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Der Baron und die widerspenstige Schöne

Der Baron und die widerspenstige Schöne

Titel: Der Baron und die widerspenstige Schöne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mallor
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erwartet, dass bei seiner Ankunft ein anmutiger Engel von einem hohen Gerüst auf ihn herabblicken würde.
    Damals war er die wenigen Stufen zum Haupteingang von Malberry Court hinaufgeeilt, als eine sanfte, melodische Stimme ihn abrupt innehalten ließ. Lebhaft stand die Szene ihm noch vor Augen.
    „Entschuldigung, Sie dürfen das Haus nicht betreten.“ „Oh? Und warum nicht?“, erwiderte Luke und blickte nach oben, in die Richtung, aus der die Stimme kam.
    „Weil dies ein Privatgrundstück ist. Das Haus gehört einem Gentleman.“
    Luke breitete die Hände aus. „Bin ich etwa kein Gentleman?“, fragte er. Eine schnelle Bewegung auf dem Gerüst erregte seine Aufmerksamkeit, und er sah ein schlankes, knabenhaft wirkendes Geschöpf auf ihn herunterblicken.
    „Sind Sie der Eigentümer?“
    „Nein“, antwortete Luke. „Aber ich komme in seinem Namen.“
    „Oh, Mr. Kemble ist nicht hier.“
    „Das sehe ich. Wo ist er denn?“
    „Er ist mit den Arbeitern in den Gasthof zum Lunch gegangen. Zur Mittagsstunde haben sie immer Hunger.“
    „Und du nicht?“
    „Nein, ich muss das Fresko beenden, solange der Putz noch feucht ist.“
    Luke legte schützend die Hand an die Stirn, um einen besseren Blick auf die schattenhafte Gestalt über ihm zu erhaschen. „Bist du dafür nicht noch ein wenig zu jung?“
    „Ich bin achtzehn.“ Die Stimme wurde einen Ton dunkler.
    „Komm herunter, damit ich dich anschauen kann“, sagte Luke neugierig.
    „Nein, Sir, ich kann die Arbeit jetzt nicht unterbrechen.“
    „Dann komme ich eben zu dir hinauf.“ Luke stellte seinen Fuß auf die Leiter und hörte einen unterdrückten Aufschrei. „Nun? Wirst du also herunterkommen?“
    „Na schön, aber nur für einen Augenblick.“
    Er trat einen Schritt zurück und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als er sah, dass kein Junge, sondern ein Mädchen die am Gerüst lehnende Leiter herunterkletterte. Ihr Oberkörper war von einem weiten Hemd verhüllt, doch als er die eng anliegenden Kniehosen sah, blieb nichts mehr seiner zugegebenermaßen blühenden Fantasie überlassen. Es war eindeutig zu sehen, dass dies kein Junge war!
    Wenige Augenblicke später stand sie vor ihm. Ihre großen dunkelbraunen Augen musterten ihn mit einem Blick, der herausfordernd und besorgt zugleich war. Sie war sehr zierlich, besaß üppiges, glänzendes, fast pechschwarzes Haar, das ein mohnrotes Band im Nacken ihres langen schlanken Halses zusammenhielt. Ihr von Farbklecksen übersätes Hemd konnte trotz seiner Weite die sanften Hügel ihres Busens nicht verbergen. Die eng anliegenden Kniehosen trug sie mit einer Nonchalance, die jeder Schauspielerin in der Drury Lane zur Ehre gereicht hätte. Er verkniff sich ein genüssliches Lächeln.
    „Weiß mein Bruder, dass er eine Dame beauftragt hat, sein Haus zu verschönern?“
    „Sind Sie Mr. Ainslowes Bruder?“
    „Der bin ich. Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“
    „Ich bin Carlotta Durini.“ Sie krauste die Stirn. „Vielleicht sollte ich Ihnen meine Anwesenheit erklären.“
    „Ich bitte darum.“
    „Mein Vater wurde beauftragt, Malberry Court mit Wandgemälden auszustatten, doch er hat sich ein Bein gebrochen. Daher beende ich die letzten Fresken für ihn, damit das Haus rechtzeitig zur Ankunft Ihres Bruders fertig wird. Bitte, Sir, wir wollten Ihren Bruder keineswegs hintergehen, aber niemand sonst hätte die Arbeit ausführen können, und wenn die Fresken nicht rechtzeitig fertig sind, erhält Papa nicht den vollen Lohn, und dann kann Mama keine Magd als Hilfe einstellen. Ich habe ja auch nur diese eine Decke gemalt …“
    Lachend griff er nach ihren Händen. „Ruhig Blut, Miss Durini. Es besteht kein Grund zur Aufregung.“
    Ihre Hände waren sehr klein und fühlten sich weich in den seinen an. Immer noch blickten ihre funkelnden dunklen Augen ihn wachsam an, doch er entdeckte den Anflug eines schüchternen Lächelns um ihre rosigen Lippen. Unwillkürlich hatte er sich gefragt, wie es wohl sein würde, diese sanft geschwungenen weichen Lippen zu küssen. Sein Lächeln wurde herzlicher; einige wenige wohlgewählte Worte, die sie verführen sollten, lagen ihm auf den Lippen. Indes wurden sie nie ausgesprochen, denn im selben Augenblick schallten Stimmen zu ihnen herüber. Er blickte hinaus in den Hof und sah eine Gruppe von Männern, die sich nun dem Haus näherte. In Luke machte sich Enttäuschung breit.
    „Die Arbeiter kommen zurück. Ich werde mit Kemble reden.“
    Verängstigt

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