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Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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war nichts. Was jedoch den Boden unter ihren Füßen anbetraf, war Arvan sich da nicht so sicher, ob da wirklich nur Schlangen und Skorpione lauerten– oder nicht doch weitere ungeschlüpfte Drachenjungen.
    Lirandils Gehör ist anscheinend empfindlicher als mein Gespür für den Willen einfacher Geschöpfe, ging es Arvan durch den Kopf.
    Der Elb murmelte eine Formel vor sich hin. Dann streckte er beide Hände in Richtung des Felsens aus, ohne ihn jedoch zu berühren.
    Grünlich schimmernde, sehr feine Blitze zuckten aus dem Gestein hervor, verzweigten sich und erfassten Lirandils Fingerspitzen. In einem Tonfall, der fast an einen Fluch erinnerte, stieß Lirandil daraufhin mehrere Worte in elbischer Sprache hervor. Es schien sich um einen Schutzzauber zu handeln. Lirandil machte einen Schritt nach hinten, woraufhin keine Blitze mehr aus dem Gestein herausschlugen. » Aufgeladen mit Magie « , stellte Brogandas fest.
    » Aber es ist nicht irgendeine gewöhnliche Magie « , erwiderte Lirandil. » Sie ist von der Art, die für Ghool so kennzeichnend ist. «
    » Das könnt Ihr unterscheiden, Elb? « , fragte Brogandas spöttisch.
    » Ihr etwa nicht, werter Brogandas? «
    » Selbstverständlich. Aber mir stehen auch magische Praktiken zur Verfügung, die Ihr Elben Euch doch aufgrund gewisser übertriebener Skrupel selbst verboten habt. «
    Lirandil ging auf diese Bemerkung nicht weiter ein. Stattdessen deutete er zu dem Felsen. » Ghool ruft sie « , erklärte er. » Wenn ich nur wüsste, wo und mit wessen Hilfe er wieder eine derart große Macht ansammeln konnte. « Er schüttelte den Kopf.
    » Ihr hättet damit rechnen müssen, Lirandil « , fand Brogandas.
    » Ja « , gab der Elb zu. » Nur nicht so bald. «
    » Heißt das, hier werden jetzt überall Drachen ausschlüpfen, die Ghool zu seinen Dienern machen wird? « , fragte Arvan fassungslos.
    » Sie waren von Anfang an seine Geschöpfe « , behauptete Lirandil. » Nur Ghools Kraft kann diese Geschöpfe zum Leben erwecken– und wie mir scheint, wird er es nach und nach tun. «
    » Und es gibt keine Möglichkeit, das zu verhindern? « , fragte Arvan.
    » Nein « , murmelte Lirandil tonlos.
    Sie erreichten gegen Abend die Ausläufer des Gebirges. Die meiste Zeit über schwiegen sie. Die Stimmung empfand Arvan als beinahe so düster wie in jenen Momenten, als die Gruppe seinerzeit in den Halblingwald am Langen See zurückgekehrt war, um zum Runenbaum zu gelangen, und erfahren musste, dass alle Lieben, die sie dort zurückgelassen hatten, von den Orks umgebracht worden waren.
    » Du musst mit ihm reden « , wisperte Borro Arvan zu.
    » Mit wem? «
    » Tu nicht so dämlich, als wärst du wirklich nur zu gebrauchen, um Baumschafe zu hüten! Meine Güte, du warst inzwischen der größte Held Athranors, und man hat dir ernsthaft die Würde des Hochkönigs angeboten! Da sollte man wenigstens so tun, als hätte man Verstand! «
    » Aber… «
    » Ich spreche natürlich von Lirandil! Auf dich hört er nämlich. Wenn ich anfange, auf ihn einzureden, ist er plötzlich so taub wie nur etwas! «
    » Er wird dich jetzt auf jeden Fall hören « , gab Arvan zu bedenken. Aber Borro machte nur eine wegwerfende Geste.
    » Unsinn! Zu sehr ist er in seine eigenen Gedanken versunken. Und genau das ist ja das Problem! Er bezieht uns nicht mehr mit ein. Hast du bemerkt, wie oft dieses blaue Licht in seinen Augen flackert? «
    » Habe ich « , gab Arvan zu. Es war ihm auch schon aufgefallen, dass dieses Leuchten in letzter Zeit immer häufiger zu sehen gewesen war.
    » Er durchforstet anscheinend andauernd dieses mysteriöse alte Wissen, das er im Turm des Asanil auf eine Art und Weise in sich aufgenommen hat, die wahrscheinlich keinem von uns wirklich klar ist. «
    » Na, und? Was ist dagegen einzuwenden? «
    » Nichts! Vorausgesetzt, er findet dort auch etwas. Aber er scheint völlig ratlos zu sein. Mal schickt er uns in die eine Richtung, dann will er, dass wir ihm kurze Zeit später in die andere folgen. So als hätte er gar keinen Plan mehr! Aber so geht das nicht weiter, und ich fürchte, du bist der Einzige, der ihm das so offen sagen kann, ohne dass er sich noch mehr in sein Inneres vergräbt. «
    » Ich werde mit ihm sprechen « , versprach Arvan.
    » Gut. «
    » Ich meinte damit: Wenn sich die Gelegenheit ergibt. «
    » Warte nicht zu lange damit, Arvan. «
    » Im Moment mache ich mir mehr Sorgen um Neldo. Er hat sich stark verändert und ist anscheinend nicht mehr er selbst.

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