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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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prekär gewesen wie jetzt. Allmählich hatte er das Gefühl, als entwickele sich der Auftrag zu seiner ganz persönlichen Mount-Everest-Expedition. Bisher hatte Global Security auf nichts anderem beruht als auf reinem Potenzial. Nach der 50. ISTA-Konferenz, nach dem Galakonzert am kommenden Donnerstag würde seine Firma am Scheideweg stehen: Entweder man hatte alle Erwartungen übertroffen – oder aber man konnte einpacken. Und wie um den Druck noch einen Zacken zu erhöhen, setzten alle entscheidenden Konferenzteilnehmer darauf, dass Paxton sich bis auf die Knochen blamierte. Diese Leute lechzten geradezu danach, dass das Enfant terrible der Branche an seine Grenzen stieß. Paxton hingegen hatte keineswegs die Absicht, sich den Schneid abkaufen zu lassen.
    “Die Fahrzeuge stehen unten bereit. Wir treffen uns im Musikverein mit den Technikern. Ich bin schon ganz gespannt, wie unsere neuen satellitengestützten Navigationssysteme funktionieren.”
    “Neue Systeme?”, fragte der Reporter. “Was ist denn an denen anders als bisher?” Auf einmal war er ganz bei der Sache.
    “Die meisten GPR-Geräte sind auf überirdischen Spüreinsatz ausgerichtet, und zwar für überwiegend offenes Gelände auf Entfernungen bis zu dreißig Metern. Beim Erkennen von unterirdischen Zielen beträgt die Reichweite normalerweise nicht mehr als neun, zehn Meter. Wir haben uns allerdings Bodenradargeräte besorgt, die noch in der Erprobungsphase sind, und die reichen mindestens einen Meter tiefer.” Paxton geriet förmlich ins Schwärmen.
    “Ein Meter mehr”, fügte Vine an. “Hört sich wenig an, David, reicht aber durchaus für einen Mann, der sich unten verkriecht und wartet.”
    “Das können Sie mir doch sicher demonstrieren, oder?”, vermutete der Journalist.
    “Darauf können Sie wetten”, betonte Paxton, der nun richtig vom Leder zog. “Im Übrigen haben wir noch eine Neuerung zu bieten. Wir stellen hunderttausend Dollar zur Verfügung, um terroristische Aktivitäten in der Gegend aufzuklären.”
    “Das ist doch eigentlich Sache der örtlichen Behörden, oder?”, fragte David.
    “Auf die verlassen wir uns bei diesem Auftrag lieber nicht.”
    David zückte den Stift. “Was für terroristische Aktivitäten? Wie groß ist das Gebiet? Was für Systeme setzen Sie ein, um diese Aktivitäten aufzuklären?”
    Paxton lachte. “Na, wenn wir das verrieten, wüsste ja jeder, der Ihren Artikel liest, wie er unseren Fallen ausweichen kann!”
    “Dann geben Sie die Information doch erst nach dem Konzert frei”, schlug David vor.
    “Diesmal nicht”, wehrte Paxton ab. “Nicht bei diesem Auftrag. Sobald der Abend hinter uns liegt, informiere ich Sie gern. So, und jetzt ab zum Konzertsaal!”
    Sie verließen die Suite und wandten sich gerade zum Aufzug, als Kerri stehen blieb und sich umwandte.
    “Ist irgendwas?”, wollte Paxton wissen.
    “Nein.” Sie schüttelte den Kopf. “Hab nur was vergessen.”
    “Gott sei Dank merken Sie das früh genug, denn schiefgehen darf jetzt nichts mehr. Diese Woche nicht, und bei diesem Auftrag nicht.” Paxton drehte sich zu David um. “Mache ich Sie nervös?”
    “Nervös?” Der Reporter guckte verdutzt.
    “Wenn Sicherheitssysteme funktionieren”, erklärte Paxton, wobei er den Liftknopf drückte, “gibt es gemeinhin nicht viel zu berichten. Ich frage mich langsam, ob Sie womöglich fürchten, dass sich der ganze Aufwand für Ihre Reportage gar nicht lohnt.”

26. KAPITEL
    W ie wir in unserem gegenwärtigen Dasein Tausende Träume durchleben, so ist unsere gegenwärtige Existenz nur eines von vielen Tausenden solcher Leben. In dieses treten wir aus einem anderen, realeren Leben, in das wir nach dem Tod zurückkehren. Unsere Existenz ist lediglich einer der Träume von diesem realeren Leben, und das immer so weiter bis zum allerletzten: dem wirklichen, von Gott gegebenen Leben.
    – Graf Leo Tolstoi –
    Randbezirke Wiens, Österreich
    Sonntag, 27. April – 12:05 Uhr
    Ein breiter Sonnenstrahl brach durch die blaugrünen Bäume und besprenkelte Meers Hände und Gesicht. Seit einer Viertelstunde gondelten Sebastian und sie nun durch tiefe Wälder und fachsimpelten über Musik. Es war eine entspannte Fahrt und ein entspanntes Gespräch, was Sebastian dazu animierte, die Mahler-Sinfonie einzulegen, der sie nunmehr lauschten.
    Während sie der kurvenreichen Straße folgten, erhaschte Meer einen Blick auf rote Ziegelbauten mit weißen Stuckverzierungen sowie dahinter eine golden

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