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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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ihrem ausgeprägten Geltungsbedürfnis.
    Edward Fields, Chef der American National Security Commission, wusste um die Wichtigkeit dieser Tagung. Nach seinem Gefühl war sie insgesamt gut verlaufen; etliche der neuen Sicherheitskonzepte fand er beeindruckend. Der einzige Wermutstropfen war die neben ihm sitzende Ellen Grant. Am liebsten wäre er auf der Stelle über sie hergefallen, hätte ihr die eisblonde Hochsteckfrisur gelöst und ihr das strenge schwarze Abendkostüm vom Leibe gerissen. Dass dies ihr letzter gemeinsamer Abend sein sollte, war für ihn schwer zu ertragen. Für ihn ging es wieder zurück nach Washington und zu seiner Frau, für Ellen heim zu ihrer in Kalifornien lebenden Familie.
    Dr. Erika Aldermann saß neben Fremont Brecht, von dem sie zum Konzert eingeladen worden war – eine der wenigen Einladungen, die sie überhaupt noch annahm. Beziehungen, Angehörige, Essen, Hobbys, ihr ganzer Alltag wurde der Forschungsarbeit untergeordnet. Mit ihren wissenschaftlichen Sorgen ging sie zu Bett, und wenn sie aufwachte, hatte sie gleich den Gedanken im Kopf, mit dem sie eingeschlafen war. Aber wenn Brecht sie zu einem Konzert einlud, sagte sie nie ab. Nicht etwa aus Freude an der Musik – das Zuhören ging ihr im Gegenteil auf den Geist –, sondern weil es sie faszinierte, wie die Zuhörer ringsum von dem Gehörten berührt wurden. Zu beobachten, wie sie sich entspannten, wie sich die Körpersprache unter dem Zauber der Klänge änderte – all das war Forschung. Ein Konzert wie das heutige kam einem Experiment gleich, wenn auch im größeren Maßstab und mit besser gekleideten Probanden als gewohnt.
    Malachai Samuels versuchte, das Konzert zu genießen, wurde jedoch von den beiden leeren Nachbarsesseln daran gehindert. Seit der Trennung im Rathauspark am Tage zuvor hatte er nichts mehr von Meer gehört, und bisher war ihm auch noch nicht mitgeteilt worden, wo Jeremy Logan abgeblieben oder mit wem er unterwegs sein könnte. Inspektor Kalfus, an den Malachai sich am Morgen gewandt hatte, hatte sich allerdings seine Handynummer notiert und ihm versprochen, sich zu melden.
    Gegen fünf Uhr nachmittags, nachdem er stundenlang versucht hatte, Meer und ihren Vater per Handy zu erreichen, war ihm allmählich angst und bange geworden. Keiner nahm ab. Schließlich hatte er den Inspektor angerufen, jedoch nur dessen Sprachbox erreicht und eine Nachricht hinterlassen, was allerdings seine zunehmenden Beklemmungen nicht hatte mindern können. Wo steckten Meer und Jeremy bloß? Hatte Meer die Flöte noch? Es gab nur einen Einzigen, der das wissen konnte: Sebastian Otto. Aber Malachai sah keine Möglichkeit, an ihn heranzukommen. Da blieb ihm nichts weiter übrig, als das Ende des Konzertes abzuwarten und den Oboisten danach anzusprechen. Also hatte er sich in seinen Smoking geworfen und die Freikarte benutzt, die Otto ihm zu Beginn der Woche besorgt hatte. Und da war er nun.

90. KAPITEL
    D onnerstag, 1. Mai – 19:51 Uhr
    Die Männer von Global Security hatten Meer und die beiden Polizeiinspektoren am Eingang des Konzertgebäudes aufgehalten. Seit etwa zehn Minuten stritten sich zwei Sicherheitsleute nun schon mit zwei anderen Uniformträgern herum. Je länger die Auseinandersetzung dauerte, desto näher rückte das Ende des zweiten Satzes der Sinfonie heran. Meer wusste, dass im vierten Satz das Oboensolo kommen musste. Und sie wusste, dass die Schwestern in der Klinik am Steinhof immer das Radio anstellten, wenn Nicolas’ Vater bei einem Konzert mitspielte. Genau das war vermutlich Sebastians Plan: Er wollte während seines Solos die Flöte spielen, sodass sein Sohn sie im Krankenzimmer hören konnte.
    “Wieso dauert das denn so lange?”, fragte sie Fieske ungeduldig.
    “Sie lassen uns erst rein, wenn von ganz oben bestätigt wird, wer wir sind, und wenn sie grünes Licht bekommen.” Fieske schäumte vor Wut. “Die Sicherheitsvorkehrungen sind dermaßen streng, dass nicht mal Polizisten durchgelassen werden.”
    “Wir kommen nicht rein?” Ihre Stimme nahm einen panischen Unterton an. “Heißt das, drinnen ist keine Polizei?”
    “Doch, es sind schon Beamte drin. Und draußen sind auch welche.” Er wies auf die Vorhalle und die Sicherheitsschleuse. “Die Frage ist doch: Wie kommen wir rein? Und wie bringen wir den Verantwortlichen hier bei, dass es einen triftigen Grund gibt, das Konzert zu unterbrechen? Um ein Orchestermitglied daran zu hindern, auf einer Flöte zu spielen? Die stellen sich auf den

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