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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Befehl zu zeigen.
    »Holt sie aus den Sätteln, wenn ich euch das Zeichen gebe!«, rief ich Gustau zu. Auch Vilapros’ Bogenschützen hatte ich unter Gustaus Befehl gestellt. »Zielt auf ungeschützte Haut, wie Gesicht und Nacken. Oder auf ihre Gäule.«
    Der Weg vor uns, auf dem sie heranstürmen würden, lag im Schatten der dichten Bäume. Linker Hand fiel der Hang steil ab, ebenfalls stark bewaldet und für Reiter nicht passierbar. Der Feind würde nur begrenzten Freiraum auf der engen Straße haben, wo ich unsere zwanzig Speerkämpfer aufstellte, quer über die Straße in drei Reihen. Ich hieß sie eng zusammenrücken, Schilde überlappend, Speerspitzen nach vorn, Schäfte in den Boden gerammt. Vilapros stand mitten in der ersten Reihe. Er schien zu wissen, was zu tun war. Drogo befehligte die letzte Reihe, wo sie ihre Schilde den Vordermännern in den Rücken stemmten.
    »Merkt euch, je enger ihr steht, je weniger haben die Gäule Lust, gegen euch anzurennen«, sagte ich ihnen. »Achtet auf die beiden Verfolgten. Die wollen wir schützen. Ist das klar?«
    Die Männer nickten, aber ich sah Furcht in ihren Augen. Bewaffnete Reiter flößen jedem Bauern eine heillose Furcht ein, denn ihnen geht man tunlichst aus dem Weg. Sich gar anstürmenden Schlachtrossen entgegenzustellen, verlangt eine Menge Mut und Erfahrung. Letzteres besaßen sie nicht, und auch ihr Mut war unerprobt. War ich also leichtsinnig und das Wagnis zu groß, mit diesen grünen Bauernjungen einer Reiterschar zu trotzen? Wenn sie nicht standhielten und aus Furcht aus der Schildwand brachen, dann war es um uns geschehen. Doch darüber nachzudenken war zu spät, denn schon hörten wir das Trommeln der herannahenden Hufe.
    »Gut so, Männer! Immer eng zusammenrücken. Solange ihr wie eine Wand steht, werden die Gäule scheuen.«
    Ich stemmte mich an die Flanke der mittleren Reihe, als der erste Reiter um die Biegung galoppierte, dann der zweite. Von den weit aufgerissenen Mäulern der Gäule flogen Schaumflocken. Brust und Flanken der Tiere waren weiß davon, die Reiter lagen weit über den gestreckten Pferdehälsen gebeugt, Steine und Erdklumpen flogen von den hämmernden Hufen. Und gleich darauf erschienen drei der Verfolger mit angelegten Lanzen und dann immer mehr.
    »
Coratge,
Männer, Mut! Und steht fest!«, feuerte ich sie über das dumpfe Getöse der Hufe hinweg an und drückte mich fest an meinen Nachbarn und Vordermann. »Wer kneift, kriegt’s mit mir zu tun, ich schwöre es euch!«
    Die Reiter kamen aus dem grellen Sonnenlicht und sahen uns nicht gleich, da wir im Schatten des Waldes standen. Unvermindert hielten sie auf uns zu, und es sah aus, als ob der ganze Pulk uns über den Haufen rennen wollte.
    »Hooo hoooh!«, brüllte ich, so laut ich konnte. »Stillgestanden!«
    Das brachte die Pferde aus dem Tritt, und dann schien alles auf einmal über uns hereinzubrechen. Der erste Gaul scheute, als er plötzlich vor seinen schreckgeweiteten Augen eine Mauer aus Eisen und scharfen Speerspitzen gewahrte. Um das Hindernis zu vermeiden, machte er einen wilden Satz nach links und halb die Böschung hinauf. Aber da sein Schwung ihn weiter geradeaus trieb, stürzte er zurück auf den Weg und rollte über seinen unglücklichen Reiter. Der zweite Gaul stemmte die Hufe so heftig in den Boden, dass sein Mann vornüber aus dem Sattel flog und samt Schild und Schwert vor unseren Füßen landete. In sein keuchendes Ross krachte der vorderste der Verfolger mit angelegter Lanze, die ihm beim Aufprall aus der Hand und in unsere Reihen flog und einem unserer Männer die Wange aufschlitzte, während der Reiter selbst zwischen die Gäule fiel und einen so derben Hufschlag an den Kopf erhielt, dass er sich nicht mehr regte.
    Gleichzeitig, und bevor sie wussten, wie ihnen geschah, rasten weitere Ritter mit vorgehaltenen Lanzen in das Knäuel und verletzten ungewollt die Pferde ihrer Kameraden, ihre eigenen Tiere strauchelten, brachen in die Knie oder bockten in Panik und warfen ihre Reiter ab. Die letzten der Verfolger hatten das Durcheinander vermeiden können, starrten aber mit aufgerissenen Mäulern um sich, als wüssten sie nicht, wie ihnen geschah.
    Ich schrie nach Gustau und seinen Schützen.
    Vilapros hatte sich währenddessen gebückt und zerrte den Verfolgten, der vor seine Füße gefallen war, zu sich heran. Sie öffneten eine Lücke, lang genug, um den Mann hindurchkriechen zu lassen.
    Das Pferd des ersten Reiters war inzwischen wieder auf die Beine

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