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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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gekommen und hatte die Flucht ergriffen. Ihm folgten andere reiterlose Tiere, bis auch jene Ritter, die noch im Sattel saßen, mit den eigenen Gäulen zu kämpfen hatten. Der Tumult wurde vollkommen, als ein Sturm von Pfeilen und Steinen auf die Reiter niederging. Manche verfehlten ihr Ziel, andere trafen die Schilde oder prallten von den Kettenpanzern ab, aber ein Kerl schrie, als ihm ein Pfeil in die Brust fuhr, ein anderer war am Hals getroffen und sank rücklings vom Pferd. Gustau stand auf der Böschung wie ein junger Rachegott. Bei jedem Pfeil, der von seiner Sehne schnellte, schrie er Rosas Namen. Noch ein Mann wurde durchs Auge getroffen und kippte vom Pferd, ein weiterer hielt sich schreiend den Schenkel. Reittiere wurden verwundet, eines bäumte sich auf, riss bockend aus und schleifte seinen gestürzten Reiter hinter sich her.
    Als die reiterlosen Tiere geflohen waren, trat eine seltsame Stille ein, als sei das Bild vor unseren Augen plötzlich eingefroren. Die Schützen hielten inne, die verbliebenen Reiter starrten mit erhobenen Schilden wild um sich, und meine Jungs in der Schildwand wagten nicht zu atmen. Es war, als hielten wir uns gegenseitig in Schach, bewegungslos, als würden diejenigen verlieren, die zuerst mit den Augen blinkten.
    Mitten auf dem Weg, zwischen Speerkämpfern und Reitern, stand Leon
la Vesp
a, den ich gleich erkannte, denn beim Sturz vom Gaul musste er den Helm verloren haben. Er war genauso hässlich, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Den Schild schützend vor Kopf und Leib haltend, stierte er auf die unbewegliche Schildwand, dann vorsichtig zu unseren Schützen hinüber.
    »Was schreist du nach Rosa, eh?«, brüllte er in die plötzliche Stille des Waldes und in Gustaus Richtung. »Bist du etwa ihr Bock?«
    Gustau war so verblüfft, dass er keinen Ton hervorbrachte.
    »Ein wahrlich hübsches Kind«, rief Leon und lachte scheppernd. »Haben alle viel Spaß mit ihr gehabt. Sie selbst am meisten. Hättest sehen sollen, wie geil sie mit dem Arsch gewackelt hat!«
    Das war zu viel für Gustau. Mit einem Aufschrei ließ er den Bogen fahren und stürzte sich, nur mit seinem Messer in der Faust, die Böschung hinab. Leon lachte immer noch, hatte jedoch sein Schwert gezogen.
    Das würde ein zu ungleicher Kampf werden.
    »Angriff!«, brüllte ich, ohne nachzudenken. »Im Laufschritt, marsch!«
    Leon, der schon das Schwert zum tödlichen Hieb erhoben hatte, stutzte. Und bevor meine Jungs sich endlich aus ihrer Starre lösten, die ersten Schritte machten und noch über die gefallenen Reiter stolperten, hatte er sich umgedreht und war zu seinen Kameraden gerannt. Ein starker Arm, ich glaubte, Duran
lo Bovier
zu erkennen, hievte ihn hoch, und dann gaben sie ihren Gäulen die Sporen und flohen vor unserer angreifenden Truppe.
    Meine Jungs jubelten und klopften sich begeistert auf die Schulter.
    »Wer hat euch erlaubt, die Schildwand zu verlassen«, brüllte ich aufgebracht. »Sie könnten zurückkommen!«
    Das brachte sie zur Besinnung, und Vilapros und Drogo ordneten noch einmal die Reihen. Ich drehte mich um. Gustau war weiß im Gesicht und sah aus, als sei er nicht mehr bei Sinnen. Er stürzte sich auf den Kerl mit dem Beinschuss und schnitt ihm die Kehle durch, bevor der Mann zur Abwehr auch nur die Arme heben konnte. Dem Nächsten, der stöhnend am Boden lag, stieß er das Messer ins Genick und stürzte sich gleich auf eine weitere leblose Gestalt. Ich wollte nicht, dass der Junge zum Meuchelmörder wurde, ließ Schild und Speer fahren und rannte hinter ihm her. Gerade noch rechtzeitig konnte ich ihn am Messerarm packen, bevor er auch diesen Mann erdolchte.
    »Ruhig Blut,
mon gartz
«, raunte ich ihm zu, hielt ihn aber eisern fest. »Für heute ist es genug!«
    Erst blickte er mich wild an und wollte sich gewaltsam meinem Griff entziehen, dann erschlafften langsam seine Muskeln, und er fing an zu zittern. Ich nahm ihm das Messer aus der Hand, es war jenes, das ich ihm geschenkt hatte, und legte ihm den Arm um die Schultern. Plötzlich schien er in sich zusammenzusacken. Ich hielt ihn einen Augenblick fest umschlungen, bis er ruhiger atmete.
    Da hörte ich eine bekannte Stimme hinter mir fluchen. »
Putan, merda!
Ich werde, verdammt noch mal, zu alt für solche Späße!«
    Mich traf der Schlag. »Guilhem?«, brüllte ich. »Bist du das?«
    »Wer denn sonst?«, krächzte er zurück. »Hilf mir lieber auf, anstatt blöde Fragen zu stellen.«
    Das tat ich nur zu gern und packte ihn am

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