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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Arm.
    »Sachte, sachte!«, schrie er. »Der verfluchte Gaul hat mir alle Knochen im Leib zerquetscht!«
    Dann lagen wir uns in den Armen.
    »Aber nichts gebrochen«, lachte ich. »Was, zum Henker, tust du hier?«
    Er hielt sich die Rippen und stöhnte. »Lange Geschichte, Jaufré. Lass mich erst mal zu Atem kommen.«
    Ich sah mich nach seinem Kameraden um, der durch unsere Reihen gekrochen war. Der stand jetzt wieder auf den Beinen und löste den Helmriemen. Der Mann trug sogar noch seinen arabischen Umhang, bemerkte ich.
    »Danke für die Rettung,
Castelan!
«, lachte er übers ganze Gesicht, und als er den Helm abnahm, erkannte ich ihn endlich.
    »Severin!«, rief ich außer mir. »Ich glaub’s einfach nicht! Komm in meine Arme, Junge!«
    Nachdem ich auch ihn gebührend begrüßt hatte, fragte ich beide zum wiederholten Mal. »Was, zum Teufel, tut ihr hier?«
    Severin zuckte mit den Achseln. »Als Guilhem Platz auf einem Schiff gebucht hatte, bin ich kurzerhand mitgekommen. Ihr wart immer gut zu mir. Außerdem will ich zu meiner Familie.«
    »Verdammt froh, euch beide zu sehen«, erwiderte ich und meinte es von Herzen.
    »Wir wollten mal schauen, wie du ohne uns zurechtkommst«, grinste Guilhem spöttisch. »Anscheinend eher schlecht, wie ich so sehe. Lässt sich seine verdammte Burg unter dem Hintern wegklauen. Wie ist es denn dazu gekommen, Alter, eh?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Das ist eine noch viel längere Geschichte.«
    Da hörten wir Hufschlag und sahen besorgt auf, aber es waren nur Hamid und die anderen, die um die Wegbiegung kamen. Sie führten ein reiterloses Schlachtross am Zügel mit.
    »Sie sind fort«, rief er schon von weitem. Und zu Vilapros: »Lass die Männer aus den Reihen treten. Keine Gefahr mehr.« Dann riss er die Augen auf, als er unsere beiden Kameraden aus Outremer erkannte.
    »Bei Allah und dem Propheten!«, rief er und sprang aus dem Sattel, um sie freudig zu umarmen.
    »Sag deinem zahmen
sarasin,
er soll mich nicht erdrücken,
per Dieu!
«, stieß Guilhem unter fröhlichem Gelächter hervor.
    »Guilhem
lo Galinier!
« Hamid hielt ihn auf Armeslänge. »Also war die ganze Aufregung nur deinetwegen, du alter Gockel«, spottete er. »Und dann fällst du auch noch vom Ross!« Er wies mit der Hand auf das Pferd, das sie mitgebracht hatten. »Graste friedlich auf einer Wiese. Ist es deines?«
    »Verdammtes Viech«, grollte Guilhem. »Hat mich fast umgebracht.«
    »Castelan!«,
rief Jaume und machte ein übertrieben enttäuschtes Gesicht. »Jetzt bin ich schon wieder zu spät gekommen. Langsam wird’s mir langweilig bei Euch.«
    Hielt sich wohl für einen Witzbold, aber alles lachte. Und man sah den Leuten an, wie gut ihnen ein Gelächter nach der Angst tat, die sie ausgestanden hatten. Immerhin, meine Jungs hatten dem Feind ins Auge geblickt, ohne wegzulaufen.
    »Männer«, rief ich ihnen zu. »Das war fürs Erste nicht schlecht. Wenn ihr so weitermacht, kann es sein, dass ich eines Tages noch stolz auf euch bin.«
    Sie feixten und grinsten erleichtert. Die meisten sind noch halbe Kinder, dachte ich. Der Junge, der die Lanze abbekommen hatte, blutete, doch es war keine tiefe Wunde. Sein Schildrand hatte Schlimmeres verhütet.
    »Unsere erste gemeinsame Schlacht«, sagte ich zu Vilapros.
    »Zuerst hatte ich Bedenken«, erwiderte er lächelnd. »Wie jeder von uns. Aber die Überraschung hätte nicht besser sein können. Die dachten nicht einmal an Gegenwehr.«
    »Überraschung ist oft der halbe Sieg.«
    »Ich erinnere mich«, erwiderte er trocken. »Auch mir habt Ihr diese Lektion erteilt.«
    Ich hielt ihm die Hand hin. »Lass die Förmlichkeit, Esteve! Nicht unter Waffengefährten. Denn das sind wir doch jetzt, oder?«
    Er schlug freudig ein.
    Wir sahen uns den Burschen an, dessen Lanze unseren Mann verletzt hatte. Er lag auf der Seite und rührte sich nicht. Ein Huftritt, wie ich mich erinnerte. Als Drogo ihm vorsichtig den Helm vom Kopf zog, sahen wir langes blondes Haar hervorquellen. Wir drehten ihn auf den Rücken. Es war Roberts Schildknappe. Und er atmete, war demnach nur benommen.
    »Bindet ihn. Der kann uns nützlich werden«, sagte ich.
    Das war schnell erledigt, und sie legten ihn über Hamids Sattel. Es war Zeit, dass wir hier wegkamen, denn Ricard konnte mit Verstärkungen anrücken. Ich befahl Brun und Jaume, zu sehen, ob sie noch andere versprengte Pferde finden konnten, und bat Vilapros, mit der gesamten Mannschaft unsere Vorräte zu holen. Hamid, Guilhem und ich

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