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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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gewiss bald Freundschaft wachsen. Besonders den Frauen in Nemos Truppe sah man die Freude an, dass ihr gesetzloses Leben ein Ende haben sollte, vorausgesetzt, dass wir den Sieg davontragen würden.
    Nachdem Prior Jacobus die Einzelheiten unserer Vereinbarung sowie Vilapros’ Rechte und Pflichten laut verlesen hatte, hieß er ihn vortreten und niederknien. Dies tat er und bat mich mit gefalteten Händen und festem Blick, ihn und die Seinen in meinen Schutz aufzunehmen. Als Antwort hielt ich feierlich seine Hände umfangen. Dann erhob er sich, legte die Hand auf das Kreuz, das
Paire
Jacobus ihm hinhielt, und sprach die gleichen Worte, die ich bei ähnlicher Gelegenheit zu Bertran gesprochen hatte.
    D’aquesta ora enant
eu Esteve non decebrai
te Jaufré, nel ti tolrai
ni om ne femena ab mun consel …
    Als die letzten Worte verhallt waren, umarmte ich Vilapros und küsste ihn zur Bekräftigung herzlich auf die Wange. Nun war er mein Vasall und durch heiligen Schwur verpflichtet, mein Hab und Gut zu verteidigen und mir in jeder Gefahr beizustehen, ebenso wie ich ihm. Und alle Anwesenden waren Zeuge.
    Diesen Schwur sollte er gleich unter Beweis stellen, denn obwohl heute am Tag des Herrn laut heiligem Kirchenfrieden jegliche Kampfhandlung untersagt war, ließen wir unverzüglich die Krieger antreten, prüften ihre Waffen und rückten aus.
    ***
    »Was meinst du, wie viele Verfolger es sind?«, fragte ich.
    Hamid legte gegen die Sonne des frühen Tages eine Hand über die Augen und spähte angestrengt das Tal hinunter, durch das sich die Straße bis hier hinaufschlängelte, wo wir versteckt auf der Böschung am Wegrand lagen.
    »Ein gutes Dutzend, schätze ich.«
    Obwohl sich in der Ferne erst winzige Punkte bewegten, konnten wir zwei Reiter erkennen, offensichtlich in vollem Galopp, und dahinter in einigem Abstand eine langgezogene Kette von Verfolgern. Manchmal verschwanden sie hinter Bäumen oder einer Bodenwelle, um dann an der nächsten Biegung wieder aufzutauchen.
    Wir waren gekommen, um unsere Vorräte zu holen, die umso nötiger gebraucht wurden, da mit Vilapros’ Bande die Zahl der Mäuler, die wir zu füttern hatten, zugenommen hatte. Die Hunde hatte ich zurückgelassen, aber zur Sicherheit und als Marschübung begleiteten uns der Großteil unserer Kämpfer. Lasttiere und die Pferde der Ritter unter uns hatten wir ein Stück weit im Wald zurückgelassen, um erst die Lage zu sichten, bevor wir die Straße überqueren und in den Tannenwald zu unserem Vorratsversteck vordringen würden.
    Die fernen Reiter hatten sich ein Stück genähert. Helme blitzten in der Sonne, und es ließen sich Schilde ausmachen. Offensichtlich waren es gepanzerte Ritter.
    »Verstecken wir uns?«, fragte Hamid ungeduldig, denn es blieb nicht viel Zeit, bis uns die wilde Jagd erreichen würde.
    Sich zu verbergen, wäre das Beste und Sicherste gewesen. Aber irgendetwas ließ mich zögern. Wer mochten die Männer sein, die da von Ricards Leuten gejagt wurden? Denn dass es sich bei den Verfolgern um seine
soudadiers
handeln musste, stand für mich außer Frage. Da fielen mir wieder die beiden
cavaliers
ein, die ich vor unserer Flucht vom Turm aus gesehen hatte. Ritter aus Outremer. Männer der
militia christi
womöglich. Ob sie es waren, die da flohen? Plötzlich lag mein Entschluss fest. Mein Blick schweifte noch rasch über das Gelände, und dann wies ich auf die Wegbiegung hinter uns, kaum mehr als hundert Schritt entfernt.
    »Dahinter gehen wir in Stellung und fangen sie ab!«, rief ich. Die, die mich gehört hatten, sahen sich erstaunt an.
    »Ich will wissen, wen sie da verfolgen«, erklärte ich. »Hinter der Biegung ist eine gute Stelle für eine Reiterfalle.« Und dann brüllte ich laut, dass alle es hören konnten: »Jungs, bindet eure Helme fest! Es wird Zeit, dass ihr Blut zu schmecken bekommt!«
    Ich gab kurze Anweisungen. Hamid, Brun und Jaume sollten ihre Gäule holen und uns als Reserve unterstützen, falls wir in Bedrängnis gerieten. Drogo, Vilapros und ich würden die Männer in der Schildwand verstärken, ihnen bei diesem ersten Kampf Mut machen und zur Seite stehen. Wir liefen los, um Aufstellung hinter der Biegung zu nehmen, wo uns die Reiter erst im letzten Augenblick sehen würden. Zu rechter Hand war eine steile, dichtbewaldete Böschung, kein Ort für Pferde. Auf diesem Hang befahl ich allen Bogenschützen und Schleuderern, die bei uns waren, sich hinter Bäumen und Büschen zu verstecken und sich erst auf meinen

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