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Der Barbar

Der Barbar

Titel: Der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Abend ihre Ruhe haben wollen. Die Sekunden rieselten dahin, und ich sah nichts, obwohl ich überzeugt war, dass sich der Barbar nicht zurückgezogen hatte.
    Oder war er schon in der Wohnung?
    Dieser Gedanke erfasste mich urplötzlich. Und er jagte Angst durch meinen Körper. Er hätte sich an mir vorbeidrücken können, um in einem der Räume zu warten.
    Ich drehte mich um... Purdy Prentiss stand hinter mir wie eine Statue. Ihr Blick war starr auf mich gerichtet, doch sie sagte kein Wort.
    Mit einem Schulterzucken versuchte ich, die Lage zu entspannen. »Er hat uns wieder mal zum Narren gehalten, Purdy. Das ist eben seine Art, einen Nervenkrieg zu beginnen.«
    »Aber er ist nicht weg, denke ich.«
    »Ja, das glaube ich auch. Er selbst kann sich nicht unsichtbar machen, nur steckt er in seiner Zeit fest. Er wandert mit ihr, und irgendwann wird er sich uns zeigen. Wahrscheinlich erst, wenn er genug an unseren Nerven herumgesäbelt hat.«
    »Ja, das denke ich auch. Nur...«
    Da war es wieder!
    Das hässliche Singen. Dieses verfluchte Geräusch, und jetzt wussten wir, wo es aufklang.
    In der Wohnung!
    Purdy brachte es stotternd hervor. »Es... es... ist bei mir.«
    »Ja, leider.«
    Sie schaute sich um. »Und was machen wir jetzt?«
    »Ich weiß es noch nicht. Es kommt darauf an, wo er sich aufhält. Deine Wohnung ist ja nicht eben klein.«
    »Im Wohnzimmer, glaube ich.«
    »Gut.«
    Sie wollte etwas sagen, aber die Worte blieben stecken. Wir beide hatten etwas anderes gehört.
    Das Singen war zwar geblieben, hatte jedoch seine Tonart verändert. Es war schriller geworden, dann hörten wir einen dumpfen Fall, und jetzt war uns klar, dass sich etwas verändert haben musste.
    Ich hielt mich keine Sekunde mehr länger in der Diele auf und lief zum Wohnzimmer.
    Ich riss die Tür auf.
    Das Licht brannte noch, und es gab den Blick auf den Barbar frei, der nicht mehr unsichtbar war...
    ***
    Ab jetzt war alles anders. Bisher hatten wir ihn nur als eine Spukgestalt oder als grausame Theorie erlebt. Nun bekamen wir bestätigt, dass es ihn tatsächlich gab, und er war eine Gestalt, wie sie eigentlich nur in Albträumen vorkam.
    Groß, sehr groß.
    Sie reichte fast bis zur Decke. Der nackte Oberkörper schien nur aus Haut und Muskeln zu bestehen. Für ihn war es ein Leichtes, mit einer Kettensäge umzugehen. Bei seinen Kräften hielt er sie so locker wie andere Menschen eine Gabel. Zwei Drittel seines Kopfes wurden von einer schwarzen Kapuze bedeckt. Nur das Gesicht lag frei, aber auch das war geschwärzt worden. Wir sahen eine Nase, ein Kinn, manchmal auch Haut, aber der größte Teil lag verborgen unter den dunkelgrauen Schatten. Die Augen stachen hervor. Sie schimmerten hell, als wären die Löcher mit Kreide ausgemalt worden.
    Die Säge hielt er mit beiden Händen fest. Es war tatsächlich eine Kettensäge, wie man sie von Waldarbeitern kennt. Damit werden Bäume gefällt. Die scharfe Schneide wühlt sich durch alles durch, was sich ihr in den Weg stellt, und der Körper eines normalen Menschen war erst recht kein Hindernis für sie.
    Sie besaß einen Griff, der von einer Hand umklammert wurde. Davor saß ein Block für den Elektromotor, und dann folgte das Sägeblatt. Der Stahl war blank. Er schimmerte bläulich. Die messerscharfen Sägezähne erinnerten mich an ein mörderisches Gebiss in einem monströsen Maul, das alles fressen und zerkleinern würde, was sich ihm in den Weg stellte.
    Ich kannte mich in Atlantis aus. Ich war oft genug dort gewesen. Ich hatte normale Menschen erlebt, gute und schlechte, aber auch die schrecklichsten Monster und Ungeheuer.
    Als Mensch passte der Barbar dazu. Er war stark genug, um sich auch in einer feindlichen Welt Platz zu verschaffen, und ich kam mir ihm gegenüber so schwach vor.
    Ich hatte meine Beretta gezogen. Sie wirkte auf mich lächerlich, obwohl sie mit geweihten Silberkugeln geladen war. Aber ich würde auf die breite Brust schießen, das stand fest. Und ich sah mit einem Blick zur Seite, dass der Barbar bereits im Wohnzimmer mit seiner verdammten Zerstörung begonnen hatte.
    Einen kleinen Beistelltisch aus hellem Holz hatte er in zwei Teile gesägt. Es war wohl mehr so etwas wie ein Vorspiel gewesen, denn jetzt war die wahre Beute da.
    Die Säge schwieg. Sie würde es nicht mehr lange tun. Davon war ich überzeugt. Ich wollte mich auf keinen Fall auf einen Kampf mit diesem Unhold einlassen; den konnte ich nur verlieren.
    Hinter mir stand Purdy Prentiss. Ich sah sie nicht, ich

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