Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
Katastrophe zu verhindern, die er in seiner Vision gesehen hatte, brannte heiß in seinem Inneren. Die langen Jahre der Selbstbeherrschung erlaubten es ihm, seine Wut im Zaum zu halten. Doch er würde alles tun, um sein Volk zu retten.
Da er mit seinem Volk nicht in Kontakt treten konnte, war Marisa der Schlüssel zur Befreiung von den Unari-Eindringlingen. Ein dringender Aufruf an alle Drachenwandler auf Ehro würde es Rion ermöglichen, einen Aufstand anzuzetteln. Und Marisa besaß die seltene Gabe, einen solchen Aufruf auszusenden.
Rion verließ sein Zimmer und schlenderte den Korridor entlang bis zur nächsten Suite. Dort klopfte er an die Tür. »Lucan … bist du da?«
Marisa öffnete die Tür einen Spaltbreit und nahm die Sicherheitskette ab. Mit ihrem dichten kastanienbraunen Haar, das in verschiedenen Tönungen schimmerte, sowie den lebhaften blauen Augen und dem schlanken Körper erinnerte sie ihn an das Bild eines feurigen Berggeists, das er einmal in einem Kinderbuch gesehen hatte.
»Eintritt auf eigene Gefahr.« Marisas Augen glitzerten vor Freude, als ob er sie bei einem Schabernack erwischt hätte.
Strähnen ihres üppigen Haars schlängelten sich um den schlanken Hals, und er erinnerte sich an den gestrigen Abend und ihre glatte, seidige Haut unter seinen Fingerspitzen. Sie schenkte ihm ein freundliches Grinsen, als hätte jene Begegnung nie stattgefunden. »Willkommen im Chaos.«
»Ist Lucan nicht da?« Er tat so, als würde er nach ihrem Bruder Ausschau halten und zwang sich, ihre juwelenbesetzten Ohrläppchen nicht so anzustarren, sondern sich in der Hotelsuite umzusehen.
Sie hatte nicht übertrieben, was das Chaos betraf. Zwei Babydrachen hüpften über den Teppich. Sie waren noch nicht kräftig genug für einen richtigen Flug, sondern liefen jeweils ein paar Schritte, schlugen mit den Flügeln, kippten um, rappelten sich wieder auf und begannen von vorn.
»Schließ schnell die Tür, damit keiner von ihnen entwischt.« Marisa scheuchte eines der Babys von der Tür weg.
Rion trat mitten in den Aufruhr, der aus ungestümen Babydrachen, einem bellenden Hund und einem klingelnden Telefon bestand, doch Marisa schien von diesem Durcheinander unbeeindruckt zu sein.
Sie trug hochhackige Schuhe, Jeans, ein eng anliegendes ärmelloses Hemd und bewegte sich mit sinnlicher Leichtigkeit zwischen den Möbeln, dem kläffenden Hund und den unbeholfenen Testflügen der Babydrachen umher. »Lucan und Cael sind zum Abendessen gegangen.«
Rion beobachtete die Purzelbäume der Babys auf dem Teppich und musste über diese Nebenwirkung, die das Heilmittel gegen Sterilität zeitigte, grinsen. Einige Menschen, die den Impfstoff nahmen, hatten nun die Möglichkeit, sich in einen Drachen und wieder zurück in einen Menschen zu verwandeln. Genau wie ihre Kinder. Und die Babys verwandelten sich eben so, wie sie es wollten.
Sein Lächeln verschwand, als er sich an die Mühen erinnerte, mit denen die Erde die Drachenwandler akzeptiert hatte. Während der letzten sechs Monate hatten sich die Eltern, Regierungen und Schulen jedoch an die massenhaften Geburten und die nur noch drei Monate dauernde Schwangerschaft gewöhnt. Viele Menschen hatten Opfer gebracht, um sich an die kulturellen Veränderungen anpassen zu können. Marisa zum Beispiel hatte ihre Reportertätigkeit aufgegeben und arbeitete nun an einer Londoner Universität, wo sie erwachsenen Drachenwandlern beibrachte, wie sie mit ihren Fähigkeiten und Kräften umgehen mussten.
Zum Glück konnten die wilden Kleinen noch kein Feuer spucken. »Hast du dich freiwillig bereit erklärt, auf die Zwillinge aufzupassen?«, fragte Rion und bemühte sich, überrascht zu wirken.
»Ich muss verrückt gewesen sein«, lachte Marisa. Sie beachtete das weiterklingelnde Telefon nicht, drehte sich rasch um und hob einen der kleinen Drachen in die Luft. Diese Bewegung lenkte Rions Aufmerksamkeit auf ihren vollendet gerundeten Hintern, und er bekämpfte den Drang, ihr einfach die Jeans herunterzureißen und sich an den Beinen entlang bis zu ihrem Höschen zu knabbern.
Sie pflückte einen der Zwillinge vom Rücken des Hundes. »Condor, Schätzchen, du darfst doch nicht auf Buster reiten.«
Rion lachte. »Warum nicht?«
Sie setzte den kleinen Drachen auf dem Teppich ab und schwenkte den Finger vor Rion. »Sei bloß still!« Ihre Stimme klang streng, doch ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Sie könnten ihn mit ihren Klauen verletzen.«
Rion hob eine Braue. »Durch
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