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Der Baron und die widerspenstige Schöne

Der Baron und die widerspenstige Schöne

Titel: Der Baron und die widerspenstige Schöne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mallor
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sie, als ihre Tante in Begleitung eines schlaksigen jungen Mannes zu ihr kam, den sie als Viscount Fairbridge vorstellte, auch freundlich lächelte. Zwar schien ihr seine Miene eher ausdruckslos und nichtssagend, aber sie ermunterte ihn, von sich zu erzählen, und schon bald waren sie in ein anregendes Gespräch vertieft. In der Tat ist es unmöglich, bei einem solch fröhlichen Anlass trübsinnigen Gedanken nachzuhängen, dachte sie, als Viscount Fairbridge sie von der Tanzfläche führte.
    In der Tanzpause plauderte sie fröhlich mit einigen anderen jungen Gästen, bis sie die Stimme ihrer Tante hinter sich vernahm. „Ah, da bist du ja, Liebes. Ich möchte dir gerne Lord Darvell vorstellen.“
    Unvermittelt stand für Carlotta die Welt still. Gelächter und Gespräche der anderen Gäste nahm sie nicht mehr wahr. Sie hatte gewusst, dass sie ihm eines Tages unweigerlich wieder begegnen würde, hatte die Situation in Gedanken Tausende Male heraufbeschworen und geprobt, was sie sagen sollte. Dennoch war sie nicht auf den Übelkeit erregenden Stich vorbereitet gewesen, den sie verspürte, als sie nun seinen Namen hörte. Allerdings hatte sie ihn als Major Ainslowe kennengelernt. Erst als sie im Haushalt ihrer Tante lebte, hatte sie von seinem Titel erfahren. All ihre Kraft sammelnd, wappnete sie sich für den folgenden Augenblick und drehte sich um. Langsam hob sie den Blick von seiner weißen Satinweste und dem blendend weißen Krawattentuch zu seinem Gesicht, und die leise Hoffnung, dass es doch ein anderer sein könnte, erstarb. Der Gentleman, der vor ihr stand, war ihr schmerzlich vertraut. Ein flüchtiger Blick auf sein schmales attraktives Gesicht genügte, um ihn wiederzuerkennen, denn sein Bild war ihr unauslöschlich in die Seele eingebrannt. Als er sich über ihre Hand beugte, schaute sie auf sein gewelltes braunes Haar. Sie wusste noch genau, wie seidig sich seine Locken anfühlten, und bemühte sich, nicht an seine Küsse zu denken. Küsse, bei dem seine Lippen nicht ihren Handschuh berührten, sondern ihren Mund – zärtlich, leidenschaftlich. Rasch verbannte sie die Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis; sie hatten keinen Platz mehr in ihrem Leben. Er hatte keinen Platz mehr in ihrem Leben.
    Forschend blickte sie ihn an. Hatte er sie vielleicht vergessen? Nein, sein Blick sagte ihr, dass auch er sie wiedererkannt hatte. Nicht das geringste Zeichen von Unbehagen stand in seinen haselnussbraunen Augen. Strahlend lächelte er sie an. Er war sich sicher, dass sie sich freute, ihn wiederzusehen. Wie konnte er nur so selbstherrlich sein? Wusste er denn nicht, was er ihr angetan hatte? Natürlich wusste er es, aber wahrscheinlich kümmerte es ihn nicht. Inzwischen kannte sie ja den Ruf, in dem er stand. Den Gerüchten zufolge hatte er den Damen in Frankreich reihenweise die Herzen gebrochen. Wogen der Verbitterung, der Wut und des Kummers überfluteten sie, doch sie hatte gelernt, ihre Gefühle zu verbergen. Seinen Gruß erwiderte sie mit einem aufgesetzt höflichen, ausdruckslosen Lächeln. Ihre Tante ahnte nicht, dass sie Lord Darvell seit Längerem kannte, und sie sollte es auch nicht erfahren. Ihm ihre Hand entziehend, grüßte Carlotta kühl: „Mylord.“
    „Miss Rivington.“
    Seine Selbstsicherheit ließ Zorn in ihr aufbrodeln. Er machte sich lustig über sie!
    „Ihre Tante sagte mir, Sie seien für den nächsten Tanz noch frei. Würden Sie mir die Ehre geben?“
    Luke ließ den Blick prüfend über Carlottas aufrechte, grazile Gestalt wandern. Himmel, sie war noch schöner als in seiner Erinnerung. Nur ein einziger flüchtiger Blick in ihre großen dunklen Augen ließ sein Herz erneut schneller schlagen. Ihre weichen roten Lippen hatten ihm einst süße Küsse geschenkt. Bei der Erinnerung geriet sein Blut in Wallung, doch Carlotta senkte den Blick, sodass ihre schwarzen Wimpern ihre Gedanken vor ihm verbargen. Mit leicht geneigtem Kopf nahm sie seine Einladung an, und er entfernte sich nach einer höflichen Verbeugung, um das Ende der Tanzpause abzuwarten. Natürlich muss Carlotta vorgeben, mich nicht zu erkennen, dachte er. Niemand durfte erfahren, dass sie sich zuvor bereits begegnet waren.
    Während er darauf wartete, dass die Musiker erneut zu ihren Instrumenten griffen, erlaubte sich Luke in der angenehmen Erinnerung seines ersten Besuchs in Malberry zu schwelgen. Er hatte nicht vorgehabt, seine Reise nach Darvell Manor für mehr als ein paar Tage zu unterbrechen, und ganz gewiss hatte er nicht

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