrücken und stolzierte schließlich zu mir herein. Sie forderte mich heraus - nicht zu einem Waffengang, sondern allein durch ihre Bemerkungen und ihr Gebaren. Eine durch und durch giftige Persönlichkeit. Sie hatte sich selbst überredet zu kommen, doch dann fiel es ihr schwer, von ihrem Problem zu reden. Stets in Abwehrhaltung. Wollte den Quell meiner Fähigkeit wissen. Ich sagte ihr, das Smaragdauge von Agromoto und.«
»Das ist nicht, was Ihr mir gesagt habt.«
»Nein, aber das war, was mir gestern einfiel. Heute sagte ich zu einem Burschen, es wäre das hehre Haupt des Hähers von Horus. Ich bat diese Chenaya um etwas von Wert, und sie warf einen Dolch auf den Tisch. Eine hübsche Waffe mit edelsteinverziertem Griff. Sie fragte sich laut, was unter meiner Kappe wäre, und ich starrte sie nur abwartend an. Sie redete um den heißen Brei herum, so gab ich Wints das verabredete Signal, mir zu melden, daß jemand warte. >Verschwinde, Lakai!< fauchte sie ihn an; woraufhin ich ihr ruhig erklärte, daß nur ich meinen Leuten Anweisungen erteilte und daß ich nie auf den Gedanken käme, ihren zu befehlen. Sie funkelte mich eine Zeitlang an, dann senkte sie den Blick, sagte, sie könne nur unter vier Augen mit mir reden, und erklärte mir, als wir allein waren, was sie als ihr Problem ansah.«
Strick hielt kurz inne und schüttelte den Kopf. >»Ich möchte -mit ändern besser auskommen<, sagte sie. >Niemand - ich meine, manche Leute mögen mich offenbar nicht.<«
Esaria räusperte sich abfällig.
Er fuhr fort. »Schließlich hatte sie es über die Lippen gebracht, aber sie starrte an die Wand. Verlegen und abwehrend gleichermaßen. Bereit, herauszufordern, zurückzuschnappen, zu kämpfen - mit Worten und Taten. Was ihre Eltern mit ihr taten, statt sie zu erziehen! Wie abwehrend und unglücklich sie ist! Ich erklärte ihr, daß ich ihr helfen könnte, aber daß ihr die Lösung nicht gefallen würde - und nur ihre Götter mochten wissen, welcher Preis ihr abverlangt würde! Da blickte sie mich an, und ich dachte, wie traurig es ist, daß sie so wunderschöne Augen hat.«
Er schüttelte den Kopf. »>Was würdet Ihr tun, das so schrecklich wäre?< wollte sie wissen, und ich sagte es ihr: Eure Zunge bannen. Es Euch unmöglich machen zu reden. Das und ein paar grundlegende Ratschläge.«
Esaria kicherte.
»Daraufhin funkelten ihre Augen noch drohender«, fuhr Strick fort, ohne sich von ihr ablenken zu lassen. »Sie schimpfte mich Scharlatan, packte ihren Dolch und stolzierte zur Tür. Es überraschte mich nicht, es betrübte mich nur. Dann überraschte sie mich: sie drehte sich um und machte mir einen eindeutigen Antrag. Ich lehnte ihn ab. Leider forderte sie, daß ich den Grund dafür nenne. Ich sagte ihr, daß ich sie sexuell nicht anziehend finde. Das ist wahr, hört auf, mich so anzublicken. Sie ist offenbar darauf aus, mit jedem Mann in dieser Stadt zu schlafen - als zwinge ihr Schöpfer sie dazu, wie Wints es nannte. Aber nicht mit mir! Ich bin mehr als uninteressiert: allein die Vorstellung ist mir zuwider!«
»Freut mich«, sagte Esaria. »Schließt dieser Schwur, oder was immer es ist, alle Frauen ein?«
Er schüttelte den Kopf, lehnte sich zurück und lächelte, um sein Unbehagen zu verbergen. »Nein. Nur Chenaya, Mädchen wie Avneh und Töchter reicher Edelleute.«
»Heuchler!«
Für sich bezeichnete Strick seine Banken als die Perlbank und die Goldbank. Amaya war die Gemahlin des Perlbankiers mit dem einprägsamen Namen »Renn«.
Der Goldbankier war Melarshain - wahrscheinlich ebenfalls aus einem uralten ilsigischen Geschlecht und vermutlich mit Shafralain verwandt. Nach drei Monaten in Freistatt hatte der ruhige Mann eine beachtliche Summe bei beiden hinterlegt -bedeutend mehr als die Perlen und das Gold, mit denen er ursprünglich zu ihnen gekommen war. Melarshain war es, der ihn ersucht hatte, an diesem Nachmittag zu einer >Besprechung< zu
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