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Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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tun. Oder? Er war stolz darauf, ein Gentleman zu sein, in einer Welt, die ihn größtenteils als etwas beinahe Nicht-Menschliches abstempelte. Ja, er rächte sich bereits an Brean, doch das war etwas anderes; es ging nur um Geld.
    Mit der Schwester des Mannes durchzubrennen, mit der Schwester des Mannes zu schlafen? Das war nicht nur verachtenswert, es kam der Unterzeichnung seines eigenen Todesurteils gleich, falls sie vor der Schaffung vollendeter Tatsachen gefasst wurden und das Mädchen nicht schon entjungfert und ihr Ruf dermaßen zerstört war, dass die Situation durch Beaus Ermordung nur noch verschärft werden konnte.
    Brean wäre blamiert, die gesamte Familie wäre blamiert.
    Madelyn hatte gesagt, er würde niemals einer von ihnen sein. Ihm war nie in den Sinn gekommen, dass er den Spieß praktisch umdrehen könnte, sodass sie eine von seinesgleichen sein würde, dass sie erfahren könnte, wie es war, heimlich ausgelacht, mit Herablassung behandelt, vom inneren Kreis der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden. Seit dem Vorfall hatte Beau die Gesellschaft studiert, und er wusste, was geschehen würde. Der Ruin ihrer Schwester wäre auch Madelyns endgültiger Ruin, auch noch nach all diesen Jahren.
    Doch das wäre kleinliche Rache, seiner nicht würdig. Er konnte ihr niemals verzeihen, doch der Grund dafür war, dass er seiner eigenen jugendlichen Torheit, seinem blinden Vertrauen auf das Gute in der Welt nicht verzeihen konnte. Er konnte in der vornehmen Gesellschaft Freunde haben, sogar echte Freunde. Doch so reich, so wohlerzogen, so gebildet und umgänglich er auch sein mochte, der außereheliche Sohn des Marquess of Blackthorn würde niemals eine von ihren Schwestern heiraten.
    „Beau? Du starrst ins Leere, und ich muss sagen, es ist ein bisschen abstoßend“, sagte Puck und riss seinen Bruder aus seinen Gedanken. „Was hast du jetzt vor?“
    Beau fand zurück in die Gegenwart und sah Lady Chelsea an, die seinen Blick erwiderte und nervös an ihrer Unterlippe nagte.
    „Nein“, sagte er und schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht tun. Es tut mir leid, aber einer von uns muss an die Konsequenzen denken. Die Gesellschaft würde Sie schneiden, Ihre Familie Sie enterben. Vielleicht erscheint Ihnen das alles in einem romantischen Licht, vielleicht betrachten Sie es als Abenteuer wie in einem Roman, aber …“
    „Seine Lippen sind immer feucht“, sagte Chelsea leise. „Er sagt, eine Frau auf den Knien ist eine Frau, die weiß, wohin sie gehört. Er predigt, dass Frauen intellektuell minderwertig sind und der Führung bedürfen oder aber als Dirnen anzusehen sind, die den Stock zu spüren bekommen sollen.“
    Puck zerrte seinen Bruder am Arm, nahm ihn beiseite und flüsterte: „Welchen Stock, Bruderherz? Meint er den Rohrstock oder seinen ganz privaten Stängel? Feuchte Lippen, religiöses Geschwafel, ein so knuspriges Mädchen wie dieses – ich glaube, wir beide kennen die Antwort. Keine hübsche Vorstellung, und ich möchte nachts ruhig schlafen, danke. Verdammt noch mal, Beau, das können wir nicht zulassen, nicht, nachdem wir Bescheid wissen. Wir können sie nicht zurück zu ihrem Bruder und diesem Flatley schicken.“
    „Flotley“, berichtigte Beau ihn geistesabwesend und spürte die würgenden Finger der Schicksalsgöttin an seinem Hals.
    „Egal. Der Mann ist jedenfalls ein Schuft. Wenn du sie nicht heiratest, tu ich es. Es gibt Schlimmeres als eine Ehe mit einem reichen, gut aussehenden und ungemein liebenswerten Bastard. Damit meine ich mich, wohlgemerkt. Du bist lediglich reich und einigermaßen gut aussehend.“
    Beau warf einen Blick in den Flur auf Chelsea und sah, wie eine einzelne große Träne über ihre Wange rann. Das Mädchen weinte, sein Bruder wollte sich opfern, der Bruder des Mädchens befand sich vermutlich schon bis an die Zähne bewaffnet und in Begleitung der Hälfte seiner Dienerschaft auf dem Weg zum Grosvenor Square. Wenn das Mädchen fort war, konnte Brean nichts ausrichten. Traf er sie aber hier an, konnte er womöglich behaupten, sie wäre entführt worden, und ihn und Puck erschießen, ohne dafür belangt zu werden. Immerhin war ihre gemeinsame Geschichte bekannt; man würde Brean glauben.
    Aber wenn es Beau gelang, dem Earl ein Loch in den Kopf zu schießen? Das würde für ihn und wahrscheinlich auch für Puck den Galgen bedeuten.
    Und für Chelsea den Mann mit den ewig feuchten Lippen.
    Warum stand er dann noch hier? Es gab nur eine Lösung, nur eine

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