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Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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der Lage sein würde, sie zu beschützen, falls Brean ihre Farce durchschaute. Es hatte ganz gewiss nichts mit Chelseas Bemerkung zu tun, dass ihr an ihrem Vater die Nasen- und Ohrhaare aufgefallen waren, als er in seinem Sarg gelegen hatte … Doch der Gedanke war ihm durchaus gekommen.
    Binnen einer Stunde hatte Puck ein Wunder vollbracht, und Beaus Geldbeutel war um fünfzig Pfund leichter, ein geringer Preis laut Chelsea, die die Summe mit einer wegwerfenden Handbewegung abtat.
    Puck war gerade zurück ins Zimmer gekommen, um glücklich zu verkünden, dass das gesamte Hotel höchstwahrscheinlich bald in Aufruhr geraten würde, nachdem jemand – und dieser Jemand war möglicherweise sogar er selbst – das Gerücht in Umlauf gebracht hatte, im Hotel könnte ein Fall von Pest aufgetreten sein, und ein Mann sei bereits gestorben. Dieser besondere Dreh war Pucks Idee, und er war nach Beaus Meinung viel zu stolz darauf.
    Er spürte inzwischen einen leichten Schwindel und drückte den Sargdeckel auf. „So ungern ich auch auf nur einen einzigen kleinen Makel in deinem Plan hinweise, Mrs Claridge, fürchte ich doch, wirklich eine Leiche zu sein, wenn ihr mich hier herausgetragen habt. Puck, nimm dein Messer und bohre ein paar Löcher in das Ding, ja? Atmen ist für mich nun mal Gewohnheitssache.“
    „Er ist ein ewiger Nörgler“, sagte Puck zu Chelsea und zog ein Messer aus seinem Stiefel. „Diese Kiste hat fünf Pfund gekostet, weißt du, nur für eine Stunde, da unser Bestatter von der habgierigen Sorte ist. Jetzt werden wir den Sarg wohl kaufen müssen. Luftlöcher in einem Sarg sind meiner Meinung nach ziemlich überflüssig, und so hübsch er auch ist mit diesen weichen Kissen und so weiter, bezweifle ich doch, dass ihr ihn behalten möchtet.“
    „Manche Leute lassen Glöckchen anbringen“, berichtete Chelsea. Beide Männer sahen sie an und warteten auf nähere Erläuterungen. „Starrt mich nicht an, als hätte ich etwas Haarsträubendes gesagt. Meine Güte, sie lassen Glöckchen am Sarg, nicht an der Leiche anbringen. Ich habe darüber gelesen.“
    „Wie ich sehe, muss ich künftig die Auswahl deiner Lektüre überwachen“, sagte Beau und richtete sich im Sarg auf. „Aber erzähl doch weiter. Bitte.“
    Sie verdrehte die Augen, was den Wunsch in ihm weckte, sie zu küssen. Dann erklärte sie: „Es geschieht für den Fall, dass der Mensch nicht wirklich tot ist, versteht ihr? Die Glocke wird an einer Art Stab befestigt, der im Boden steckt. Von dort führt eine Kette oder so bis ins Sarginnere. Wenn der Begrabene nicht tot ist und aufwacht, braucht er oder sie nur an der Kette zu ziehen, um Alarm zu geben und sich ausgraben zu lassen. Allerdings habe ich mich auch gefragt, ob man dann jemanden bezahlen muss, der ein, zwei Tage auf dem Friedhof bleibt. Wer sonst würde die Glocke denn hören?“
    Puck grinste seinen Bruder an und nahm die Entweihung des Sarges in Angriff. „Möchtest du in punkto Jahrzehnt der Albträume lieber noch einmal überlegen, Beau? Wären zwei nicht angemessener als eines? Ah, und das Klopfen verrät mir, dass unsere Eskorte gekommen ist. Keine Zeit mehr, Löcher zu bohren. Ich habe nur ein kleines hinbekommen, tut mir leid. Vielleicht solltest du den Atem anhalten. Ich steige aus dem Fenster, sobald alles an seinem Platz ist. Also, bis zu unserem Wiedersehen im Himmel – oder im Büro des Bestatters – ruhe in Frieden, Bruder, oder doch wenigstens in Schweigen“, sagte er. Beau legte sich rasch wieder hin, der Deckel wurde zugeschlagen, und erneut hüllte Finsternis ihn ein.
    Doch er bekam immerhin ein bisschen besser Luft. Und konnte sogar hören. Die Dunkelheit war nicht so schlimm. Solange er vergessen konnte, dass ein schwerer Holzdeckel nur wenige Zentimeter über seiner Nase lag. Er war nahezu eingezwängt in diese verdammte Kiste. Gab es Särge denn nicht in verschiedenen Größen?
    „Unten sagt man, in diesem Hotel grassiere die Pest. Ich muss protestieren, Mr Blackthorn. Etwas Derartiges habe ich nicht gesagt. Falls die Wahrheit ans Licht kommt, bin ich ruiniert.“
    Ah, der Arzt.
    „Aber, aber, kein Grund zur Sorge. Hier, nehmen Sie die fünf Pfund.“
    Du bist ja sehr freizügig mit meinem Geld, Puck! Zwei Pfund hätten auch gereicht.
    „Gut, wenn Sie darauf bestehen. Danke. Es dauert jetzt nur noch ein paar Minuten“, sagte er Arzt. „Ich behalte das Fenster im Auge.“ Doch es vergingen noch beinahe zehn Minuten, bis der Arzt ziemlich erleichtert

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