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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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zugetraut. Fast überkam mich so etwas wie Wehmut, als ich an sie dachte.
    »Ich soll dich grüßen, wie gesagt«, meinte Guilhem. »Und mich würde sie eigenhändig erwürgen, sollte Peyregoux dir auch nur ein Haar krümmen.«
    Bis nach Konstantinopel waren Ricard und meine beiden Freunde auf dem gleichen Kauffahrer gesegelt und hatten sich täglich gegenseitig belauert. Aber in der riesigen Stadt war Ricard ihnen irgendwie entschlüpft. Schließlich hatten sie ein anderes Schiff genommen bis nach Pisa. Dort hätten sie eine ganze Weile festgelegen, bis sich die Überfahrt nach Montpelher ergeben hatte.
    »Noch nie so viel gekotzt«, schloss Guilhem seine Erzählung. »Ich hab genug vom Meer bis ans Ende meiner Tage, das schwör ich euch.«
    Ich schlug ihm auf die Schulter und lachte. »Mir ging es nicht anders.«
    Als habe er uns gehört, begann unser Gefangener plötzlich, sich fürchterlich zu erbrechen. Das Würgen wollte nicht aufhören, bis er verzweifelt nach Luft schnappte. Wir sprangen auf, um nach ihm zu sehen. Er war auf den Rücken zurückgesunken, sein Kettenhemd besudelt, und lag ermattet im Gras. Die Augen waren nur halb geöffnet, und er stöhnte laut, bleich wie der Tod.
    »Was ist mit ihm?«, fragte ich.
    »Er ist am Kopf getroffen«, antwortete Hamid. »Siehst du nicht die Schwellung unter dem Haaransatz?«
    »Ja. Das war ein Pferdehuf. Ohne Helm wäre er tot.«
    »Hübsches Bürschchen«, grinste Guilhem. »Er stand an eurem Zollposten vorhin. Severin und ich wollten uns noch einmal nach dem Stand der Dinge erkundigen. Da kamen Duran und dieser Leon mit einem Trupp Reiter. Die haben uns natürlich gleich erkannt, und wir mussten fliehen. Aber vorher haben wir noch gehört, wie die Wachen sich über den Knaben hier lustig gemacht haben.
L’anjol de
Robert haben sie ihn genannt. Und wie ein Engel sieht er ja auch aus. Solch hübsche Locken.« Er lachte gehässig.
    L’anjol de
Robert?
    Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, bedrängte mich Guilhem, ihm zu erklären, was es eigentlich mit der Fehde auf sich habe. Sie hätten von einem Borcelencs gehört, der angeblich seine Schulden bei mir eintreiben wolle. Und Ricard sei sein Vasall. Dies hatten sie von den Brüdern in Cubaria erfahren, obwohl der Prior gekommen war und die geschwätzigen Mönche verscheucht hatte.
    »Aus dem Prior selbst konnten wir nichts rauskriegen. Steckt er etwa mit diesem Borcelencs unter einer Decke?«
    Wir erzählten ihm das Nötigste und berichteten von der Belagerung, der Geiselnahme und unserer Flucht. Und natürlich von den Hintergründen, warum sie uns verfolgten. Auch wenn ich meine Herkunft, für die nächste Zeit zumindest, geheim halten wollte, schuldete ich meinem alten Freund dennoch Ehrlichkeit, besonders wenn man bedachte, welche Mühen er auf sich genommen hatte, um mich zu warnen, auch wenn er zu spät gekommen war. Nur von Sant Gilles Schandtat sagte ich nichts. Dass wir einem Meuchelmörder gedient hatten, wollte ich ihm ersparen. Mein Bericht dauerte eine ganze Weile, so dass uns der Wein lange ausgegangen war, bevor ich endete. Während meiner Erzählung sah er mich immer häufiger mit großen Augen an und schüttelte den Kopf, als könne er das alles gar nicht glauben.
    Zuletzt holte er tief Luft. »Dass du kein einfacher Ritter bist, hab ich schon immer geahnt. Schließlich hat nicht jeder eine Leibwache vom Erzbischof von Narbona, wenn auch eine heimliche. Aber Sohn des Grafen von Tolosa …
Jes Maria!
« Er pfiff leise durch die Zähne.
    Aber dann fand er seinen Humor wieder. »Mach dir nichts draus, Alter«, grinste er und schlug mir derb auf die Schulter. »Besser der Bastard eines Grafen als gar kein Bastard.« Bei diesen Worten brach er in schallendes Gelächter aus.
    Mein Gott, Guilhem, dachte ich, wie schön, dich wiederzuhaben. Noch eine Weile redeten wir. Schließlich kehrten unsere Leute mit den Vorräten zurück, und in guter Laune begannen wir unseren Aufstieg.
    ***
    Jene Leichtigkeit, die uns nach dem Sieg wie von selbst den Berg hinaufgetragen hatte, verflüchtigte sich rasch, denn im Lager empfing uns eine düstere, fast verzweifelte Stimmung. Während die jungen Männer noch trunken von ihrem ersten Erfolg waren, fand ihre Begeisterung nicht das erwartete Echo. Die Frauen waren zu erschrocken, dass es überhaupt zu einem Kampf gekommen war, und warfen mir finstere Blicke zu, als sie hörten, welches Wagnis ich eingegangen war. Joana blieb ebenfalls stumm und machte ein

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