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Der Bann Der Magie

Der Bann Der Magie

Titel: Der Bann Der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ihnen ein Lebewohl zu. Niemand erwiderte es.
    Aus den Schaulustigen stachen zwei Männer hervor, weil sie als Paar von vollkommen gegensätzlichem Äußeren waren. Einer war alt, sein Haar mehr silbern denn grau, während der andere ein noch fast halbwüchsiger Bursche war. Letzterer trug die schlichte Kleidung der unteren Klasse dieser Stadt; die feine Gewandung wies dagegen den Älteren als einen Mann aus, der sich in vornehmen, ja vielleicht sogar höchsten Kreisen bewegte. Daß sie zusammengehörten, stand allerdings außer Zweifel. Nicht nur, weil sie nebeneinander standen und Bemerkungen wechselten - obwohl das für die meisten bereits als sichtbarer Beweis gegolten hätte. Nein, viel offensichtlicher war ihr Benehmen. Obwohl sie sich ungezwungen unterhielten, trafen ihre Augen sich nie, sondern blieben auf die Straße gerichtet. Ihre besondere Aufmerksamkeit galt dem davonreitenden Stiefsohnpaar, als wollten sie sich ihr Aussehen und ihre Ausrüstung genauestens einprägen, erst dann wandte sich ihr Blick wieder den Vorbereitungen der übrigen Söldner zu.
    Hätten sie ihre Neugier weniger offen bekundet, hätte man sie vielleicht für Spione halten können; doch so ignorierte man sie einfach, denn beide waren hier bekannt. Der Jüngere war Hort, ein kleiner Geschichtenerzähler; der Ältere war Hakiem, einst selbst ein Garnspinner und Horts Lehrmeister, jetzt jedoch Berater der Beysa.
    »Sieht so aus, als würden sie die Stadt tatsächlich verlassen.«
    »Natürlich«, entgegnete Hakiem, ohne den Blick seinem jungen Freund zuzuwenden. »Hast du daran gezweifelt?«
    »Ja, und du ebenfalls.« Hort lächelte. »Was uns aber nicht davon abgehalten hat, im Morgengrauen hierherzukommen. Wir hätten wissen müssen, falls es wirklich losgeht, dann eher später.«
    »Stimmt. Doch wenn wir länger geschlafen hätten und sie rechtzeitig aufgebrochen wären, hätten wir es ganz versäumt.«
    Der junge Mann bedachte Hakiem mit einem Seitenblick.
    »Es ist klar, daß es für mich wichtig ist«, sagte er, »aber welchen Unterschied macht es für dich? Deine Tage als Geschichtenerzähler sind vorbei.«
    »Gewohnheit«, erwiderte der Alte. »Außerdem braucht ein Ratgeber Information nicht weniger als ein Geschichtenerzähler, und die beste ist immer noch die aus eigener Hand.«
    Die Männer verstummten, als ein zweites Stiefsohnpaar vorübertrottete.
    »Ja, es sieht wirklich so aus, als würden sie verschwinden«, wiederholte Hort für sich.
    Hakiem räusperte sich und spuckte in den Staub.
    »Gut, daß wir sie los sind!« sagte er mit plötzlicher Heftigkeit. »Je rascher die Stadt frei von ihnen ist, desto besser! Seit ihrer Ankunft hat es in Freistatt nichts als Chaos und Tod gegeben. Vielleicht kehrt jetzt wieder Normalität ein.«
    Hort biß sich auf die Zunge, aber dann konnte er doch nicht mehr an sich halten. »Soweit ich mich erinnere, Hakiem, hat es in Freistatt Chaos und Tod gegeben, lange, ehe die Stiefsöhne einrückten. Schlimmer als einst Jubais Falkenmasken waren sie auch nicht - oder deine geliebten fischäugigen Freunde. Es wäre falsch, den Stiefsöhnen die Schuld an unseren sämtlichen Problemen zu geben - und gefährlich, uns einzubilden, daß es hier ein normales Leben geben kann, wenn sie erst fort sind. Ich weiß ja nicht einmal mehr, was normal ist!«
    Hakiem wandte sich ab. Er vermied es, sowohl auf Hort als auch auf die davonreitenden Stiefsöhne zu blicken.
    »Du hast natürlich recht«, gab er zu. »Obwohl die Beysiber viel sanfter mit unserer Stadt umgehen als die Stiefsöhne, die sie hätten beschützen sollen. Wasser fließt nicht bergauf, ebensowenig verläuft die Zeit rückwärts. Freistatt wird nie mehr sein, was es war. Falkenmasken, Stiefsöhne, Beysiber - sie haben Freistatt alle auf die eine oder andere Weise geprägt, und das wird sich nie völlig rückgängig machen lassen. Selbst die Anwesenheit der neuen Arbeiter, die die Mauer bauen, wird unser Leben verändern, auf welche Weise wird sich erst noch herausstellen. Wir können nur tun, was wir immer getan haben: zusehen. Zusehen und hoffen.«
    »Weil du die neuen Arbeiter erwähnst«, Horts Stimme klang fast gezwungen gleichmütig, »hast du irgend etwas darüber gehört, daß Menschen verschwinden?«
    »Ich nehme an, du meinst damit, daß man sie plötzlich nicht mehr sieht, auch nicht als Leichen«, entgegnete Hakiem trocken.
    »Richtig.« Der Jüngling nickte. »Gesunde, kräftige Männer, von denen man doch denken sollte, daß

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