Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
eines Tages bestrafen? «
» Ghool ruft nur in Gedanken. Aber niemand hört noch auf ihn. « Ein knurrender, tierhafter Laut kam aus seiner Kehle, und der faulige Atem des Dämonenkriegers drang bis zu Candric. Der Gestank war schier unerträglich. » Ich werde Ghool bestrafen « , verkündete er dann großspurig, reckte mit dem verkrüppelten Arm die Lanze noch einmal empor und stieß einen durchdringenden Schrei aus, in den wenig später alle anderen einfielen.
Ein größenwahnsinniger Dämonenkrieger, dachte Candric. Vor Kurzem noch selbst williger Sklave, glaubt er jetzt, sich selbst zum Herrscher aufschwingen zu können! Welch ein Narr, dass er glaubt, dass dazu nur die richtig Lanze nötig ist …
» Wenn du gegen Ghool kämpfst, stehen wir ja auf der gleichen Seite « , stellt Candric fest, als sich der Lärm gelegt hatte.
» Hängt von dir ab, Mensch. «
Die Augen des Dämonenkriegers glühten auf, während er dies sagte.
» Bei uns ist es Sitte, dass wir demjenigen folgen, der diese Lanze trägt, die du in deiner dreifingrigen Hand trägst « , sagte Candric daraufhin.
» Ich weiß « , grollte Urroch. » Darum habe ich sie vom Schlachtfeld genommen und aufbewahrt. Ein mächtiges Zeichen der Herrschaft ist sie, wie du ja selbst weißt! König über Könige kann man mit ihrem Zauber werden. Ich habe es bei euch gesehen… « Ein dröhnendes Lachen folgte. » Bei dir, Candric! Aber wer die Lanze verliert, verliert auch die Herrschaft! Und wer mir nicht folgt, sein Leben. «
» Bevor ich meine Wahl treffe, muss ich wissen, ob es wirklich die Lanze ist, die ich getragen habe. «
Urrochs Maul öffnete sich, so als wollte er gähnen. » Augen und Ohren vieler Geschöpfe sind sehr schlecht « , erklärte er.
» Steig von deinem Echsenhund, und zeig sie mir aus der Nähe! « , verlangte Candric, der in seinem Mund wieder Blut schmeckte. Aber diesmal spuckte er es nicht aus, sondern er schluckte es hinunter.
Ein Laut, der wie eine Mischung aus dem Knurren eines Raubtiers und einem höhnischen Triumphgelächter klang, drang nun aus dem Maul des Dämonenkriegers. Doch Urroch stieg von seinem Echsenhund herab.
Dem zweiköpfigen Tier schien das nicht zu gefallen. Zumindest der riesige Hundekopf knurrte vernehmlich. Von Urroch bekam er dafür einen Schlag mit der zur Faust geballten Pranke ab. Daraufhin wich der Echsenhund ein Stück zurück, und das Knurren verwandelte sich in ein Winseln. Nur der zweite, echsenartige Kopf zischte wütend und ließ dabei die lange Zunge eine halbe Armlänge weit hervorschnellen.
Urroch trat schweren Schritts auf Candric zu. Da dieser noch immer hoch zu Ross saß und Urroch um einiges größer war als ein Mensch, passte die Höhe nun genau, sodass der König die Lanze in Augenschein nehmen konnte.
Ein Augenblick entscheidet über Ruhm oder Schande für immer, dachte er. Und dieser Augenblick ist jetzt gekommen. Er riss sein Schwert heraus– nicht sein Langschwert, das ihn zu viel Kraft gekostet hätte, und auch nicht die kürzere Parierklinge, die er an der anderen Seite trug, ihm aber nicht die nötige Schnelligkeit erlaubt hätte. Stattdessen nahm er ein kurzes Breitschwert, das vorn am Sattel in einer Schlaufe steckte. Eine zweischneidige Klinge, die für den Fall gedacht war, dass der König im Reiterkampf Mann gegen Mann seine Hauptwaffe verloren hatte. Blitzschnell und mit aller Kraft, zu der Candric noch fähig war, ließ der König das Breitschwert durch die Luft wirbeln. All die Routine eines geübten Schwertkämpfers machte sich nun bemerkbar. Er traf genau, durchtrennte den verkrüppelten Arm und schlitzte dem Dämonenkrieger den Hals auf. Mit der freien Hand griff der König nach der Lanze, um deren Griff sich noch die dreifingrige Hand des Dämonenkriegers krallte. Blut spritzte aus dem Armstumpf und aus Urrochs Hals– aber auch aus Mund und Nase des Königs, der einen heiseren Kriegsruf über die Lippen brachte. Dabei reckte er mit letzter Kraft die Magische Lanze empor. Der ausblutende, verkrüppelte Arm des Dämonenkriegers wirkte dabei beinahe wie ein grausiges Banner. Die drei Finger der dazugehörigen Hand hatten sich offenbar so stark in das Holz des Schaftes verkrallt, dass sie sich nicht so einfach lösen konnten. Ehe Urroch dazu kam, eine seiner eigenen Waffen hervorzureißen, trennte ein weiterer Hieb mit dem Breitschwert dem Dämonenkrieger die langgezogene, mit mehreren Reihen raubtierähnlicher Zähne bewehrte Schnauze vom Gesicht. Urroch
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