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Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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es meinem ersten Eindruck entsprach « , erwiderte der Prinz von Arathilien dann.
    » Ich wollte Euch nicht beleidigen, Prinz Sandrilas. Aber eins solltet Ihr bedenken: Ich war es nicht, der Euch das Auge ausschlug. «
    » Ich folge meinem König « , sagte Sandrilas. » Und dem Rat unserer verklärten Toten. Alles andere braucht keinen von uns zu interessieren. «
    Von der Stadt der Winde aus, deren Lichter an der Küste zu sehen waren, ging es geradewegs auf die offene See hinaus. Die Kapitäne der Elben konnten mithilfe ihrer Kenntnisse der Sterne und der Magie navigieren. Und doch zogen sie es normalerweise vor, entlang bekannter Küsten zu segeln. Aber in diesem Fall sollte die Entfernung zu den Küsten Thuvasiens und Trollheims so groß wie irgend möglich bleiben.
    Die See wurde rasch rauer. Von der unnatürlichen Milde, die in den Gewässern um das Elbenreich herrschte und von der Arvan ganz selbstverständlich annahm, dass sie nur durch eine magische Beeinflussung des Wetters zu erklären war, konnte man schon bald nichts mehr spüren. Eisige Winde fegten über das Meer und wühlten es auf. Schneeregen setzte ein und verstärkte sich zeitweise zu Hagel. Der Himmel war am Tag so grau, dass man glauben konnte, die Dämmerung in diesem Teil der Welt würde von morgens bis abends andauern, um dann in finstere Nacht überzugehen. Wie die Elbenkapitäne bei dieser Witterung die Flotte auf Kurs halten konnten, wusste Arvan nicht. Vermutlich durch Magie. Zumindest hörte er die Steuerleute immer wieder Silbenfolgen vor sich hinmurmeln, bei denen es sich vermutlich um Formeln der Elbenmagie handelte.
    Die Tharnawn wurde von hohen Wellen erfasst, weit in die Höhe getragen, um dann nur wenig später tief hinabzustürzen. Aber die Schiffe der Elben schienen den Kräften der nördlichen See trotzen zu können, und die Besatzungen ertrugen dies alles mit Gleichmut und ohne besondere Aufregung. Arvan hingegen war so schlecht, dass Brass Elimbor mit elbischen Heilkräutern aushelfen musste.
    Tag und Nacht wechselten sich ab, und Arvan verlor jedes Gefühl dafür, wie lange diese Reise schon dauerte. Zu sehr glich sich das ewige Auf und Ab der Schiffe und Wellen, die oft so hoch waren, dass sie den Horizont verdeckten und hinter einer eisgrauen Front aus Wasser verschwinden ließen.
    » Wieso konntet Ihr nicht einfach die Lichtpfade öffnen, mit deren Hilfe Ihr mich aufgesucht und nach Alfalas gebracht habt? « , fragte Arvan irgendwann an Brass Elimbor gewandt, nachdem die Heilkräuter zu wirken begonnen hatten und sich der Zustand des einzigen Menschen an Bord der Tharnawn deutlich gebessert hatte.
    Arvan hatte Brass Elimbor diese Frage bereits mehrfach gestellt, als sie noch in Alfalas gewesen waren, aber immer nur ausweichende Antworten darauf bekommen.
    » Du gibst bei gewissen Dingen offenbar niemals auf, Arvan. «
    » So bin ich nun mal, werter Brass Elimbor. «
    » Manche Dinge sollte man als gegeben hinnehmen. «
    » Wenn ich das getan hätte, wäre ich auf meinem Herdenbaum geblieben, hätte weiterhin Baumschafe gehütet und wäre dann mit vielen anderen Halblingen aus dem Stamm von Brado dem Flüchter von den Orks erschlagen worden « , gab Arvan zu bedenken.
    Brass Elimbor bedachte Arvan schließlich mit einem prüfenden Blick und gab ihm dann doch noch eine Antwort auf seine Frage– allerdings in Form eines sehr konzentrierten Gedankens. Schon die Lichtpfadreisen, die ich deinetwegen unternehmen musste, und die Rettung dieser Gruppe von Halblingen mit ihrem narbigen Begleiter haben mich über die Maßen Kraft gekostet. Und ich fürchte, diese Kraft wird mir sehr bald schon fehlen …
    Offenbar wollte Brass Elimbor nicht, dass die feinen Ohren irgendeines anderen Elben an Bord der Tharnawn von der Schwäche ihres obersten Schamanen erfuhren. Einen Gedanken hingegen vermochte Brass Elimbor auch ganz gezielt nur an denjenigen zu richten, für den er gemeint war. Die Schwäche zu verbergen kann eine Quelle der Stärke sein, fügte Brass Elimbor noch hinzu. Und Arvan vermutete, es war kein Zufall, dass der Blick des Schamanen genau in diesem Moment auf dem Elbenstab ruhte, der aus seinem Gürtel herausragte.
    Die See wurde schließlich ruhiger, das Wetter angenehmer. Selbst mit seinen schwachen Menschenaugen hatte Arvan zeitweilig das grauweiße Nordeis sehen können, über dem in der Nacht farbige Polarlichter tanzten. Abgebrochene, südwärts treibende Eisschollen kreuzten den Weg der Flotte, dann wieder gab es

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