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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.j. Rose
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Geräusche brachen über das Publikum herein und überwältigten sämtliche Gäste. Obwohl krampfhaft bemüht, in der Gegenwart zu verharren, glitt Meer immer weiter zurück in die Vergangenheit, zurück in den Wald, auf den Pferderücken, in den Regenschauer. Ihre Arme hatten aufgehört zu zittern; mit ruhiger Hand, den Zeigefinger um den Abzugshahn gekrümmt, richtete sie den Lauf der Pistole auf Major Wells.

96. KAPITEL
    D onnerstag, 1. Mai – 20:12 Uhr
    Tom Paxton stand vor den Monitoren, ohne bewusst auf das Konzert zu achten. Er wollte Bill Vine gerade fragen, wie die unterirdische Suche verlief, da überkam ihn plötzlich ein Gefühl, als würde die Luft um ihn herum bleischwer. Ein furchtbarer Druck hinter den Augen presste ihm die Lider zu, und auf einmal sah er sich völlig unverständlichen Bildern gegenüber.
    Während seine Soldaten die Brandfackeln an die Dächer des Dorfes hielten, trat William Moore die Tür zu einer der Hütten ein. Ein bestialischer Gestank schlug ihm entgegen, ein widerwärtiger Mief von Schweiß und warmem Blut, der ihm fast den Magen umdrehte. Zwei Augenpaare starrten ihn an, eine Frau sowie ein kleiner Junge, die wimmernd unter einem in der Ecke stehenden Tisch kauerten. Ein halbes Dutzend Äpfel verteilte sich auf dem Boden, blutrot auf grauem Wackerstein. Die Reste eines Feuers schwelten noch im Kamin. Bald würde es kalt in der Kammer werden; der Winterwind kroch bereits durch die dünnen Wände. Aber das sollte der Frau und ihrem Buben egal sein, ihnen konnte die Kälte dann nichts mehr anhaben. Moore hatte nämlich nicht vor, die beiden am Leben zu lassen. Das Balg war nur ein Klotz am Bein, das Weibsbild ein ständiges Ärgernis. Aber zuerst … Inzwischen kämpfte William schon verdammt lange in den Feldzügen von König Henry IV.; mit Frauen hatte er schon Wochen nichts mehr gehabt.
    Er riss ihr das ärmliche Hemd vom Leib und starrte verdrossen auf die kleinen, flachen Brüste mit den blassen Warzen. So eine magere Ausbeute war nichts für einen richtigen Kerl; der brauchte etwas zwischen den Pfoten, pralles Fleisch und rosige Knospen. Dass das Frauenzimmer ihm durchs Gesicht kratzte, überraschte ihn mehr, als dass es wehtat. Er musste richtig lachen; die Weiber setzten sich im Allgemeinen nicht so heftig zur Wehr.
    Der Knirps fing dermaßen laut zu krakeelen an, dass Moore ihm einen Fußtritt versetzte, der ihn quer durch die Kate segeln ließ. Trotz ihrer erkennbaren Angst vor Strafe schrie das Weib seinen Peiniger an, er solle den Jungen in Ruhe lassen. Moore verpasste ihr eine so deftige Maulschelle, dass rote Male auf ihrer Wange prangten, was ihn noch mehr aufgeilte. Als sie ihm daraufhin ins Gesicht spie, war er nicht mehr zu halten. Das sollte sie büßen! Er würde sie schänden und gleichzeitig erdrosseln. Gerade wollte er sich über sie hermachen, da quoll ätzend beißender Qualm ins Innere der Hütte, sodass er einen würgenden Hustenanfall bekam. Fluchend rappelte er sich hoch, rannte nach draußen und ließ die Frau mit ihrem Kind in der verqualmten Hütte zurück, ohne sie noch eines Blickes zu würdigen.
    Draußen waren seine Soldaten noch immer dabei, das Dorf abzufackeln. Grölend verfolgten sie, wie die Dörfler mit ihrem Vieh vor den Flammen zu fliehen versuchten. Eine verkrüppelte Frau packte Moore beim Arm und schrie: “Rettet sie! Rettet sie!” Dabei zeigte sie auf ein kleines Mädchen, das gerade aus einer brennenden Hütte kroch, während ringsum die Balken in einem Funkenregen zusammenkrachten. Das Leben eines Kindes war für William Moore keinen Pfifferling wert. Sein Trupp musste den Weiler einnehmen und weiterziehen zum nächsten. Verluste waren da einkalkuliert. Er versuchte, das kreischende Weib abzuwehren, aber vergebens. Die Frau klammerte sich an seinen Arm, als wolle sie ihn zur Hilfe zwingen. “Rettet sie!”
    Lachend stieß Moore die Alte von sich und setzte seinen Weg fort.
    “Chef? Chef!” Kerri fasste Tom Paxton an der Schulter und schüttelte ihn. “Irgendwas stimmt hier nicht!”, rief sie ihm zu, angestrengt bemüht, ihn aus seiner Erstarrung aufzuwecken. Aber er gab keine Antwort; sein Blick war wie abwesend auf einen imaginären Punkt gerichtet. Weder hörte er das angstvolle Rufen seiner Assistentin, noch spürte er, wie sich ihre Fingernägel bang in seinen Arm bohrten.

97. KAPITEL
    D onnerstag, 1. Mai – 20:13 Uhr
    Im Konzertsaal kletterte die Bürgermeistergattin auf ihren Sitz, richtete sich auf und schrie

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