Der beiden Quitzows letzte Fahrten
ein Ende.«
»Was sagt Ihr dazu?« frug sie den Jüngling.
»Ich meine, daß Euch die Umkehr wenig helfen wird, da sie Euch einholen würden, oder Ihr in andere schlimme Hände kommt. Reitet langsam weiter, damit sie denken, daß ihre List gelungen sei, und wenn sie hervorbrechen, so gebraucht Ihr die Sporen und macht, daß Ihr ihnen aus den Augen kommt.«
»Und was wird dann mit Euch?«
»Um mich dürft Ihr keine Sorge tragen; ich werde schon mit ihnen umzugehen wissen.«
»Mit Verlaub, mein werthes Junkerlein, da kommt Ihr dem alten Märten Stelzer noch lange nicht! Ihr seid ein liebes, junges Blut, und ich werde nimmermehr zugeben, daß Ihr Euch für uns in eine Gefahr begebt. Wenn sie Euch todtgeschlagen haben, so ist Euch nicht mehr zu helfen, und darum – – seht, da habt Ihr sie schon. Schlagt zu, mein edles Jungherrlein, und springt dann zu mir auf das Pferd!«
Der fahrende Schüler aber vernahm diese Worte nicht mehr, denn sobald die Angreifenden von der Seite hervorbrachen, riß er den Degen aus der Scheide und warf sich ihnen entgegen.
»Rasch davon!« rief er dem Mädchen zu. »Ich werde Euch die Bahn frei halten!«
Aber sie schien mit ihrem Thiere an den Boden gefesselt zu sein und seinen Ruf vollständig zu überhören. Sie sah nicht auf die Männer, welche sich an sie zu drängen suchten, sondern nur auf ihn, der sie muthig von ihr abhielt, und mit seinem Schwerte gegen sie arbeitete, als sei er ein alter, viel erprobter Recke, den es wenig kümmere, ob er ein Dutzend Gegner mehr oder minder vor sich habe. Auch Märten Stelzer hatte blank gezogen und zeigte, daß es ihm an Muth und Geschicklichkeit, seine junge Herrin zu vertheidigen, nicht mangele. Ein so kräftiger Widerstand war nicht erwartet worden, und zudem war es nur eine geringe Anzahl herrenloser Lanzknechte, die obendrein keine Pferde besaßen und nur den einen Berittenen unter sich zählten, welcher ihnen die Nachricht von den Nahenden gebracht hatte. Das Pferd desselben war gleich von dem ersten Hiebe Joachims so getroffen worden, daß es mit dem Reiter auf und davon rannte, und die Uebrigen fühlten sich den zornigen Schlägen Märtens und den gewandten Streichen des fahrenden Schülers auf die Dauer nicht gewachsen, so daß sie gar bald das Hasenpanier ergriffen und zwischen den Sträuchern verschwanden.
Märten Stelzer wischte seine Klinge an dem flockigen Felle seines Fuchses ab und wandte sich erstaunt zu Joachim:
»Hört einmal, mein werthes, junges Herrlein, Ihr führt ja eine Klinge, vor welcher der beste Rittersmann Respect haben muß! Ich habe mich gar viel in der Welt herumgeschlagen, aber es sind mir dabei Wenige begegnet, welche die edle Kunst der Waffen in der Weise ausgeübt haben, wie Ihr. Ihr müßt in eine feine Schule gegangen sein, da Ihr als ein so junges Blut so meisterhafte Streiche zu führen versteht!«
Auch Marie wollte in ein belobendes Wort ausbrechen, aber ihre Anerkennung verwandelte sich in einen Ausruf der Angst und Sorge, als sie den Jüngling bluten sah.
»Um Gott, Ihr seid ja doch verwundet!« rief sie. »Zeigt her, ob es gefährlich ist.«
»Laßt Euch diese kleine Schramme nicht anfechten,« antwortete er. »Es ist ein Schnitt in den Arm, der kaum durch die Haut gegangen ist; er wird mir nicht viel Schmerz und Störung bereiten.«
»So seid Ihr jungen Leute, mein werthes Herrlein! Immer ohne Gram und Sorge! Und doch wie bald kann aus solch einem Risse in der Haut eine Wunde werden, aus der das Leben von dannen geht. Kommt, laßt Euch verbinden!«
»Ja, zeigt her,« rief Marie; »wir müssen die Blutung stillen und hier mein Tüchlein darum binden!«
»Laßt dies jetzt noch warten, bis wir diesen Ort hinter uns haben, wo es für uns nicht geheuer ist! Wer bürgt uns dafür, daß wir nicht wieder und zwar von einer größeren Zahl angerannt werden! Es kann nicht mehr gar weit nach Wollin sein, wo ich mich dann Eurer Pflege ohne Gefahr und Schaden hingeben kann.«
Er wand sich das dargebotene Tuch um den Arm und schritt sodann rüstig vorwärts, ohne zu beachten, daß Märten Stelzer ihm sein Pferd anbot. In Wollin ließ er sich dann kunstgerecht verbinden, und nachher setzten sie ihren Weg über Glienicke nach Ziesar fort, wo sie ankamen, als der Abend hereinzudunkeln begann.
Nun erhob sich ein Wettstreit zwischen ihm und Marie, welche nicht zugeben wollte, daß er sich nach einer Herberge umsehe.
»Nein, das dürft Ihr nicht,« rief sie eifrig. »Ihr habt uns einen gar wichtigen
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