Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
Licht. Der Speer hätte den Halbling eigentlich durchbohren müssen. Die Wucht, mit der er geschleudert wurde, war ungeheuerlich und vermutlich durch Magie verstärkt. Aber die Lichtsäule war von einem Augenblick zum anderen verschwunden, und die Waffe landete einfach auf dem Boden.
Von dem wütenden Ruf des Dämonenreiters hörte keiner der Halblinge noch etwas.
Nicht einmal Brass Elimbor bekam davon noch etwas mit.
Der Plan
Ein eisiger Wind wehte dem alten Grebu ins Gesicht. Er stand bis über die Knöchel im Schnee, der sich an den Bäumen der Umgebung anhäufte.
Bäume!
Es dauerte einige Augenblicke, bis Grebu begriff, was das bedeutete. Bäume. Und keine Dornbüsche, Kakteen oder verkrüppelte, blattlose Gewächse aus einem Holz, das viel Rauch macht, wenn man es verbrennt.
Sie waren also mithilfe von Brass Elimbors Magie an einen anderen Ort gelangt.
» Also, ich bin ja noch nie in Utor gewesen « , meinte Rapiermeister Asrado. » Aber nach der Residenzstadt eines Provinzstatthalters des Immerwährenden Herrschers sieht das hier nicht gerade aus! «
» Und das Wetter ist hier ja noch furchtbarer als dort, woher wir kommen « , meldete sich die stämmige Jeraa zu Wort und musste sich Mühe geben, dass ihre Zähne nicht klapperten, so sehr zitterte sie inzwischen vor Kälte.
» Ich wollte durch die Art meines Reisens kein unnötiges Aufsehen erregen « , erklärte Brass Elimbor. » Deswegen habe ich den Lichtpfad ein paar Meilen vor Utor enden lassen. «
» Mir scheint, Ihr habt Euch keinen guten Ort ausgesucht « , stellte Asrado jetzt fest und griff zum Rapier. Wolfskrieger kamen zwischen den Bäumen hervor. Einer von ihren stieß einen heulenden Laut aus und deutete auf die Halblinge.
» Jetzt heißt es wohl, so schnell wie möglich laufen! « , glaubte Branto.
Stehen bleiben, Narr!, herrschte Brass Elimbor ihn jedoch mit einem Gedanken an, der so durchdringend und intensiv war, dass alle Anwesenden ihn mitbekamen. Vielleicht sogar die Wolfskrieger. Zumindest schraken sie etwas zurück.
Einer von ihnen schoss eine Armbrust ab. Der uralte Brass Elimbor bewegte sich blitzschnell zur Seite, sodass der Bolzen dicht an seinem Kopf vorbeischnellte und dann einige Schritt weiter in einem Baum stecken blieb. Nur sehr gute Elbenaugen vermochten den Flug eines Armbrustbolzens abzuschätzen. Doch die Augen des Schamanen hatten offenbar trotz seines hohen Alters nicht gelitten.
Ein dröhnendes Brüllen ertönte. Es klang wie eine Mischung aus Silben, Worten und vollkommen tierhaften Lauten. Aus dem Unterholz näherte sich ein Dämonenkrieger auf seinem Reithund, dessen Zügel er nur mit einer seiner Pranken hielt. Die andere umfasste seine monströse Doppelklingenaxt.
Die Wolfsmenschen bildeten nun einen Halbkreis um Brass Elimbor und seine Begleiter. Der Dämonenkrieger ritt auf einem Hund heran. Seine Augen glühten auf und veränderten dabei einen kurzen Moment die Farbe. Sie wurden gelb und so grell, dass die Halblinge und Qaláq ihre Augen schützen mussten. Dann stieg der Dämonenkrieger aus dem Sattel seines Reithundes. Die monströse Streitaxt schwang er dabei so leicht durch die Luft, als würde diese mächtige Waffe überhaupt nichts wiegen. » Nur Orks werden gleich getötet « , sagte er. » Mit Gesindel machen wir andere Dinge. «
Er trat auf Brass Elimbor zu, während sich die Halblinge zitternd hinter dem völlig unbewaffneten Elb zusammendrängten. Nur Rapiermeister Asrado hatte sich links neben dem Schamanen postiert und hielt auch noch immer seine schmale, perforierte und nach allen Regeln halblingischer Schmiedekunst gefertigte Klinge in der Hand. Er versuchte zumindest, nicht allzu sehr vor Kälte zu zittern. Aber den Dämonenkrieger konnte er wohl so oder so kaum beeindrucken.
Dieser blieb dicht vor Brass Elimbor stehen.
» Ihr seid Gefangene « , erklärte er.
» Euer Name ist Chorrh– und Ihr dient Mendos von Utor « , stellte der Elb fest. » Aber inzwischen hört Ihr den Ruf Eures alten Herrn. Den Ruf Ghools, für den Ihr in dieses Land geritten seid und für den Ihr gekämpft habt. Noch ist der Ruf schwach– aber Ihr sehnt Euch danach, dass er stärker wird. So stark, dass Ihr nicht mehr selbst entscheiden müsst, wem Ihr dient. Denn den Zwiespalt der eigenen Entscheidung fürchtet Ihr wie sonst nichts anderes. «
Chorrh riss sein Maul auf, stieß einen wütenden Schrei aus. Mit der Rechten stützte er sich auf seine Axt, die linke schnellte vor, um Brass Elimbor an der
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