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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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besetzt, so daß es ihm nur mit Hilfe des Wirthes gelang, in einer Ecke noch ein Plätzchen zu erhalten, wo er sich niederlassen und von der Wanderung ausruhen konnte.
    Die meisten Anwesenden gehörten zu den Kriegsleuten des Stiftes; sie thaten sich beim Biere gütlich und erzählten einander von den Thaten, die sie verrichtet hatten. Besonders war es Einer, der die große Stimme führte und grad’ darüber war, von dem Zuge des Stiftshauptmannes zu erzählen, auf welchem Caspar Gans von Putlitz in die Hände des Bischofs gerathen war. Er schnitt gar gewaltig auf und sprach von dem Putlitz und seinen Leuten, als von einem feigen Gesindel, welches keines ehrlichen Schwerthiebes würdig sei. Der Schüler hielt sich still und ruhig in seiner Ecke, aber die Blicke, mit denen er hier und da den Sprecher maß, zeigten, daß ihm die Rede desselben nicht angenehm und willkommen sei. Dieser bemerkte gar wohl das scharfe Auge, welches ihn immer verächtlich anblitzte, sobald er eine neue Lobeserhebung hervorposaunte, und dies wurde ihm endlich so unangenehm, daß er sich erhob und zu dem Jünglinge trat.
    »Was siehst Du mich denn so besonderlich an, Kleiner?« frug er mit laut schallender Stimme. »Wenn Du vielleicht denkst, einen Zweifel an meinen Worten zu haben, so komm hervor; ich will Dir die Wahrheit zeigen!«
    »Was gehen mich Eure Worte an? Macht Euch an Euren Platz zurück und laßt mich in Ruh. Zudem aber merkt Euch wohl, daß Ihr nicht Meinesgleichen seid und Euch also einer manierlicheren Anrede zu bedienen habt!«
    »Ich nicht Deinesgleichen? Donnerwetter, ich bin der Gefängnißvoigt auf Schloß Ziesar, der schon manchen großmäuligen Wicht zur Demuth gezwungen hat; und wer bist denn Du? Doch höchstens ein ausgewiesenes Studentlein, dem es in seinem Uebermuthe nach einer tüchtigen Tracht Prügel verlangt. Kannst sie haben, wenn Du sie begehrst!«
    »Hört!« rief Joachim dem Wirthe zu, »nehmt diesen Mann von mir weg, wenn Ihr Frieden im Hause haben wollt!«
    »Seht, er muß Andere zu Hilfe rufen, weil er nicht den Muth hat, sich selbst zu wehren! Mit den Leuten von Ziesar ist nicht gut Obst essen, und es geht ihm gerade wie Denen von Putlitz, die auch vor Angst und Entsetzen nach dem Schwerte zu greifen vergaßen, als wir anrückten. Der Caspar hat an allen Gliedern gezittert, als unser Stiftshauptmann, Herr Hans von Röder, ihn bei dem Fittiche genommen hat.«
    »Das lügt Ihr! Der Caspar Gans von Putlitz hat noch vor anderen Männern gestanden und sie niedergeworfen, als Euer Stiftshauptmann ist. Ihr würdet wohl gar anders sprechen, wenn einige Putlitz’sche Mannen sich hier befänden und auf Eure Rede merkten!«
    »Was? Der Lüge willst Du mich zeihen, mich, den Matthias Schabegast von Ziesar? Und den Herrn Stiftshauptmann Hans von Röder wagest Du zu verleumden? Das soll Dich jetzt und allezeit gereuen! Hinaus mit dem Verräther, der sich des Putlitz annimmt und unseren hochwürdigen Herrn beleidigt!«
    Er riß den Tisch auf die Seite und wollte Joachim fassen.
    »Bleibt weg von mir,« warnte ihn dieser. »Ich habe keinen Streit mit Euch gesucht und will in Frieden meinen Platz behalten. Doch dürft Ihr darum nicht meinen, daß ich Euch fürchte.«
    »Deinen Platz sollst Du haben, aber nicht hier. Komm heraus!«
    Er hob die Arme, um nach ihm zu greifen, aber noch ehe er dazu kam, flog er zurück und stürzte, so lang er war, über einen Tisch, den er mit sammt den Leuten, welche daran saßen, zu Boden riß. Fluchend sprang er wieder empor, um seinen Angriff zu erneuern; da aber faßte ihn eine kräftige Hand und hielt ihn zurück.
    »Halt, Bruder Matthias, was ist denn für ein Teufel in Dich gefahren, daß Du Dich zum Vergnügen hier am Boden wälzest?«
    Schon hatte er eine derbe Antwort auf der Zunge, als er, den Fragenden erkennend, sie wieder verschluckte. Es war Märten Stelzer, welcher eingetreten war und ihn in der unangenehmen Situation überrascht hatte.
    »Märten, alte Kriegstrompete, wie kommst denn Du wieder einmal nach Ziesar? Hast wohl das junge Fräulein hergebracht?«
    »Ja, aber sag’, was hast Du denn verloren, daß Du so eifrig da unten auf der Diele herumkramerst?«
    »Verloren?« frug Matthias, indem sein Gesicht den vorherigen zornigen Ausdruck wieder annahm. »Nichts habe ich verloren, sondern ich bin nur bei der Bestrafung dieses Bürschchens hier ein wenig ausgerutscht. Warte einen Augenblick, bis ich ihm das Loch gewiesen habe!«
    »Halt, Matthias, diesem wackeren

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