Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
darüber sprechen sollte, denn es könnte unser Dorf in Verruf bringen. «
» Von uns wird es niemand erfahren « , beteuerte Whuon.
» Vor ein paar Wochen kam ein Wanderer hierher, der aus dem Norden kam. «
» Aus dem Gebiet um die Stadt der Blitze? « , fragte Lirandil.
» Ja. «
» Einer der Magier, die dort leben? «
» Nein, es war ein ganz gewöhnlicher Händler aus Bagorien. Er hatte offensichtlich eine Krankheit. Seine Augen flackerten und leuchteten immer wieder auf. Und seine Haut war so grau, wie dies bei den Bewohnern der Stadt der Blitze der Fall sein soll, obwohl ich noch nie einen von denen gesehen habe. Er sagte, er hätte den Weg nahe der Stadt der Blitze gewählt, um eine Abkürzung zu nehmen. Er war schon sehr geschwächt, als er hier ankam, und starb drei Tage später. Wir haben seine Leiche verbrannt, denn wir wussten ja nicht, ob diese Krankheit, die er sich im Norden geholt hatte, ansteckend war. «
» Hat er irgendetwas darüber gesagt, was ihm zugestoßen ist? « , fragte Lirandil.
» Er sprach von einem großen Licht, das ihn erfasst hätte. Daraufhin sei er mehrere Tage blind gewesen, ehe sein Augenlicht zurückkehrte und er sich wieder orientieren konnte. Ihr seid doch ein Elb. Kennt Ihr Euch mit dieser Krankheit aus? «
» Nein « , sagte Lirandil. » Aber ich glaube dennoch nicht, dass Ihr Euch Sorgen wegen einer Ansteckung zu machen braucht. «
Sie gingen weiter nach Nordwesten und kamen durch das sumpfige Quellgebiet des bagorischen Grenzflusses. Von den Bewohnern der Libellenreiter-Stadt wurde er der Libellenfluss genannt, da hier die als Reittiere gezähmten Riesenlibellen schlüpften. Was die Stadt selbst betraf, befolgten sie den Rat, den sie erhalten hatten, und hielten sich fern von ihr. » Mag sein, dass die Thuvasier ihre Truppen aus Altvaldanien wieder zurückziehen werden, wenn Ghool sie ruft « , sagte Lirandil dazu. » Aber ich glaube kaum, dass sie die Libellenreiter-Stadt unbewacht lassen und es ermöglichen, dass deren Bewohner sich wieder ungehindert durch die Lüfte bewegen können. «
» Ihr meint, es würden sofort ein paar Meldereiter zu Harabans derzeitiger Residenz fliegen– wo auch immer die zurzeit sein mag? « , vermutete Whuon.
» Genau. Der Waldkönig würde vom Abzug der Thuvasier erfahren und sofort mit seinen Kriegselefanten nachrücken. «
» …und die thuvasischen Söldner vielleicht weit nach Norden verfolgen. Bis zum Berg Tablanor, wenn es sein muss. Könnte es nicht sein, dass genau dies in Ghools Sinn ist? « , fragte Whuon. » Natürlich nur, wenn es stimmt, dass Ghool es auf eine einzige Schlacht abgesehen hat, in der er alles entscheiden will. «
Die beiden Männer schwiegen einen Augenblick, und Neldo meinte: » Man merkt, dass sich die Gedankengänge von Söldnern und Fährtensuchern manchmal sehr stark unterscheiden. «
Ein paar Tage später trafen sie schließlich einen Libellenreiter, der ein etwa pferdgroßes Reittier ziemlich nah über den sumpfigen Boden lenkte. Der Libellenreiter bemerkte Lirandil und seine Begleiter und hielt auf sie zu.
Die Riesenlibelle setzte auf dem Boden auf, ihr Reiter blieb allerdings im Sattel. » Es ist für Ortsunkundige nicht ungefährlich, hier zu reisen « , sagte er. » Schon so mancher hat aus den Sümpfen nicht wieder herausgefunden! «
» Ich bin keineswegs ortsunkundig « , erklärte Lirandil. » Und die Gefahren der Sümpfe sind mir seit langer Zeit gut vertraut. «
» Dann bin ich ja beruhigt « , sagte der Libellenreiter.
» Wir haben gehört, dass die Libellenreiter-Stadt belagert wird « , sagte Lirandil. » Wie kommt es dann, dass man Euch frei herumfliegen lässt? «
» Die Truppen der Thuvasier sind nordwestwärts gezogen. Es ist niemand mehr dort. Nicht einmal die Trolle, die in der Umgebung einen Teil unserer Libellenbrut gefressen haben. «
» Anscheinend sind wir nicht auf dem neusten Stand « , stellte Whuon fest.
» Unsere Stadt ist ein trauriger Ort geworden « , erklärte der Libellenreiter. » Früher hat das Summen Tausender Reittiere die Luft erfüllt. Aber jetzt sind nur noch ein paar Dutzend flugfähig. Die anderen sind so krank, dass wir nicht wissen, ob sie überleben. « Er deutete auf sein eigenes Reittier und fuhr fort: » Und bei den wenigen überlebenden Libellen kann man nie sicher sein, wie lange sie durchhalten, so schwach sind sie. Für einen normalen Meldeflug taugt keine mehr davon. Und was die Brut angeht… Die gefräßigen Trolle waren gar
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