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Der Barbar

Der Barbar

Titel: Der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spürte sie nur, ihre Körperwärme, ihren Atem, und dann vernahm ich auch ihre sehr leise Stimme.
    »Er wird mich holen. Zuerst Eric, dann ich. Was gibt es da noch zu raten?«
    »Soweit wird es nicht kommen.«
    »Und wie willst du ihn...?«
    Sie sprach nicht weiter, denn der Barbar reagierte. Mit der linken Hand zerrte er plötzlich das Startband aus dem Gehäuse der Säge hervor. Mit einer einzigen Bewegung hatte er sein Mordinstrument bereitgemacht. Wir hörten wieder dieses schrille Kreischen, aber diesmal aus unmittelbarer Nähe, und das stieß uns beiden noch schlimmer auf.
    Der Barbar sagte nichts. Er griff einfach an. Nicht schnell, nein, er bewegte sich langsam. Ich sah jetzt besser, das sein Unterkörper von einem langen Rock oder dem zweiten Teil einer Kutte verborgen blieb. Die Beine waren nicht zu sehen. Nur zu ahnen, wenn die Knie von innen her gegen den Stoff beulten.
    Ich hatte meinen Platz auf der Türschwelle behalten. Und davon ging ich auch jetzt nicht weg, als ich die Beretta anhob und sie mit beiden Händen umfasste, denn es war wichtig, verdammt genau zu zielen.
    Er hob die Säge an.
    Er hielt sie schräg vor seinem Oberkörper, als wollte er sich damit schützen.
    Freie Flächen gab es genug.
    Zu einem zweiten Schritt ließ ich ihn nicht kommen. Ich feuerte zwei Kugeln ab und blieb steif auf der Stelle stehen, den Blick gegen die Gestalt gerichtet.
    Die Kugeln trafen!
    Keine prallte an dem verdammten Sägeblatt ab. Sie waren darüber hinweggehuscht und in die breite Brust gedrungen.
    War es das gewesen?
    Ich hoffte es. Ich wollte ihn fallen sehen.
    Er fiel nicht!
    Er blieb stehen, wo er stand. Er hatte die geweihten Silbergeschosse geschluckt und war nicht um einen Deut nach hinten gewichen. Die Kugeln hatten ihm nichts ausgemacht, und auch die verdammte Säge »schrie« weiter.
    Warum war dieser Barbar resistent gegen das geweihte Silber?
    Er war da. Er existierte. Er war keine Erscheinung. Ich begann an meiner eigenen Waffe zu zweifeln, aber Purdy brachte mich auf die richtige Idee.
    »Du hast ihn getroffen, John, aber auch nicht richtig. Ich habe es gesehen.«
    »Was hast du gesehen?«
    »Das plötzliche Zucken.«
    »Wie?«
    »Als die Kugeln trafen. Nur für einen Moment. Ich habe es als Zucken gesehen, aber es hätte auch etwas anderes sein können, wenn du verstehst, John.«
    »Leider nicht.«
    »Vielleicht war er für diesen Augenblick gar nicht mehr so vorhanden, wie wir ihn sehen.«
    Es war eine Bemerkung, die ich mir merkte. Darüber diskutieren konnte ich nicht mehr, denn der Barbar machte Ernst. Seine verdammte Säge wurde in die Höhe gerissen, und dabei schrie sie noch dissonanter auf, als wollte sie unsere Ohren quälen.
    Ich war sein Gegner, mich wollte er zersägen. Er flog auf mich zu. Er war eine kompakte Gestalt. Er hätte mich zu Boden nageln können. Ich sah sogar das Zittern des Sägeblatts, so nahe war er an mich herangekommen. Sein Gesicht unter der Kapuze nahm ich wie eine dunkle Tonmaske auf, und dann tat ich das einzig Richtige.
    Wuchtig rammte ich die Tür zu.
    Gleichzeitig sprang ich zurück in die Diele und brachte mich aus der Gefahrenzone. Zum Glück hatte Purdy Prentiss meine Aktion geahnt und war zur Seite gewichen. Ich prallte nicht gegen sie. Die Wand stoppte mich, aber die Gefahr war nur zurückgedrängt worden, auch wenn ich den Barbaren mit meiner Aktion überrascht hatte.
    Wir bekamen nur für wenige Sekunden Luft. Die Horror-Gestalt war mit ihrer verdammten Säge gegen die geschlossene Tür geprallt. Dabei hatte sie ihr Instrument nicht aus den Händen gelassen, und wir bekamen eine Ahnung davon, welch mörderische Kraft dahinter steckte.
    Das Blatt der Säge drang durch das nicht eben dünne Holz der Tür wie durch Butter. Einige Späne flogen uns entgegen, bis wir das stählerne Gebiss sahen. Noch in der gleichen Sekunde riss der Barbar die Tür wieder auf, doch da befanden wir uns bereits auf der Flucht.
    Es gab nur einen Weg. Wir mussten in den Flur flüchten und über die Treppen hinweg ins Freie gelangen.
    Purdy Prentiss erreichte die Tür noch vor mir.
    »Raus!«, brüllte ich gegen ihren Nacken.
    Sie zögerte keine Sekunde und hatte mit dem nächsten Schritt die Schwelle überwunden. Sie schaltete das Licht im Flur ein. Sie rannte schon auf die Treppe zu und flüchtete nach unten, während ich mich noch mal umdrehte.
    Der Barbar hatte bereits den breiten Wohnungsflur erreicht. Er stand dort in seiner vollen Größe. Ein Monstrum, das durch

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