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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.j. Rose
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noch einige Fragen zum zeitlichen Ablauf der Geschehnisse in dem vergitterten Gewölbe unter der Gesellschaft für Erinnerungsforschung. Meer stockte aber mitten in ihrem Bericht, denn sie hörte, wie Schmidt am Handy Sebastians Namen erwähnte.
    “Was ist?”, fragte sie Krantz.
    “Ich weiß nicht, was …” Er setzte gerade zu einer Antwort an, da klappte Schmidt sein Telefon zu.
    “Otto ist nicht im Steinhof”, meldete er auf Englisch. “Er war seit vorgestern nicht mehr dort. Vor einer halben Stunde hat er allerdings bei der Schwesternstation angerufen. Unsere Leute suchen noch nach dem Pfleger, mit dem er gesprochen hat. Offenbar hat der dienstfrei.”
    Meer dachte an Sebastian als Vater … an ihren eigenen Vater … an den Abenteurer, der sich den Weg freischoss und verhaftet wurde und Schätze über Landesgrenzen schmuggelte … Der alles getan hätte, um seiner Tochter zu helfen … Der dafür vor keinem Gesetzesbruch, keinem Verbrechen zurückgeschreckt wäre …
    “Inspektor!”, rief sie plötzlich aus. “Heute Abend findet doch im Musikverein ein Galakonzert statt. Wird es im Radio übertragen?”
    “Ich denke schon.”
    “Könnten Sie sich erkundigen, ob dem wirklich so ist?”
    Konsterniert kräuselte er die Stirn. “Wozu wollen Sie das wissen?”
    “Bitte …”
    Über die Schulter wandte Schmidt sich an seinen Kollegen Fieske, der auf Englisch antwortete. “Ja, es wird live übertragen.”
    “Wie spät ist es jetzt?” Sie hatte ihre Uhr in einem der Stollen verloren.
    “Fast sieben”, sagte Krantz.
    “Wir müssen los! Sebastian Otto ist bei dem Konzert. Ich muss mit ihm reden … ihn aufhalten.”

88. KAPITEL
    D onnerstag, 1. Mai – 19:18 Uhr
    David ließ den Zünder inzwischen nicht mehr los. Hin und wieder fummelte er am Kabel herum, als wäre es der Ehering am Finger seiner verstorbenen Frau. Den hatte er auch andauernd, wenn sie gemeinsam in einem abgedunkelten Kino-oder Konzertsaal saßen, so hin und her gedreht. Oben, im Saal über ihm, befanden sich in diesem Moment Personen, die er mit Namen kannte – Menschen, die die Detonation nicht überleben würden. Tom Paxton und Bill Vine beispielsweise, ferner Dutzende von Spitzenbeamten und Leiter von Regierungsbehörden aus aller Herren Länder. Etliche von ihnen hatte er im Laufe der Jahre interviewt und in seinen Beiträgen porträtiert. Sie saßen bestimmt auf ihren Plätzen und lauschten der Aufführung. Von dem bevorstehenden großen Finale von Beethovens Dritter an diesem Abend ahnten sie nichts.
    Um exakt zehn vor zehn sollte Davids Computer per E-Mail eine Artikelserie versenden, die der Reporter für drei führende Tageszeitungen gleichzeitig zusammengestellt hatte. Das Manifest, an dem er bis jetzt gearbeitet hatte, stellte ein Bekenntnis dar, das eigentlich niemanden kaltlassen konnte. Das Wesentliche, wie man es ihm vor langer Zeit während des Journalistikstudiums beigebracht hatte, nämlich das Wer, Was, Wo, Wann und Warum des Bombenanschlags auf die Wiener Konferenz der International Security and Technology Association, es war in dem für David Yalom so typischen knappen, griffigen Stil verfasst.
    Das Urteil, ob Davids Opfer die Sache wert war, musste man denen überlassen, die nach ihm kamen.
    Der erste Satz der Sinfonie ging zu Ende. Einige Takte lang herrschte Schweigen, bis aufs Neue die Klänge dieses herrlichen Werkes hinunterdrangen – so laut, dass sie sogar Davids Herzschlag und das Gekratze der Ratten übertönten.
    David stellte sich vor, im Publikum säßen jetzt auf ihren Plüschsesseln alle seine Kinder und seine sämtlichen Verwandten. Das Programmheft auf dem Schoß, lauschten sie hingebungsvoll mit halb geschlossenen Augen und verzückten Gesichtern. In knapp einer Stunde würde die Explosion zwar ihn selbst vernichten, seine toten Lieben aber gleichzeitig wiederauferstehen lassen. So, wie sie jetzt eine Erinnerung waren, so würde auch er in der Erinnerung weiterleben, und sie würden alle in der Vergangenheit miteinander vereint sein. Inzwischen fühlte er sich ihnen sehr nahe, ihrem Ende und dem seinen. Zum ersten Mal seit Monaten spielten ihm seine Nerven keinen Streich; die Musik wirkte beruhigend. Sie und das Wissen, dass er nun jederzeit die Zündung auslösen konnte. Selbst wenn man ihn jetzt in allerletzter Minute noch aufspüren sollte.
    Ein paar Sekunden – mehr brauchte er nicht.
    Mehr blieben ihm unter Umständen auch nicht. Seine Verfolger kamen immer näher. Weit weg waren sie

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